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29.08.2014

Höhlentour ins Angerlloch – Eine Tour mit kleinen Hindernissen

Filed under: Tourenberichte — admin @ 13:09

24.08.2014, mit Michael Kreuz – Ob es dieses Jahr klappt? In den letzten Jahren ist die Höhlentour zum Angerlloch dem schlechten Wetter zum Opfer gefallen. Aber irgendwann muss es ja passen. Nachdem zuerst die Anmeldungen zäh liefen habe ich mich entschlossen, die Tour unabhängig von der Teilnehmerzahl durchzuführen. Damit sich wenigstens zwei fanden, wurde die Tour kurzentschlossen dann sogar auf den Sonntag verlegt. Und siehe da, schon waren da noch drei Teilnehmer, also fünf insgesamt.

Der Wetterbericht zeigte bis 10 Uhr noch leichten Regen. Dann aber sollte es besser werden. Für eine Höhlentour ist dabei weniger der aktuelle Regen interessant sondern eher der der letzten Tage. Dieser entscheidet darüber, wieviel Wasser in einer Höhle evtl. noch steht oder durch die Decke sickert.

Wir starteten also pünktlich um 8 Uhr in Erding. Über Sauerlach und Geretsried sollte es zum Walchensee gehen. Allerdings war die Straße nach Geretsried gesperrt. Also nach Wolfratshausen und dort auf die Autobahn. Denkste! Die Autobahnauffahrt Richtung Süden war ebenfalls gesperrt. Also auf der Umleitung bis Penzberg. So kommt man ganz unverhofft auf einen Blick auf den Starnberger See. Dafür wurde das Wetter immer besser. So etwas Zeitverlust kann auch seine Vorteile haben. 😉

Bei Einsiedel fanden wir dann auch schnell den Parkplatz für den Start. Für Höhlen empfiehlt sich alte Kleidung, die auch schmutzig werden darf. Bei richtigen Lehmhöhlen bringt man den auch nie wieder ganz aus der Kleidung. Das Angerlloch aber ist vergleichsweise sauber. Richtige Höhlenforscher haben natürlich Ihren Schlaz (so heißt der Overall der Höhlenforscher).

Der Regen hatte dafür inzwischen ganz aufgehört. Auf einer Forststraße geht es nur wenige Meter weit. Dann heißt es schon ins Gelände abbiegen. Von meiner ersten Tour hierher wusste ich noch, dass es rechts von einem Graben über die Böschung hochgeht. Aber war es dieser Graben? Muss wohl so sein, denn es sieht nach einem Pfad aus (wusstet Ihr schon, dass die Irrwege immer gut ausgetreten sind – schließlich gehen die Menschen dort hin und zurück 😉 . Wie sich aber kurz später herausstellt, sind wir etwas zu früh abgebogen. Durchs (nasse) Gelände geht es aber gut zu queren. Und etwas weiter oben treffen wir dann rechts von uns auf den zweiten=richtigen Graben.

IMG_1365Am Höhleneingang angekommen, ziehen wir unsere Helme mit den Stirnlampen an. Auch stellt sich die Frage „Noch ein Pullover oder nicht?“. In einer Höhle hat es das ganze Jahr konstant 6 bis 8 Grad. Da kann es einem auch schnell zu kühl werden. Die Rucksäcke lassen wir draußen. Drinnen würden Sie uns nur im Weg umgehen. Dafür gibt es bei Höhlengehern einen speziellen Schleifsack. Der heißt so, weil man ihn an Engstellen hinter sich her schleifen (oder vor sich schieben) kann. So schlimm (sprich eng) wird’s aber heute nicht werden.

Das Angerlloch hat zwei Ein- bzw. Ausgänge. Der Untere kann dabei auch einmal unpassierbar sein, wenn es viel geregnet hat. Eine kurze Erkundung aber zeigt uns, dass der Ausgang frei ist. Der Plan ist also durch den oberen Eingang rein und unten raus.
Die Höhle ist übrigens von 1. Oktober bis zum 30 April zum Fledermausschutz abgesperrt. Es findet jedes Jahr im Winter eine Fledermauszählung statt. Hier gibt es Mops-, Bart-, Wimpern, Fransen- und Wasserfledermäuse sowie einige Große Mausohren, Braune Langohren und Kleine Hufeisennasen (mehr dazu unter http://members.gaponline.de/lbvgap/Artenschutz/Fledermaus/Projekte/all.php).

FledermausKurz bevor wir starten kommt die Sonne. Eine erste kleine Kletterei meistern alle gut. Dabei helfen wir uns gegenseitig. So eine Hand von oben ist doch ein viel besserer Griff als vom Wasser abgeschliffener und polierter Stein. Während in den ersten Metern noch Licht durch Spalten eindringt wird es nach der nächsten Ecke stockdunkel. Nun gilt es sich an das Scheinwerferlicht zu gewöhnen und einige Felsabsätze abzuklettern.

AbkletternEtwas ungewohnt im Dunkeln. Aber auch hier helfen wir uns wieder, indem der Vordermann einfach ein wenig zurück leuchtet und auch mal den entscheidenden Tipp zu Tritten oder Griffen gibt. Zu Sicherheit hänge ich außerdem ein Geländerseil ein. Alle meistern dieses Stück aber souverän.

Jetzt kommt die erste Abzweigung. Dort geht es später geradeaus zum unteren Ausgang (so die Theorie). Wir biegen erst einmal rechts ab. Der Raum weitet sich. Es gibt viele Graffitis an den Wänden. U.a. 1972 lesen wir.

GruppeEin kleines Bächlein kommt uns entgegen. Diesem folgen wir um mehrere Ecken. Bald darauf können wir uns entscheiden. Über den Felsblock oder unten durch? Jeder macht es wie er will. Oder hängt es evtl. auch von der Größe ab?

Unten durchGleich darauf befindet sich eine schöne Felsstufe mit Sinterterrassen. Der Untergrund schimmert rot und gelblich. Über einen schmalen Balken balancierend überqueren wir eine weitere wassergefüllt Stelle.

Sinter

Sinter

Ob der alten Balken jeden aushält? Ansonsten würde man wohl mindestens 1 m tief baden gehen. Nun geht’s vor uns nicht mehr weiter. Nur noch Wasser. Links über uns gibt es aber wieder einige Felsstufen. Dort hinaus also. Zur Sicherheit gibt’s wieder ein Fixseil zur Unterstützung.

BalkenAnschließend gilt es immer wieder dem knöcheltiefen Wasser auszuweichen. Entweder über spreizen an den Felswänden und/oder mittels großen Steinen, die hier im Wasser liegen. Wer Gummistiefel hat, kann aber natürlich auch einfach durch gehen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAVor uns ist ein kleiner Siphon. Es ist nicht zu erkennen wie tief er ist und ob man hier tauchend weiterkommen würde. Nachdem wir keinen Neoprenanzug dabei haben wollen wir es aber auch nicht versuchen. Dafür geht es nochmals einige Meter rechts hoch.
Das Ende aber naht schon bald. Am Kristallsiphon ist es aus. Hier liegt noch ein Schlauch, mit dem man diesen zumindest soweit ablassen kann, dass man ohne Tauchen weiter kommen könnte. Heute aber ist der Siphon randvoll. Für später Nachkommende starten wir den Ablaufvorgang (hydrostatischen Prinzip, kommunizierende Röhren), den dies dauert sicherlich einige Stunden. Anton trägt uns derweil in das hier befindliche Höhlenbuch ein.

EndeNun machen wir uns wieder auf den Rückweg. Einige haben doch ein wenig die Orientierung verloren. Erst an markanten Punkten gibt es den Wiedererkennungseffekt. „Ah, hier sind wir“ ist dann zu hören. An der Abzweigung, wo wir von links gekommen sind, geht es nun nach rechts. Der kleine Bach dem wir gefolgt sind, verschwindet hier in einem Loch im Kies. Ich scherze noch, dass auch wir dort durch müssen und ernte dafür nur skeptische Blicke. Nein, keine Angst. Natürlich gibt es schon einmal Engstellen in dieser Höhle. Aber so eng wird’s nun auch wieder nicht.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAZwei Ecken weiter verjüngt sich der Spalt und steigt an. Geht’s hier wirklich nach oben zum unteren Ausgang? Als sich dann noch eine Absatz von vielleicht vier Meter vor mir auftut, an den ich mich partout nicht erinnern kann, werde ich skeptisch. Da schafft auch der nagelneue Bohrhaken kein Vertrauen. Wie bei jeder Bergtour empfiehlt es sich auch in der Höhle bei Unsicherheit bezüglich des Weges zum letzten bekannten Punkt zurückzukehren. Haben wir irgendwo eine Abzweigung übersehen? Leider finden wir außer den bekannten Spalten und Kluften keinen anderen Weg. Daher entschließe ich mich, den selben Rückweg wie beim Einstieg zu nehmen. Nur gut, dass die Seile noch nicht abgebaut sind. So kann man diese nochmals schön zur Unterstützung nehmen.

An dieser Stelle ein ganz großes Lob an alle Teilnehmer. Sie haben die kleinen Kletterpassagen auch im Aufstieg wieder sehr gut gemeistert. Nach zwei Stunden hat uns das Sonnenlicht wieder.

DraußenNun wollen wir es aber nochmals wissen. Wo wäre es denn unten herausgegangen? Wir gehen als den unteren Eingang hinein. Dieser endet nach zwei kurzen niedrigen Stellen in einer großen Kluft. Über uns geht nach links hinten ein Spalt hoch. Und dort oben sehen wir einen nagelneuen Bohrhaken. Der kommt mir bekannt vor. Hier also wären wir herausgekommen. So war ich also oben doch richtig gewesen und wir hätten nur diesen Absatz an der Wand abklettern müssen. Irgendwie sieht es bei einer anderen Perspektive halt ganz anders aus.

Die Teilnehmer versicherten mir, dass es aber allen sehr viel Spaß gemacht hat. Bei Sonnenschein geht es auf einem Pfad wieder zurück ins Tal. Zwischendurch zeigt sich auch noch der Schwammerlsucher in einem der Teilnehmer. Nach gut 20 Minuten Gehzeit sind wir schon wieder bei unseren Fahrzeugen. Mit diesen fahren wir zurück nach Einsiedel und gönnen uns noch Kaffee und Kuchen.

Höhlentouren sind bei uns im Alpenkranzl noch Neuland. Mal sehen, ob sich ein harter Kern für diese alpine Disziplin bildet. Mich würde es freuen. Genauso wie die nächste Höhlentour.

Mit dabei: Renate, Werner, Constanze, Mike und Anton
Tourenführer und Bericht: Michael Kreuz
Fotos: Renate und Michael

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