Ratsch-Bladl – DAV Alpenkranzl Erding Alpenkranzl-Informationen 08/2010-12/2018

07.08.2013

Wildspitze 3. Versuch oder Hochtouren rund um die Vernagthütte in den Ötztaler Alpen

Filed under: Tourenberichte — admin @ 20:19

06.-09.Juli 2013 mit Karola Rübensaal und Michael Kreuz  -„Da habts eich ja was vorgnomma!!“. Diesen Satz wird Karola so schnell nicht vergessen. Spätestens jetzt im Jubiläumsjahr „90 Jahre Alpenkranzl Erding“ ist die Gleichberechtigung der Frauen im Alpenkranzl auf alle Fälle gesichert.

Doch erst mal ganz von Anfang an. Findet die Tour statt oder wird sie wieder wie im Vorjahr abgesagt? Am Mittwoch Abend kam endlich das erlösende Mail von Michael, dass die Tour zur Wildspitze stattfindet. Dieses Jahr hatte der Wettergott ein Einsehen mit uns. Spätestens mit diesem Startschuss packten die Kranzler ihre Rucksäcke. Pünktlich um 06:00 Uhr am Samstag fuhren 8 müde aber dennoch gutgelaunte Kranzler Richtung Ötztal. Nach der Ankunft in Vent (1895m) ging es bei strahlendem Sonnenschein zur Materialseilbahn der Vernagthütte, wo ein Teil unserer Ausrüstung direkt zur Hütte transportiert wurde (welch ein Luxus!!).

Zum Hochjochhospiz

Zum Hochjochhospiz

Weiter führte uns der Weg über die Hochjochhospizhütte (2412m) zur gletscherfreien Mittleren Guslarspitze (3128m). Nach einer ausgiebigen Rast ging es über die nordseitigen Schneefelder abwärts.

Schneefelder Guslarspitze

Schneefelder Guslarspitze

Dabei sanken wir aufgrund der unterschiedlichen Kranzlergewichte, sowie verschiedener Abstiegsspuren teilweise bis zur Hüfte im Schnee ein. Ein Phänomen, das uns in den nächsten Tagen weiter begleitete. Bei ungefähr 2630m überquerten wir einen Bach und der letzte Gegenanstieg zur Vernagthütte (2755m) wurde in Angriff genommen. Nach dem Abendessen stellte Michael den Tourenplan für den nächsten Tag, die Hochvernagtspitze (3530m) vor. Der Hüttenwirt wurde von Michael noch überredet, das Frühstück um 05:00 Uhr bereitzustellen. Karola, unsere 2. Tourenführerin stellte fest, dass bei 4 weiblichen, sowie 4 männlichen Teilnehmer/-innen eine reine Frauenseilschaft möglich wäre, was doch sicherlich noch bei keiner geführten Tour im Alpenkranzl vorgekommen wäre. Nach intensiven Nachdenken wusste selbst Michael von keiner reinen Frauenseilschaft. Fazit Tag 1: Höhenmeter Aufstieg 1300, Höhenmeter Abstieg 450, Gehlänge 13 km und 8 müde Kranzler.

Am Sonntag Morgen nach dem Frühstück stiegen wir um 05:45 Uhr bei Sonnenschein zum Gletscherrand auf. Karola, Eva, Maria und Julia gründeten dort die „Erste Alpenkranzl Erding Frauenseilschaft“. Michael, Bernhard, Rüdiger und Roland bildeten die zweite Seilschaft. Über den großen Vernagtferner und den anschließenden Gipfelgrat und leichter Kletterei ging es auf die Hochvernagtspitze (3530m).

Gipfelgrat Vernagtspitze

Gipfelgrat Vernagtspitze

Während des Aufstiegs konnten wir die Wildspitze bewundern. Doch kaum am Gipfelgrat angekommen, verhüllte die Wildspitze ihren Gipfel in Wolken. Nach einer doch etwas zugigen Gipfelrast ging es über den Gletscher abwärts, wobei der aufgeweichte Schnee uns wieder einsinken ließ und für nasse Füsse sorgte.

Panorama Wildspitze

Panorama Wildspitze

An der Vernagthütte angekommen, gönnten wir uns eine Ruhepause mit verspätetem Mittagsschlaf. Danach frischten Karola und Michael unsere Spaltenbergungskenntnisse auf. Abends verkündete Michael, dass er das Programm ändern möchte. Statt am 4.Tag von der Vernagthütte mit kompletten Gepäck auf die Wildspitze aufzusteigen, wäre es besser morgen auf die Breslauer Hütte zu wechseln und dort die Wildspitze mit leichtem Gepäck in Angriff zu nehmen. Einstimmig wurde der Programmänderung zugestimmt. Anschließend stellte uns Michael unseren nächsten Gipfel, den Fluchtkogel (3500m) vor. Fazit Tag 2: Höhenmeter Auf- und Abstieg jeweils 775m, Gehlänge 9,4 km und Premiere der Kranzler Frauenseilschaft.

Montag 04:45 Uhr! Das elektronische Piepsen von Michaels Uhr schreckte uns auf. Um 05:00 Uhr schlichen 8 müde Kranzler zum Frühstück. Da wir heute die einzige Frühaufstehergruppe in der Hütte waren, hatte der Hüttenwirt das Frühstück etwas reduziert und bereits am Vorabend hergerichtet. Langsam erwachten unsere Lebensgeister. Gegen 05:45 Uhr starteten wir in Richtung Fluchtkogel. Über die Seitenmoräne stiegen wir zum Guslarferner. Nachdem sich die Frauenseilschaft gestern so gut bewährt hatte, wurde sie beibehalten.

Zum Fluchtkogel

Zum Fluchtkogel

Michael ließ der Frauenseilschaft den Vortritt (Man(n) ist ja Kavalier. Souverän stiegen Sie den Gletscher hinauf zum Gipfelkreuz des Fluchtkogels (3500m). Dort angekommen verhüllte die Wildspitze wieder einmal ihren Gipfel. Am fast noch komplett eingeschneiten Gipfelkreuz zeigt sich, dass es dieses Jahr noch sehr viel Schnee hat.

Gipfel Fluchtkogel

Gipfel Fluchtkogel

Die ersehnte Brotzeit gab es bei strahlendem Sonnenschein und Windstille kurz unterhalb des Gipfels. Beim Abstieg kam uns eine Viererseilschaft der besonderen Art entgegen. Hinter dem Tourenführer der Seilschaft stieg ein mit einem Brustgeschirr in das Seil eingebundener Hund, genauer gesagt ein schwarzer Labrador Retriever, folgsam seinen Herrchen hinterher. Dem Hund machte der Aufstieg sichtlich Spaß.

Hund auf dem Gletscher

Hund auf dem Gletscher

Nach einem kurzen Hallo stiegen wir wieder zur Vernagthütte ab. Dort gab es erst einmal eine Kaffee- und Kuchenpause. Nachdem wir einen Teil unseres bei der Hütte deponierten Gepäckes in die Rucksäcke  gezwängt hatten, ging es weiter Richtung Breslauer Hütte. Die von Michael angekündigten 250 Höhenmeter würden für uns auch kein großes Hinderniss mehr sein. Nach einiger Zeit konnten wir die Breslauer Hütte schon in der Ferne ausmachen. Doch seltsamerweise kam sie uns nicht näher. Da wir an der Bergflanke etliche Einschnitte queren mussten, zog sich der Weg in die Länge. Nach einer Pause und ca. 7,5 km erreichten wir müde die Breslauer Hütte (2844m).

Zur Breslauer Hütte

Zur Breslauer Hütte

Nach dem Abendessen wurden fehlende Mineralien mittels isotonischer Getränke (Bier, Wein) aufgefüllt und die Tourenplanung für die Wildspitze besprochen. Fazit Tag 3: Höhenmeter Aufstieg 1000, Höhenmeter Abstieg 910, Gehlänge 14 km und 8 auf die Wildspitze gespannte Kranzler.

Am Dienstag 04:45 Uhr fiel den Kranzler das Aufstehen zunehmend leichter. War es der Gewöhnungseffekt, oder die Erwartung auf die Wildspitze? Beim Frühstück um 05:00 Uhr war der Gastraum der Hütte überraschend gut besucht; vermutlich waren wir nicht die einzigen Aspiranten auf die Wildspitze. Pünktlich um 05:45 Uhr verließen wir die Hütte Richtung Mitterkarferner. Die bewährte Frauenseilschaft wurde beibehalten und wir stiegen über den Mittelkarferner das seilversicherte steile Mitterkar hinauf.

Zustieg Mitterkarspitze

Zustieg Mitterkarspitze

Über den Taschachferner erreichten wir den Gipfelgrat. Unter Zuhilfenahme einiger Ausweichmanöver wegen absteigender Seilschaften, erreichten wir den Gipfel der Wildspitze (3774m), der sich wieder in Wolken hüllte.

Wildspitze

Wildspitze

Da der Ansturm auf das Gipfelkreuz immens war, stiegen wir nach den obligatorischen Gipfelfotos zum Taschachferner hinab, wo die 8 Kranzler eingebunden in 2 Seilschaften eine Brotzeit zu sich nahmen. Gutgelaunt führte uns die Frauenseilschaft über den Taschachferner zum Mitterkarjoch, wo wir wegen einer aufsteigenden Seilschaft etwas warten mussten. Als sie den Taschachferner erreichten und unsere Frauenseilschaft sahen, rief der Führer dieser Seilschaft voller Bewunderung zu Karola: „Da habts eich ja was vorgnomma!!“. Karola war daraufhin so perplex, dass sie ihm entgegen ihrer sonstigen Schlagfertigkeit nur „Ja, Ihr aber a“ entgegnete.

Wildspitze am Gipfel

Wildspitze am Gipfel

Die Frauenseilschaft beschloss den gleichen Weg durch das seilversicherte Mitterkar abzusteigen, während die Männerseilschaft den Weg über das doch sehr steile Schneefeld wählte. Als Ergebnis war festzustellen, dass sich die Frauenseilschaft bereits auf dem Mitterkarferner unterhalb des Mitterkarjochs befand, während sich die Männerseilschaft noch mitten durch das Mitterkarjoch kämpfte. Kurzerhand wurde die bewährte Routenführung der Frauenseilschaft gewählt. Mit einiger Verspätung erreichte die Männerseilschaft am Gletscherrand die bereits erholte Frauenseilschaft. Anschließend stiegen wir gemeinsam zur Breslauer Hütte ab, wo wir Kaffee, Kuchen und isotonische Getränke genossen und die Besteigung des zweithöchsten Berges von Österreich feierten. Danach stiegen wir die restlichen 950 Höhenmeter nach Vent ab. Nach einer längeren Autofahrt erreichten wir müde aber zufrieden Erding. Fazit Tag 4: Höhenmeter Aufstieg 930, Höhenmeter Abstieg 1860, Gehlänge 13,5 km und 8 zufriedene Kranzler.

Unser Dank geht noch an unsere 2 Tourenführer/-in Michael und Karola, die mit Ihrer Planung und Wissen diese Supertour ermöglichten.

Teilnehmer Frauenseilschaft: Tourenführerin Karola Rübensaal, Eva Herzig, Maria Katterloher-Hettenkofer und Julia Elmer.
Teilnehmer Männerseilschaft: Tourenführer Michael Kreuz, Bernhard Katterloher, Rüdiger Lindner und Roland Stary
Bericht: Roland Stary
Fotos: alle Teilnehmer

P.S. Sollte wider Erwarten bereits früher eine reine Frauenseilschaft bei einer geführten Tour im Alpenkranzl Erding zustande gekommen sein, bittet der Verfasser um Nachsicht.

 

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