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14.10.2013

Gletscherkurs Aufbau

Filed under: Kurse,Tourenberichte — admin @ 17:36

5. – 8. September 2013, mit Simone Heer und Matthias Ruderer – An einem warmen und sonnigen Donnerstagmorgen ging es von Erding ins Pitztal. Ausgangspunkt war der kleine Ort Mandarfen auf knapp 1700 m.

Nach einer üppigen Mittagspause begannen wir mit dem Aufstieg Richtung Taschachhaus. Auf dem Weg dorthin durften wir bereits erste mehr oder weniger erfolgreiche Orientierungsübungen durchführen. Nebenbei gab es auch etwas Wolkenkunde, Simones „Spezialdisziplin“.

Eine Viecherei, so ein Kurs ...

Eine Viecherei, so ein Kurs …

Auf der Hütte angekommen ging es nach einer kurzen Zwischenpause auch gleich an eine nahe gelegene Felswand, um die im Grundkurs erlernte Seiltechnik zur Spaltenbergung aufzufrischen. Für zusätzliche Action sorgte eine Hubschrauberrettung in unmittelbarer Nähe.

Am folgenden Morgen ging es dann erstmals auf den Gletscher. Nach einstündigem Zustieg wurden die Steigeisen angelegt und das Blankeis betreten. Die im Grundkurs erlangten Steigeisentechniken wurden wiederholt und ausgebaut. Als besondere Herausforderung entpuppte sich der frontale Abstieg im Steileis. Die Passagen wurden immer steiler und die Oberschenkel immer heißer.

Übung mit heißen Oberschenkeln

Übung mit heißen Oberschenkeln

Das Highlight des Tages war aber definitiv das Eisklettern. Nachdem Simone und Matthias nach längerer Suche eine geeignete Wand fanden und eine kurze Einweisung gaben, ging es auch schon los. Die Schwierigkeit bestand darin, das Becken möglichst nahe an der Wand zu halten und die Zacken der Steigeisen frontal ins Eis zu rammen. Man neigt nämlich eher dazu die Knie nach außen zu beugen und die Steigeiesen seitlich ins Eis zu setzen. Auch der richtige Einsatz der Eisgeräte will gelernt sein.  Nachdem die vorherigen Übungen vor allem die Beine beanspruchten, waren nun die Arme dran. Königsdisziplin war das Erklimmen der Wand mit nur einem Eisgerät. Da allerdings das Eis seine beste Zeit bereits hinter sich hatte und ziemlich bröselig geworden war, stellte sich diese Aufgabe für uns Neulinge als fast nicht machbar dar.

Im steilen Eis

Im steilen Eis

Zurück auf der Hütte wurde die Tour für den nächsten Tag geplant. Aufgrund der eher mauen Wettervorhersage fiel die lange Gletschertour zur Wildspitze flach. Einige Teilnehmer hatten den zweithöchsten Berg Österreichs bereits bestiegen, daher hielt sich die Enttäuschung in Grenzen. Stattdessen empfahl uns der Hüttenwirt die Besteigung der 3430m hohen Sexegertenspitze.

Auf einer Vielzahl an Schmierzetteln wurde in produktiver Teamarbeit eine komplexe Gleichung für die Gesamtgehzeit der geplanten Tour errechnet. Die beiden Tourenleiter haben sich währenddessen zurückgezogen, um selbst die Tourendauer zu bestimmen. Beide Werte lagen mit 8,5 bzw. 9 Stunden nahe beinander, was eigentlich für die Gruppe spricht, oder aber gegen die Guides. Was zutreffen sollte, erfuhren wir erst am Ende des nächsten Tages.

Aufstieg bei bestem Wetter

Aufstieg bei bestem Wetter

Frühmorgens brachen wir bei sonnigem Wetter Richtung Gletscher auf. Das Starttempo von Eva war ideal, so dass wir alle entspannt am Gletscher ankamen. Anschließend mussten wir ein steiles Blankeisfeld queren, welches vor allem die Guides zum Schwitzen brachte. Dieses nette Detail erfuhren wir aber erst am Ende der Tour. Nach schweißtreibendem Aufstieg über Schnee und losem Gestein erreichten wir unsere erste Spitze mit bereits einstündiger Verspätung. Das eigentliche Tourenziel, die Sexegertenspitze, war zu diesem Zeitpunkt in weite Ferne gerückt.

Nach einer ausführlichen Pause war geplant, über einen schmalen Felsgrat wieder zum Gletscher abzusteigen. Der Grat erwies sich aber als bedeutend kniffliger als gedacht, da das Gestein durch gestiegene Temperaturen sehr brüchig war. Wir mussten den Grat also verlassen und eine Alternativroute einschlagen. Diese war nicht weniger spannend, da wir erstens über ein Geröll- und Schneefeld mehr oder weniger elegant abrutschen mussten und zweitens auch noch ein kurzes Stück abgeseilt werden mussten.

Zurück auf der eigentlichen Route entschieden wir uns aufgrund des immer noch guten Wetters doch noch die Sexegertenspitze zu besteigen. Der steile Anstieg im tiefen Schnee war anstrengend, der Ausblick aber lohnenswert. Der Abstieg war nicht minder abwechslungsreich als der Aufstieg. Es mussten Gletscherspalten übersprungen, Steilpassagen mit Pickelunterstützung gemeistert und Blankeis überquert werden. Die geplante Dauer der Tour wurde deutlich überschritten, insgesamt waren es fast 11 Stunden.

Beeindruckende Umgebung

Beeindruckende Umgebung

Am nächsten Tag stand zur Debatte, ob wir erneut zum Gletscher aufsteigen oder aber in Hüttennähe nach einer geeigneten Übungsumgebung suchen sollten. Aufgrund der anstrengenden Tour vom Vortag fiel das Votum relativ deutlich zugunsten der Hütte aus. Ein in ca. 4 Meter Höhe befindlicher Querbalken diente zur Befestigung des Seils für die Selbstrettung. Nach kurzem Training kam es zum Duell. Jeweils zwei Teilnehmer mussten gleichzeitig gegeneinander antreten. Gewinner war derjenige, der es als Erster schaffte, ein ca. 10 m langes Seil empor zu steigen. Gemein war hierbei, das ständige neues Seil von den sichernden Personen nachgelassen wurde. Man bewegte sich quasi auf der Stelle. Höhepunkt war das Duell der beiden Guides. Beim Kampf der Geschlechter konnte sich Matthias knapp durchsetzen.

Auf in die Westalpen!

Auf in die Westalpen!

Nach dem Abstieg wurden beim letzten gemeinsamen Essen die Tour und die vermittelten Inhalte reflektiert. Abschließend bleibt festzuhalten, dass der Aufbaukurs ideal ist, um künftig auch Touren in den Westalpen zu bewältigen. Die beiden Guides haben ihre Sache klasse gemacht und haben wesentlich zum lehrreichen Kurs beigetragen. Ein herzliches Danke dafür!

Tourenleiter: Simone Heer und Matthias Ruderer
Teilnehmer: Andreas, Christoph, Eva (Fotos), Martin, Matthias (Bericht), Tobias

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