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19.07.2012

Großer Löffler oder Praxistag zur Klimaerwärmung

Filed under: Tourenberichte — admin @ 08:42

30.06.-01.07., mit Christian Harrer – Kaum zu glauben aber wahr: Das Wetter am Wochenende war zum Bergsteigen fast zu schön. Aber alles schön der Reihe nach.

Am Samstag in der Früh haben wir uns getroffen, um gemeinsam ins Zillertal zu fahren. Bei bereits 24,5°C um 9:30 Uhr schulterten wir unsere Rücksäcke und machten uns an den langen, sonnigen Aufstieg zur Greizer Hütte. Oben angekommen wurden wir herzlich von den äußerst sympathischen Wirtsleuten begrüßt und suchten uns ein Plätzchen auf der sonnigen Terrasse. Bei Kaffee und Kuchen konnten wir Panoramablick auf die Berge und die in der Sonne glitzernden Gletscher genießen.

Ausblick

Nach dem Vergnügen sollte noch ein bisschen gearbeitet werden. Spaltenbergung in der x-ten Auflage stand auf den Programm. Jedoch immer wieder bitter notwendig, wie die Wissenslücken auch dieses Mal zeigten. Auf einer sonnigen Wiese (wie könnte es auch anders sein) versuchten wir diese ein für alle mal zu schließen. Als es um 18:30 Uhr Abendessen gab, waren wir uns einig, dass wir drinnen sitzen wollten. Sonne gab´s heute satt. Ein etwas älteres Foto auf der Speisekarte führte uns den erschreckenden Gletscherrückgang bildhaft vor Augen.

Im Aufstieg

Für den Sonntag hatten wir uns eine Hochtour auf den Großen Löffler vorgenommen. Schon beim Start an der Hütte um 5:15 Uhr war es ungewöhnlich warm, vom Frost war keine Spur. Bereits so früh in der Sommersaison sind im steilen Floitenkees Blankeisstellen zu sehen und auf dem in der Karten eingezeichneten Aufstiegsspur liegen viele Steine unterschiedlichster Größe auf dem Eis. Christian wollte diese daher in einem großen Bogen umgehen. Kurz bevor wir die Spur querten, trauten wir unseren Augen nicht, was da von oben kam: Ein riesiger Felsblock in Größe eines Kleinwagens walzte sich mit unglaublicher Wucht nach unten. Eine Zweier-Seilschaft konnte diesem gerade noch ausweichen. Wie eine Dampfwalze pflügte sich der Fels seinen Weg durch Eis und Schnee und wirbelte dabei alle anderen Steine mühelos meterweise durch die Luft. Einen Felsen in Größe einer kleineren Tischplatte schubste er weg wie nix. Seine Fahrt endete glücklich in einem Schneeloch.

Durchaus erschrocken querten wir zügig und machten uns an den Aufstieg. Der Schnee war nicht durchgefroren, so dass wir teilweise ganz schön einsumpften. Es war steil und wir kamen ins Schnaufen. Alle waren froh, als wir den felsigen Grat erreichten, der uns über gutes Blockwerk zum Gipfel bringen sollte. Wir kraxelten die Felsen hinauf und mussten in einem kleinen Sattel feststellen, dass es zum Gipfel hin und zurück doch noch ca. eine Stunde dauern würde. Wir hatten alle den steilen Abstieg im Hinterkopf, der von der Sonne sicherlich nicht besser werden würde. Spontan erklärten wir einen kleinen Felskopf zum Löffler-Vorgipfel. Nach einem „Gipfel“-Foto ging´s wieder abwärts.

Der Abstieg hatte uns nicht zu viel versprochen. Sulziger Schnee auf Eis, so dass die Stollplatten bald an Überlastung litten. Die Zacken fanden nicht immer genügend Halt. Und dann passierte es: Sturz in der Seilschaft. Zwei überholen rutschenderweise die anderen beiden. Ein Schreck, ein Ruck – der Sturz wurde glücklicherweise problemlos gehalten.

Gesicherter Abstieg

Durch den steilsten, eisigsten und vor allem auch spaltigsten Teil des Abstieges sicherte uns Christian mittels Eisschrauben. Der Abstieg bot uns die gesamte Palette eines Gletschers von steileren Blankeispassagen bis zu schmalen Schneebrücken. Dadurch blieb´s definitiv bis zum Erreichen der Moräne spannend. An dieser angekommen gönnten wir uns ein kleine Pause. Zurück an der Hütte gab´s nochmals einen leckeren Kuchen auf der Terrasse bevor wir uns an den langen Abstieg ins Tal machten.

An der Greizer Hütte

Wir alle waren uns einig, dass es auch ohne Gipfel eine tolle, und vor allem äußerst lehrreiche Tour war. Einzig die Erkenntnis, dass der Klimawandel in unseren Bergen derartige Spuren hinterlässt, stimmt uns etwas nachdenklich. Sommerhochtouren auf eher niedrigen Gletschern werden wohl in den nächsten Jahren immer schwieriger und bereits in absehbarer Zeit nicht mehr machbar sein.

Vielen lieben Dank an Christian, der uns in aller Ruhe und souverän auf dieser nicht ganz einfachen Tour geführt hat!

Teilnehmer: Kathrin Zirnstein, Silvia Janouschek, Karola Rübensaal (Bericht), Martin Wegmeier
Leitung: Christian Harrer

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