30.6.2014, mit Constanze Klotz – Mau, Mau – und nochmals Mau. Nein, ich spiele nicht Karten, ich zähle gerade die Teilnehmer der Tour auf. Eine Drei-Generationen-Wanderung! Das haben wir selbst mit der Familiengrupppe bisher nicht fertig gebracht. Um es gleich zu sagen: Der kleine Christoph hat nicht nur den Altersdurchschnitt ordentlich gesenkt, er war superbrav, selbst bei der Kirchenführung. Respekt!
Aber nun von vorne: Der Start am Morgen verzögert sich, da eine Teilnehmerin aus Poing mit der S-Bahn kommen wollte, aber nicht da ist. Wir schauen und suchen, selbst nach Erding zum Endbahnhof fahren wir – sie ist nicht da. (Des Rätsels Lösung erfahre ich abends per Telefon: In Markt Schwaben im abgehängten Wagon sitzengeblieben!) So kommen wir in Kelheim am Parkplatz verspätet an, Moni und Susi aus München sind schon 40 Minuten da.
Obwohl die Wettervorhersage nicht gut ist, starten wir gutgelaunt und ohne Regen an der Schiffsanlegestelle. Da knipsen wir gleich mal ein paar Bilder, von der Befreiungshalle, den Schiffen, die vor allem Christof faszinieren, und natürlich von unserer Gruppe, da wir alle noch munter und frisch sind.
Wir laufen am Flußufer stromaufwärts, wenige hundert Meter nach der Stadt treten die Felsen bereits enger zusammen, eine malerische Landschaft.
Der Kalkriegel, den die Donau hier durchbricht, gehört noch zum Jura. Vor 150.000 Jahren hat die Donau diesen Lauf genommen, vorher floss sie durch das wesentlich breitere und auch von ihr geschaffene heutige Altmühltal. Dieser Durchbruch ist für den Fluß eigentlich zu eng, die Strömung ist schnell und es gibt gefährliche Wirbel. Die gewerbliche Schifffahrt endete früher hier, seit 20 Jahren gibt es den von Kelheim ausgehenden Rhein-Main-Donau-Kanal, der nördlich das Bett der Altmühl nutzt.
Das Tor zum Klösterl, einer Felsenkirche mit angeschlossener Wirtschaft und Biergarten, ist leider geschlossen, wir blinzeln nur durch die Mauerlöcher. 1955 wurde eine Staustufe kurz oberhalb Kelheims am Michelsberg geplant, diese konnte (den Naturschützern sei Dank) verhindert werden, im Stausee wäre das Klösterl verschwunden. Dafür erkunden wir die kleine Durchgangshöhle direkt dahinter, man kann sich gut vorstellen, dass hier bereits unsere Vorfahren in der Steinzeit lebten.
Am ehemaligen Gehöft Wipfelsfurth befindet sich eine wunderbare Streuobstwiese. Diese Fläche ist vermutlich durch einen Meteoriteneinschlag entstanden, deshalb weichen hier die Felsen um ein paar hundert Meter vom Fluß zurück. Wir nehmen gleich hier den kinderwagenfreundlichen Weg hinauf auf die buchenbestandene Höhe. Eine gute Entscheidung, wie wir später feststellen, da der andere Weg matschig und rutschig durch den Dauerregen ist. An einer Waldkreuzung kommt uns ein Schwarm Schüler entgegen, vier Klassen machen einen gemeinsamen Ausflug: Da summt es nur so im Wald. Von den Aussichtsfelsen hat man einen wunderbaren Blick hinunter auf Kloster Weltenburg.
Eine tolle Lage! Klar, dass hier eines der ersten Klöster rechts des Rheines im 6. Jhdt. gegründet wurde, bereits vorher gab es einen Minervatempel oberhalb, dort wo sich heute das Frauenkircherl befindet. Es gibt einen Keltenwall, der Limes ging hier vorbei und sogar aus der Steinzeit gibt es Funde. Uraltes Kulturland.
Aufpassen heißt es beim kurzen Abstieg, die Wurzeln sind glitschig heute. Wir setzen mit einer Zille über, ohne jeden Steg geht es selbst mit Kinderwagen problemlos an und von Bord.
Während der Überfahrt setzt der Regen ein, na das ist ein Timing! Denn gleich sitzen wir im Trockenen. Obwohl das hier ein Massenbetrieb ist, ist alles bestens organisiert. Alle sind erfreut über das leckere Essen und den prompten Service. Nach dem Essen hält der Regen an, aber das macht nichts, denn jetzt steht nicht Wandern, sondern Kultur auf dem Programm.
Wir haben eine Kirchenführung gebucht und diese macht einer der Mönche persönlich. Pater Gregor läßt uns die Kirche erleben, er erklärt nicht nur, sondern nimmt uns mit als Gläubige in dieses wunderbare Gotteshaus. Wir ziehen singend vom Vorraum in den Hauptraum und die Führung endet mit einem Lied und einer Segnung durch den Pater. So fühlt man sich nicht als Betrachter, sondern eingebunden.
Die Klosterkirche ist wirklich etwas besonderes: Mit ihr begann der Ruhm der Gebrüder Asam, es ist ihr erstes gemeinsames, großes Werk. Cosmas Damian Asam hat sich selbst verewigt in der Kirche, im Barock durchaus üblich.
Beeindruckend die Decke, man wähnt sich unter einer Riesenkuppel und stellt draußen erstaunt fest, wie niedrig das Dach der Kirche ist. Unüblich der Chor: Ihn ziert weder ein Kreuz noch eine Marienstatue, sondern ein imposantes Reiterstandbild des heiligen Georgs mit Drachen. Von hinten beleuchtet, ohne Kunstlicht!
Bevor wir uns auf den Rückweg machen, schauen wir uns im Dokumentationszentrum des Felsenkellers noch einen Film über das Leben der Mönche an und machen uns schlau über die Entstehung des Donaudurchbruchs und die Geschichte des Benediktinerklosters.
Über das Frauenkircherl geht es dann steil den Berg hinauf, anschließend vorwiegend durch Wald auf der Höhe entlang. Es beginnt zu regnen, doch bis die letzten die Anoraks anhaben, hört es wieder auf. Ein steter Wechsel zwischen Sonne und dichten Wolken jagt über den Himmel. Den letzten Aussichtsfelsen wollen einige gar nicht mehr mitnehmen, aber dieser bietet das beste Panorama:
Wenig später erreichen wir Kelheim und damit geht eine erlebnis- und abwechslungsreiche Wanderung zu Ende.
Mitgewandert sind: Otti, Daniela mit Christoph, Elfriede und Harald, Brigitte und Leo, Marion, Meta, Karin, Renate, Karin und Gisela, Moni und Susi, Lotte.
Leitung und Bericht: Constanze Klotz