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12.03.2013

Skitouren im Safiental

Filed under: Tourenberichte — admin @ 20:31

08.-10.3.2013, mit Michael Kreuz – Ein Treffpunkt um 5:00 Uhr in Altenerding ist schon fast eine unchristliche Zeit. Ich selbst wurde 20 Minuten später in Garching/Hochbrück aufgelesen. Nach einer herzlichen Begrüßung der Insassen Karola, Michael und Roland startete der Schlafwagen in Richtung Lindau.

Unser Treffpunkt mit dem zweiten Auto war an der BP-Tankstelle in Hohenems. Hier mussten wir erst einmal Günther aus dem abgeschlossenen Auto befreien. Sein Fehlen war den anderen zwar schon aufgefallen, aber mit Beine vertreten und Toilette immer noch erklärbar geblieben. Der Kaffee belebte die Seele und frisch gestärkt fuhren wir den Rhein aufwärts.

In Reichenau-Tamins, wo Vorder- und Hinterrhein zusammenfließen und den Rhein bilden, verließen wir die Autobahn und fuhren auf der rechten Vorderrheinseite ein Stück den Vorderrhein aufwärts, bis wir in Versam der Rabiusa hinauf folgten bis an ihren Ursprung. Dort, tief in den Schweizer Bergen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, liegt das Safiental und an dessen Ende das Ski-Touren-Eldorado rund um das Turrahus, unser Stützpunkt für die nächsten Tage.

Los geht's am Turrahus

Bereits als wir das Safiental nach Süden fuhren, konnten wir das gigantische Tourengebiet auf der westlichen Talseiten erahnen: breite, kupierte, grasbewachsene (jetzt zum Glück noch verschneite) Kuppen, so weit das Auge reicht. Die andere Talseite zeigte sich schroff und ungemütlich mit steilen Felshängen und gefrorenen Wasserfällen. Auch etwas halbseiden bestand es mit dem Wetter. Richtig schön war es nicht, sondern bedeckt mit starkem Fön und Temperaturen knapp über Null Grad. Wir sind aber nicht zum Jammern gekommen, sondern wollten mit den Ski hoch auf den Berg.

Unter dem Gebälk

Deshalb bezogen wir nur schnell unser Lager im Dachgebälk des Turrahus. Dies ging aber nicht ohne ein paar Kopfrempler mit den Dachpfetten und Türstürzen. Das Turrahus (ca. 1700 müNN) ist ein ca. 300 Jahre altes Walserhaus, die alte Hausgeometrie ist mit unseren Körpermaßen nicht mitgewachsen.

Wir entschieden uns für den südlich der Hütte gelegenen Hausberg, das Strätscherhorn (2.557 nüNN). Wie schon zu erwarten, ist die westliche Talseite ein angenehmes Tourengebiet, die Hänge sind nicht zu steil, so dass man mit Spitzkehren geizen konnte.

Aufstieg zum Strätscherhorn

Nach ca. 3 Stunden erreichten wir den Gipfel. Aber es war hier oben nicht gemütlich. Deshalb wurden nur schnell die Felle abgemacht und die Ski und Schuhe auf abfahren eingestellt. Die Sicht reicht nicht sehr weit und Konturen waren zumindest im Gipfelhang nicht auszumachen.

Ungemütlich am Gipfel

Der stark windgepresste Schnee fühlte sich unter den Ski an wie starke Wellen auf offener See, hin und wieder ist man in ein Wellental eingesackt. Aber etwas tiefer wurde es besser, um nicht zu sagen, hier war es ein reines Vergnügen, seine Schwünge in den Schnee zu setzen.

Das Vergnügen währte nicht lange, bei einer Einfahrt in eine kleine Rinne wies uns unser Tourenführer an, mit mindestens 100 m Abstand zu fahren. Und das war auch gut so: Als Hans in die Rinne einfuhr und seinen ersten Schwung ansetzen wollte, löste er dabei ein Schneebrett aus. Nach seinen Worten hat er beim Schwung nehmen zur Kurve bereits die alarmierenden Wumm-Geräusche gehört und beim Aufsetzen nach der Kurve gespürt, dass der Schnee durchbricht und abgeht. Er konnte schnell aus dem Gefahrenbereich rausfahren.

Schneebrett-Abriss mit Ausfahrtspur

Michael war schon weit genug unten und war auch nicht in Gefahr. Wir oben sahen fasziniert zu, wie sich im Schnee ein Abriss auftat und eine nicht unbeträchtliche Menge Schnee ein paar hundert Meter abrutschten.

Brotzeit nach dem Schreck

Auf einer Bank an einer Berghütte holten wir die Gipfelbrotzeit nach. Direkt an der Haus wand saßen wir windgeschützt. Roland, unser Gourmet, hatte Essiggurken dabei, eine ungeahnte Freude für die Geschmacksnerven!

Zurück am Turrahus stürmten wir die Duschen und belagerten den Gastraum. Auch Peter, der Hüttenwirt hatte heute eine Überraschung für uns parat. Es gab Käsefondue und das war richtig gut.

Beim Käsefondue

Heute waren wir im Lager alleine, also konnten wir uns entsprechend ausbreiten und auch mit den alten Wolldecken (ausrangiert von Schweizer Alpenvereinshütten) mussten wir nicht geizen. Mit drei Decken konnte man die Nacht schon überstehen. Trotzdem bin ich immer froh, wenn eine Lagernacht zu Ende geht und meine durchgelegenen Knochen sich wieder frei entfalten können.

Die Nacht war draußen viel zu warm als dass der Schnee durchfriert und die Aussichten standen wieder auf bewölkt. Micha fand für uns den idealen Skiberg für Sulzschneeverhältnisse (laut Beschreibung in einem Schweizer Führer). Wir waren natürlich gespannt, was eine Tourenbeschreibung darunter versteht! Also setzen wir uns nach dem Frühstück in die Autos, fuhren die 6 km nach Safien Platz zurück und da sich hier Schnee und Gras etwa die Wage hielten, wieder ein Stück den Berg hinauf nach Zalön (ca. 1600 müNN). Aber irgendwann war die Straße zu ende und wir mussten mit Ski weiter, auch wenn es noch nicht einladend aussah.

Nicht gerade einladend

Der Schnee fühlte sich bereits ab den ersten Metern schlecht an. Bei unseren Aufstieg begleitete uns ständig das Geräusch sich in die Tiefe stürzender Schnee und Geröllmassen. Wegen des Nebels und der Wolken konnten wir diese Lawinen zwar nicht sehen, sie können aber nur in den engen und steilen K-Tälern der gegenüberliegenden Talseite abgehen. Am Almen-Gelände der Bruschgaläschger Hütten beschlossen Günter, Hans, Wolfram und Karola, dass ein Weitergehen für Sie heute keinen Sinn hat.

Die Gruppe trennt sich

Micha, Roland und ich gingen weiter, immer mit großen Abstand, da dieser durchweichte weiße Haufen unter unseren Füßen jederzeit auch in diesem recht flachen Gelände abrutschen kann. Wir erreichten den Gipfel des Piz Radun (2.581 müNN) über die Lawinenverbauung und die letzten Meter zu Fuß. Für die Brotzeit bot sich eine geschützte Mulde am Sattel an. Hin und wieder war zwischen Sonne und uns nur noch eine dünne Wolkenschicht, aber es reichte den ganzen Tag nicht, dass sich die Sonne durchsetzen konnte. So war auch heute wieder die Aussicht vom Gipfel nicht die Triebfeder der Besteigung.

Im oberen Hangabschnitt konnte man tatsächlich ein paar Schwünge setzen. Aber spätestens ab dem Almgengelände, wo die andere Hälfte der Gruppe zurück geblieben war, hatte das Abfahren nicht mehr viel mit Skifahren zu tun. Es fühlte sich an wie Wasserskifahren, nur dass man den Eindruck hatte, dass man gegen eine Wasser-Zement-Schlempe ankämpfen musste, die bereits am Abbinden war. Zurück am Turrahus klang der Nachmittag gemütlich aus.

Beim Schafkopfen

Günter, Hans, Micha und Roland bildeten eine Schafkopfrunde. Einige der Schweizer Gäste und ich selbst sahen gebannt zu als am Spieltisch die einzelnen falschen Spielzüge heiß diskutiert wurden.

Nach dem Abendessen wurden diverse iPads nach den Wetter- und Lawinenaussichten für den nächsten Tag befragt und es ergaben sich keine neuen Erkenntnisse. So machte sich eine Autobesatzung darüber Gedanken, welche Sightseeing-Punkte die Heimfahrt attraktiver gestalten können. Welche Überraschung barg aber dann der nächste Morgen, als nach einer Nacht mit leichtem Frost, strahlend blauer Himmel und Sonnenschein einen Einblick in das wahre Ausmaß der Schönheit des Safientals boten!

Endlich gute Verhältnisse!

Jetzt ließen sich die Heimfahrer schnell dazu überreden, die bereits im Auto deponierten Ski und Schuhe wieder hervor zu holen. Ein Traumtour auf den hinter der Hütte gelegenen Piz Guw (2.707 müNN) versöhnt uns alle wieder für die zwei eher beschwerlichen Touren. Der Schnee in der Abfahrt hielt auf der gesamten Strecke gut und es machte noch einmal so richtig viel Spaß.

Am Piz Guw

Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören: Nach diesem traumhaften Tag beherzigten wir 7 Tourengeher diesmal diese Lebenserfahrung und machten uns nach dem letzten Kübel (Schweizer Bezeichnung für 0,5 Liter Bier) auf der Terrasse vor dem Turrahus auf den Heimweg.

Die Wetteraussichten für die nächsten Tag waren wieder nicht besonders gut und das von Norden hereinströmende Ungemach kratzte in Form einer massiven Wolkenfront bereits am Eingang zum Safiental. Auf der Heimfahrt machten wir noch einen Abstechen zu dem Aussichtpunkt über der Vorderrheintalschlucht bei Versam. Rolands Kanuherz schlug höher beim Anblick dieser grandiosen Landschaft und in Erinnerung vergangener Kanuerlebnisse.

In der Schlucht

Jetzt wird es Zeit für den Frühling und damit für andere sportliche Herausforderungen in neuen unbekannten Landschaften.

Constanze, Du hast uns wieder ein super Gebiet gewählt und konntest diese schönen Erlebnisse nicht mit uns teilen. Micha, herzlichen Dank für Deine super Führung.

Ein Hoch auf den Tourenleiter!

Teilnehmer: Karola Rübensaal, Uta Mentz, Günther Budil, Wolfram Honsberg, Roland Stary, Hans Sterr
Führung: Michael Kreuz
Bericht: Uta Mentz
Fotos: Uta Mentz, Hans Sterr

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