Ratsch-Bladl – DAV Alpenkranzl Erding Alpenkranzl-Informationen 08/2010-12/2018

04.03.2013

Pulverschnee-Meuterei im Sellrain

Filed under: Tourenberichte — admin @ 20:43

01.-03.03.2013, mit Michael Kreuz – Nachdem man aus den letzten Wochen ja wettertechnisch nicht grade verwöhnt war, standen die Skitourentage auf dem Westfalenhaus im Sellrain dagegen unter einem besonders guten Stern: Besser wird man Wetter- und Schneeverhältnisse kaum noch antreffen können. Die Gruppe um Tourenleiter Michael Kreuz nutzte die guten Bedingungen ausgiebig.

Im Talgrund

Bei minus 10 Grad beginnt der Aufstieg von Praxmar aus. Der Weg zieht sich zunächst etwas flach dahin (das Längental macht da seinem Namen alle Ehre), bevor es über eine Steilstufe hinein geht auf den eigentlichen Hüttenweg zum Westfalenhaus. Die Kälte hat dabei sein Gutes: So voll mit Gepäck beladen hätten wir sonst nur recht geschwitzt … nach zwei Stunden erreichen wir nach 600 Hm das wunderbar gelegene Westfalenhaus auf 2271m.

Ankunft am Westfalenhaus

Wir machen kurze Rast, trinken und essen eine Kleinigkeit und machen uns nach einer halben Stunde wieder auf den Weg. Ziel ist heute der Winnebacher Weißkogel. Die Sonne strahlt, der Himmel ist blau, der Schnee verspricht für die Abfahrt gute Verhältnisse, und so steigen wir froh gelaunt immer höher. Nur beim  Berichterstatter kommt keine so rechte Freude auf, schon seit der Frühe plagt er sich mit Übelkeit – und beschließt deshalb, auf dem Winnebachjoch die Tour für heute abzubrechen. Peter und Roland bleiben freundlicherweise auch da.

Roland im Winnebachjoch

Der Rest der Gruppe steigt weiter auf Richtung Gipfel – den aber dann auch nur zwei erreichen, die anderen beiden erklären das Skidepot zum Tagesziel. So ist es aber auch recht – jede/r so, wie er es für sich für gut befindet!

Winnebacher Weißkogel

Die Abfahrt vom Gipfel ist genussreich, wenn man auf die Hangexposition achtet; nur die Westhänge muss man meiden, dann staubt’s ordentlich hinunter bis zur Hütte. „Dr. Roland“ verordnet dort dem Magenkranken ein Weißbier als Medizin mit dem Erfolg: na ja, i woaß ja ned. Aber auf der Hüttenterrasse in der Sonne sitzen ist in jedem Falle heilsam.

Sonnenterrasse: Heilsam und lustig

Apropos Hütte: Da müssen wir eine mehr als deutliche Empfehlung für das Westfalenhaus der Sektion Münster aussprechen. Das beginnt mit der Einrichtung: den sehr sauberen Sanitärräumen inkl. Duschmöglichkeit im Waschraum, den sehr guten Zimmerlagern (unseres zumindest war prima), den sinnvollen Einrichtungen wie einem gut beheizten Trockenraum (auch wenn wir dem Hüttenwirt zeigen mussten, wie die Schuhheizung funktioniert; so lange scheinen sie die noch nicht zu haben) und einer Ladeleiste für Handy & Co. – und vor allem: Der umwerfend tollen Hüttenmannschaft um Hüttenwirt Rinaldo. Man wird kaum eine Hütte finden können, auf der man schneller, akkurater und freundlicher bedient wird als hier. Dass das Essen eine Wucht ist, braucht man da schon fast nicht mehr eigens erwähnen – aber eine Besonderheit sei trotzdem geschildert: Wenn man von der Tour zurück kommt, darf man die Suppe, die eigentlich zum Abendmenü gehört, auch gleich bestellen und hat so eine „kostenlose“ und reichliche Zwischenmahlzeit. Wir jedenfalls waren von Qualität und Gastfreundschaft gleichermaßen beeindruckt und empfehlen einen Besuch auf dieser Hütte uneingeschränkt!

Ein feines Abendessen (wenn  man es nicht gerade mit dem Magen hat) und nette Gespräche, auch mit unseren Tischgenossen Pia und Markus aus München, beenden den Tag.

Abendlicht am Westfalenhaus

Der Samstag beginnt sehr human mit dem Frühstück um halb acht; da wir ja eine weitere Nacht bleiben werden, haben wir es nicht pressant. Wir treffen uns um halb neun zur Abfahrt vor der Hütte, das Thermometer zeigt minus 15,7 Grad (kalt war es zwar schon, aber erst am Abend werden wir feststellen, dass das Thermometer immer dieselbe Anzeige hat: kaputt).

Kalter Aufstieg

Unser Weg führt uns zunächst einmal 100 Hm hinunter ins Tal, wo wir auffellen und den Anstieg zum Längentaler Weißkogel beginnen. Erst allerdings wird der beim Berichterstatter verloren gegangene Skiteller ersetzt: Roland hat einen Ersatz dabei, und Helmut kann ihn mit Kabelbindern fixieren. Dangschee an die beiden!

Heraus aus dem Schatten

Das Wetter meint es wieder gut mit uns, vor allem als wir aus dem kalten Schatten endlich den Sonnenhang erreichen. Wir ziehen über den Gletscher hinauf (keine Gefahr, die ohnehin nicht großen Spalten sind meterdick zugeschneit) in Richtung Gipfelhang, der sich noch einmal ordentlich aufsteilt.

Am Gipfelgrat

Nach dem Gipfelgrat legen wir deshalb das Skidepot 30m unter den Hauptgipfel an und steigen zu Fuß die letzten Meter hinauf zum Gipfelkreuz. Dort erwartet uns zwar nur eine schmales Plateau zum Sitzen, aber eine fantastische Aussicht in die Bergwelt ringsum. Hammer!

Gipfel mit Blick zum Schrankogel

Nach einer ausgedehnten Gipfelrast steigen wir wieder hinunter zum Depot. Nur Julia und Helmut hatten die Skier mit zum Gipfel getragen, weil sie eine einladende Rinne entdeckt haben, die sie abfahren wollen. Wir treffen sie unten an der Einmündung in die Normalroute wieder.

Zischschsch ...

Der Schnee bei der Abfahrt ist unfassbar: Es zischt regelrecht, so staubt der Pulverschnee auf. Es gischtet, als ob man auf den Schaumkronen einer Meereswelle fahren würde … wir jauchzen vor Freude. Erste Gedanken kommen auf, ob wir nicht morgen wieder hier … aber da steht ja ein anderer Berg auf der Tagesordnung. Bis hinunter in den Talgrund halten die guten Verhältnisse an, und ohne Schwierigkeiten finden wir genügend unverspurtes Gelände für uns. Der Traum aller Skitourengeher/-innen!

Noch Fragen?

Gelassen nehmen wir nach dieser rauschhaften Abfahrt die 100 Meter Gegenanstieg zur Hütte hin. Auf der Terrasse gibt’s dann wieder Medizin von Dr. Roland (die es allerdings heute aus medizinischen Gründen nicht gebraucht hätte – aber wer widerspricht schon seinem Doktor?). Dann noch eine Dusche und man fühlt sich rundum pudelwohl – die Welt ist schön!

Zurück an der Hütte

Beim wieder feinen Abendessen gelingt es uns dann noch, unsere Tischgenossin Pia zum Übertritt in unsere Sektion zu überreden – nein, überzeugen natürlich. Weil wir so nett sind!

Grüabige Abendrunde

Wir besprechen die Tour des morgigen Tages – und da kommt es doch glatt zur Pulverschnee-Meuterei: Die Gruppe wünscht sich, statt des vorgesehenen Hohen Seblaskogels, wieder auf „den Längentaler“ zu gehen, so sehr haben die phänomenalen Pulverschneehänge heute beeindruckt. Nicht lange, und Käptn Michael gibt nach (na ja, richtig schwer war’s nicht). Nach einem gemütlichen Vierterl und einem von Rinaldo spendierten Zirbenschnaps gehen wir dann wieder hoch zufrieden zu Bett.

Der Tag beginnt um dieselbe Uhrzeit – und Überraschung: wieder ist es minus 15,7 Grad kalt. Wir packen nach dem Frühstück zusammen und verstauen alles, weil wir nach der Tour nicht wieder zur Hütte hochsteigen wollen. Um halb neun könnten wir abfahren – wenn denn der Berichterstatter in seine Skibindung gekommen wäre … sind meine Ski geschrumpft über Nacht? Bis ein Münchner Tourengeher auf Innenschuhen daher kommt: „Kann es sein, dass Du meine Schalen an hast?“ Kann nicht nur – ist! Wir tauschen und prompt kann jeder sowohl in den Schuh als auch in die Bindung.

Materialdepot

Wir fahren ab ins Tal, legen ein Materialdepot an und steigen dann wieder auf in Richtung Längentaler Weißkogel. Unser Ziel ist aber heute nicht der Gipfel, sondern ein seitlich gelegener Punkt auf 3.000m, der uns mit feinstem Pulverschnee anlockt.

Pulverschneehänge locken

Dann: Felle runter, Schuhe auf Abfahrt einstellen – und ab geht wieder die wilde Jagd der „Pulverbeuter“. Nach 300 Höhenmetern im Pulverrausch beschließen wir, dass es das noch nicht gewesen sein darf: Also Felle wieder drauf und noch einmal hochsteigen auf 3.000 Meter. Dort finden wir auch ein schönes Brotzeitplatzerl, wo wir uns fein einrichten.

Brotzeitplatzerl

Und schließlich geht’s ab zum Grande Finale: Ein letztes Mal lassen wir den irrsinnig tollen Schnee unter uns aufstauben, immer wieder finden wir Gelegenheit für frische Spuren. Bis wir schließlich im Talgrund wieder bei unserem Restgepäck angekommen sind und den Weg talauswärts in Angriff nehmen. Der erweist sich stellenweise wegen der Flachheit durchaus als zäh, es läuft aber besser als eigentlich befürchtet.

Abschied vom Pulver

So erreichen wir noch einigermaßen frisch wieder den Alpengasthof, wo wir geparkt haben, kehren noch kurz ein und fahren dann hochzufrieden nach Hause.

Fazit: Ein unbändig tolles Tourenwochenende unter starker Leitung von Michael (danke, dass Du uns hast „meutern“ lassen!). Das Westfalenhaus und seine Tourenmöglichkeiten lohnen sicher wieder einen Besuch, und speziell der Längentaler Weißkogel gehört bei solchen Verhältnissen zur ersten Sahne an Skitouren überhaupt.

Die Pulverbeuter

Dabei waren: Julia Elmer, Uta Mentz, Peter Baierl, Helmut Goldbrunner, Roland Stary und Hans Sterr
Tourenleitung: Michael Kreuz
Bericht und Fotos: Hans Sterr

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. TrackBack URL

Leave a comment

Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.

Powered by WordPress