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02.06.2013

Skitouren im Aostatal

Filed under: Hochtourengruppe (HTG),Tourenberichte — admin @ 09:03

24.-28.03.2013 – Witterungsbedingt verschoben wir unsere Abfahrt von Samstag auf Sonntag, was vom Verkehr her eine tolle Entscheidung war. Bereits jetzt zeigte sich der „sportive“ und der „Genießer“-Teil der Gruppe: Während die einen den Großen Sankt Bernhard in Rekordzeit hinter sich ließen, genossen die andere ihre Brotzeit am Genfer See mit ein bisschen Seeblick und gedachtem Bergpanorama. Dafür kehrt die schnellere Teil schon einmal in einem Ristorante direkt hinter dem Paß ein und vertreibt sich die Zeit mit Schafkopf und einem guten Roten (wir sind ja schließlich gerade in Italien angekommen). Letztendlich wiedervereint, fahren wir die letzten Kilometer ins Val di Rhemes Kolonne.

Aufgrund des Schnees auf der Zufahrtsstraße sollte unser Zustieg zu unserem Domizil für die nächsten Tage eine Stunde länger werden. Lang und ziemlich flach zieht sich die Straße nach hinten ins Tal. Irgendwann geht´s aber doch bergauf und der schwere Rucksack kurbelt zusätzlich die innere Heizung an, so dass uns trotz des ungemütlichen Wetters allen ordentlich warm wurde.

Benevolohütte

Benevolohütte

Das Rifugio Benevolo (2.285m) empfing uns in einer kleinen, schön beheizten Stube, so dass wir uns auf einen gemütlichen Abend freuen konnten. Eine steile Treppe führte uns nach oben in die Lager. Diese sind klassisch italienisch: klein und eng mit wenig Möglichkeiten zum Sachen trocknen. Aber egal, zumindest wurden sie trotz der sechs vorhandenen Betten mit nur je vier Personen belegt. Die obere Etage zu erreichen gestaltete sich als abenteuerlich, aber das ist ja für uns kein Problem.

Zurück in der Stube werden (wie an allen folgenden Nachmittagen und Abenden) bayerische Traditionen gepflegt: Beim Schafkopf ging´s manchmal schon richtig zur Sache. Die andere Fraktion perfektionierte dafür Mensch-ärgere-Dich-nicht mit teils verschärften Regeln. Da im Internet die Küche der Hütte sehr gelobt wurde, freuten wir uns umso mehr auf´s Abendessen. Was soll ich sagen, nicht alles was im Internet steht, entspricht auch der Wahrheit…verhungert ist aber auch keiner… auch wenn Matthias dem Reden nach wohl nah dran war! Und es gibt ja noch wichtigeres als Essen, nämlich die Tourenplanung für den nächsten Tag.

Unser Hüttenwirt war bei Fragen zu den Touren immer äußerst auskunftsfreudig. Wir entschieden uns für den Einstieg für die Gran Vaudala (3.250m), einem eher leichten Gipfel, für den wir die Hochtourenausrüstung auf der Hütte lassen konnten. Nach einem italienischen Frühstück waren alle pünktlich startklar und wir marschierten los. Zunächst in angenehmer Steigung ging´s immer Richtung Südosten. Das Wetter meinte es gut mit uns, wenn sich auch ein paar Wolken umtrieben. Wir waren die ersten an diesem Tag, so dass sich unsere Männer mit dem Spuren abwechselten. An einer kurzen engen Steilstufe war es für mich Zeit, die Harscheisen auszupacken. Da merkt man doch sofort, wenn die Spitzkehrentechnik nicht ganz so fundiert ist.

Spitzkehrenübungshang

Ein Stück weiter oben, bei einem tollen Ausblick auf die umliegenden Berge, stellte sich aber dann die Frage nach der Orientierung. Sind wir wirklich auf dem Weg zur Gran Vaudala oder bewegen wir uns gerade auf den Hüttenberg, die Punta Paletta (3.024m), zu? Die Karte ist zu ungenau. Wir waren uns nicht sicher.

Orientierung am Weg zur Vaudala

Orientierung am Weg zur Vaudala

Aufgrund der aufkommenden Wolken beschlossen wir, den uns am nächsten liegenden Gipfel zum Tagesziel zu machen und diesen anhand der Höhe zu bestimmen. Es war die Punta Paletta, die wir an diesem Tag bestiegen haben. Allerdings war sie auch die einzige, die noch ein bisschen Sonne hatte. Wenn da dann nicht doch alles paletti war.

Pünktlich vor absolutem Sichtverlust machten wir uns an die Abfahrt, die nicht den idealen Schnee zu bieten hatte. Dadurch hatten die einen ein bissl mehr, die anderen mit ein bissl weniger Spaß. Zurück an der Hütte wurden wir mit Sonne auf der Terrasse entschädigt – ja sowas. Da mussten wir vor dem Nachmittagsschläfchen ja direkt noch einen Cappuccino auf der Terrasse trinken.

Sonne vor der Hütte

Sonne vor der Hütte

Für den nächsten Tag versprach der Wetterbericht einen guten Tag, so dass wir uns von der Hütte in Richtung Punta Calabre (3.445m) aufmachen wollten. Ein Gipfel, der ganz am Ende des Tsanteleina-Gletschers liegt und einen relativ langen Zustieg hat. Der Himmel war blau bis auf eine Fön-Wolkenwalze, die schon tags zuvor bedrohlich an immer der gleichen Stellen festhing.

Zur Punta Calabre

Zur Punta Calabre

Heute teilten wir uns in zwei Gruppen auf: Die Sportiv-Fraktion brach ca. 15 Minuten vor den Genießern auf. Die Spur hatte bereits eine andere Gruppe am Vortag gezogen, war aber nur noch teilweise sichtbar. Jeder kam in seinem Tempo gut voran und freute sich über die Sonnenstrahlen. Als wir den Gletscher erreichten, verdichteten sich die Wolken und Wind kam auf. Die freie Fläche hatte keinen Windschutz. Jeder mummelte sich unter seine Kapuze und marschierte weiter.

Ganz schön windig!

Ganz schön windig!

Der Schnee versprach Abfahrtsfreuden! So ging´s mal mit mehr, mal mit weniger Wind und Wolken dem Gipfel entgegen. Als Team Genießer kurz vor Erreichen desselben waren, kam Team sportiv gerade wieder runter: G´scheid zugig da oben meinten sie und eine blöde Stelle, wo´s mit Harscheisen leichter geht. Für die einen würd´s nur leichter gehen, die andern würden dann zwecks einer einzigen Spitzkehre nicht am Gipfel stehen. Diese Spitzkehren, täglich auf´s neue eine Freude!

Oben gab´s ein Schnapserl von Rainer. Dann schnell abfellen und los ging´s. Was für ein schöner Schnee! Da kann man sich an den eigenen Zöpferln gar nicht mehr sattsehen. Da konnte man schon den ein oder anderen Jucherzer hören. Superleckere Minestrone und Cappuccino auf der abermals sonnigen Terrasse rundeten den Tag ab.

An diesem Abend betrachteten wir mit Argwohn den Wetterbericht: Ab Donnerstag sollte das Wetter schlechter werden. Keine guten Aussichten für unseren Hüttenwechsel und der geplanten Skitour auf den Gran Paradiso. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und zumindest für den nächsten Tag waren die Prognosen noch glänzend.

So entschieden wir uns für die Punta Galisa (3.346m), die mit ihren Nordhängen abermals Abfahrtsgenuss erwarten ließ. Von der Hütte liefen wir direkt nach Süden zuerst ziemlich flach und dann weiter über einen schönen Hang zum Col Basagne (3.110m). Dort angekommen wurde ein sehr starker Wind über den Glacier de Basagne unser Begleiter. Die letzten Meter zum Gipfel war mehr der Wind als der Weg die eigentliche Herausforderung. Nein heute keine fiesen Spitzkehren. Die hatten wohl gewusst, dass Rainer und ich heimlich geübt hatten!?

Punta Galisa, 3.346 m

Punta Galisa, 3.346 m

Erstaunlicherweise präsentierte sich der Gipfel mit einem übergroßen Steinmann als Windschutz gemütlicher als erwartet. Der Ausblick war überwältigend und der Blick auf den Gran Paradiso grandios. Leider war auch der sehr spaltige Gletscher am Paradiso zu erkennen, was in Kombination mit den sichtbaren Wolken im Tiefland die Hoffnung auf weitere schöne Tage immer mehr sinken ließ.

Blick zum Gran Paradiso

Blick zum Gran Paradiso

Aber weg mit den negativen Gedanken. Heute war es traumhaft und der Schnee schien perfekt. Michael hatte heute zwischen drin die Gruppen gewechselt, als er den Hang unterhalb des Col de Basagne nicht widerstehen konnte und eine Zwischenabfahrt einlegte. Er hatte nicht zuviel versprochen. Der Schnee staubte nur so. Herz was willst du mehr?

Powderalarm!

Powderalarm!

Eh klar, das gleiche nochmal. So fellten wir wieder auf und marschierten wieder rauf, Michael diesen Hang nun schon zum dritten Mal. Oben querten wir ein Stück, denn schließlich war der Hang breit genug für neue Spuren. Juhu! Und zur Belohnung gab´s wieder Cappuccino und Sonne und Siesta.

Beim besten Willen konnte sich keiner vorstellen, dass das Wetter schlecht werden sollte. Jedoch waren sich alle Wetterberichte einig, so dass wir schweren Herzens die Hütte am Paradiso absagten und für den morgigen Tag noch eine Tour planten, um dann ab- und heimzufahren, falls das Wetter noch mitspielen sollte. Bis um drei Uhr morgens, als die letzten von uns vor der Tür waren, hatten wir einen sternklare Nacht und dann um 6:00 Uhr morgens die Nachricht: „Ihr könnt liegen bleiben, draußen sind keine  50m Sicht!“ Wie konnte denn das sein, gestern so ein Traum und heute das? Na ja, jammern hilft nichts. So packten wir eben unseren sieben Sachen zusammen und machten uns an die Abfahrt, die einige lästige Gegenanstiege für uns bereithielt. Spaß ist was anderes, aber den hatten wir ja die Tage zuvor.

Abfahrt ins Tal

Abfahrt ins Tal

Ein gemeinsames Mittagessen mit nettem Ratsch an einer Raststelle schloss unsere Tour ab. Spätestens ab diesem Zeitpunkt holte uns der Osterverkehr ein. Kilometerlang zog sich der Verkehr um Zürich herum wie Kaugummi. Aber auch da waren wir irgendwann durch. Und was sind schon ein paar Stunden Autofahrt mehr, wenn die Erinnerung so wahnsinnig tolle Abfahrten für einen bereithält!?

Wir waren dabei!

Wir waren dabei!

Mit dabei waren: Mary  Brandmayer, Michael Kreuz, Wolfgang Lex, Sybille und Rainer Preis, Matthias Riedl, Rudi Riepl, Karola Rübensaal (Bericht – und: Ich habe mich wirklich gefreut, dass mich die HTG als Gast mitgenommen hat. Herzlichen Dank dafür!)

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