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13.06.2012

Berge, Meer und Schiefer Turm

Filed under: Tourenberichte — admin @ 15:34

02.-10. Juni 2012 – Die Apuanischen Alpen in der oberen Toskana bei Carrara waren in der ersten Juniwoche das Ziel des Alpenkranzl. Unter der Leitung von Hans Sterr unternahm die Gruppe Touren in die beeindruckenden Marmorberge über Carrara und Massa.

Unser Domizil sind kleine Ferienappartements in Marina di Massa. Wir werden von unserem Hauswirt Silvio, einem echten Original, mit selbst gekeltertem Wein empfangen. So ist es recht!

Empfang mit Wein

Der besondere Vorteil für die Wasserfreunde: Wir wohnen nur 200m vom Meer weg, das durchaus bereits angenehme Badetemperatur hat, was wir auch gleich zu einem ersten „Schwumm“ nutzen. So kann’s weiter gehen …

Zum Schwumm am Strand

Unsere erste Bergtour führt uns am Sonntag zum Passo Gabellaccia. Vorher aber bekommen wir von Christina noch eine eindrucksvolle Führung durch das schöne Carrara; die vielen Marmorkunstwerke (es sind gerade Festwochen der Künste) beeindrucken uns.

Praktische Kunstwerke

Nachdem wir dann das etwas eigenwillige System der Besorgung von Busfahrkarten gemeistert haben, fahren mir mit dem Bus (als einzige) hinauf zu unserem Ausgangspunkt im Bergdorf Castelpoggio.

Schöne Begleitung

Der Blumenreichtum der Tour begeistert uns, während wir durch schönen Buchenwald ansteigen. Je weiter wir uns aber dem Pass nähern, desto dichter wird der Nebel, der über den Bergen hängt.

Nebel am Passo Gabellacia

Wir machen deshalb nur kurze Rast und steigen weiter auf; wir durchqueren ein schönes Felsentor, bevor wir den höchsten Punkt erreicht haben.

Am Felsentor

Nun steigen wir entlang des Gratrückens wieder langsam ab, wegen des Nebels leider mit nur wenig Aussicht. Der Weg ist nicht oft begangen und daher ziemlich zugewachsen, besonders die Brennesseln machen uns zu schaffen: Sappra, das brennt …

Unita fa la Forza!

Der Tourenleiter schlägt Schneisen in das Unkraut und Sophia, die neunjährige Enkelin von Christina, die in Massa wohnt und uns heute begleitet, findet Zuflucht davor auf den Schultern von Matthias. Zusammen schaffen wir das schon, sagt Sophia: „Unita fa la Forza“, Einigkeit macht stark … stimmt! Kaum wieder auf dem Boden, treibt sie uns an: „Andiamo!“. Auf einer schönen Bergwiese machen wir trotzdem kurze Rast und steigen dann weiter hinunter nach Carrara, wo wir die Autos geparkt haben. Abends nervt uns Silvio dann noch etwas mit der Bürokratie der Anmeldezettel (mancher füllt den Zettel viermal aus – wenn man halt nicht aufpasst!). Aber Maria hat extra für uns einen (natürlich!) Marmorkuchen gebacken, der die Nerven beruhigt.

Marmor-Nervenberuhiger

Am Montag muss dann aufgrund der Wettervorhersage das Programm geändert werden: Wir ziehen unseren Pisa-Besuch nach vorne.

Dunkel Wolken über Pisa

Dass wir in Pisa nicht alleine sein würden, war uns schon klar, dass Campo dei Miracoli, der „Platz der Wunder“ mit dem Dom und dem Schiefen Turm aber derart belagert sein würden …wir kommen trotzdem gut durch und verkürzen die Wartezeit zur Besteigung des Schiefen Turms mit einem Stadtbummel.

SEHR schief!

Und dann der Schiefe Turm selbst: was von unten schon beeindruckend aussieht, wirkt von innen und oben erst richtig intensiv – dass der Turm so schräg stehen bleibt, grenzt wirklich an ein Wunder.

Stützhilfe

Nach dieser Schieflage fahren wir zurück nach Massa und kaufen ein im Chaos eines italienischen Supermarkts. Die Belohnung: Wir beenden den Tag mit einem Grillabend der Extraklasse; Günther hat von zuhause den Spezialgrill mitgebracht!

Arbeit am Spezialgrill

Am nächsten Tag machen wir uns auf zur Königsetappe: Wir steigen von Resceto hinauf zum Bivacco Aronte am Passo della Focolaccia und überschreiten von dort aus den Monte Tambura, den mit 1.895m höchsten Punkt unserer Tourenwoche.

Bivacco Aronte

Das Bivacco steht nur etwas über dem umstrittenen Steinbruch am Pass – umstritten deshalb, weil von ihm der Berg regelrecht abgegraben wird. So schön der Marmor in der Sonne leuchtet (was den Marmor manchmal wie einen Gletscherbruch aussehen lässt), so hässlich sind andererseits die Wunden im Berg.

Im Gletscher, äh, Marmor

Wir beschließen, die schöne Seite zu sehen … auch unser Wetter hat zwei Seiten: Auf der westlichen Meerseite des Grates verhindern dichte Wolken jede Sicht, auf der Ostseite gibt es strahlenden Sonnenschein mit bestem Blick in die Landschaft der Garfagnana. Wir machen es uns auf dem Gipfel zu einer längeren Rast bequem.

Zwei Seiten

Wir steigen nach der Gipfelrast ab über den Passo Tambura zum Rifugio Nello Conti, das an diesem Tag eigens für uns Alpenkranzler aufmacht.

Rast am Rifugio

Die Wirtsleute Carla und Martino sind außerordentlich nette Menschen und das Essen ist „eccelente“!

Carla und Martino

Nach dem feinen Abendmahl beobachten wir zusammen den sehr schönen Sonnenuntergang, was wir uns nach 1.450m Aufstieg und 500m Abstieg heute redlich verdient haben.

Sonnenuntergang am Monte Sagro

Danach müssen wir noch die Grappa-Vorräte der Wirtsleute prüfen. Ergebnis: Passt, aber jetzt braucht die Hütte Nachschub. Flasche leer …

Aufbruch
Der nächste Morgen bringt klare Sicht hinaus auf die Küste und das Meer, was die Fotografen früh aus den Federn treibt. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg hinunter und wählen dazu die „Via Vandelli“, einen historischen Saumpfad, der uns in angenehmen Windungen wieder zum Ausgangspunkt führt. Wir beschließen den Tag mit einem „feinen“ Restaurant-Essen in Plastikgeschirr – aber lustig war’s!

Auf der Via Vandelli

Nach den Anstrengungen der letzten beiden Tage wählen wir für Donnerstag eine kurze Tour: Der Monte Sagro ist heute unser Ziel. Wir erreichen unseren hoch gelegenen Ausgangspunkt an einem Steinbruch über eine sehr kurvige Schlaglochpiste und wandern danach gemütlich über Bergwiesen zuletzt steil unserem Ziel zu. Das etwas dampfige Wetter zeigt uns zwar nur einen Teil der Aussicht (da muss man dann auch nicht fotografieren), aber wir genießen die schöne Gipfelrast. Auf anderem Weg hinunter erreichen wir wieder den Ausgangspunkt und fahren nach Carrara, wo sich nun eine Tour in die berühmten Marmorsteinbrüche anschließt.

Im Stollen beim Steinheben

In den Steinbrüchen von Fantiscritti holte schon Michelangelo den Marmor für seine Statuen. Wir werden mit einem Kleinbus ins Innere des Berges gefahren, wo heute hauptsächlich der Abbau des Marmor erfolgt; zu viele Wunden hat der Abbau nämlich schon in die Berge gefräst und unübersehbare Schäden an der Natur verursacht. Unsere Führerin erläutert uns sachkundig Abbau und Verwendung des Marmor. Hier im Berginneren werden die Blöcke aus dem Berg geschnitten, während außerhalb vor allem das Marmorpulver aus Bruch gewonnen wird, unter anderem für Zahnpasta. Lächeln wie Marmor!

Giuseppe und ein Ingenieur

Nach Verlassen des Stollens bekommen wir dann noch eine Sonderführung durch ein privates Museum: Giuseppe und Antonella vom Alpenverein Massa begleiten uns nämlich heute. Giuseppe hat früher selbst im Steinbruch gearbeitet und erklärt uns Marmorabbau und –bearbeitung anhand der Werkzeuge von der Römerzeit bis heute mit großem Engagement. Die Ingenieure unter uns sind angemessen beeindruckt. Wir bestaunen noch die Ponte di Vara am Eingang zum Bergwerk und fahren dann nach Hause.

Ponte di Vara

Und dann wird abends gekocht, und zwar nur von den Männern! Die Talente sind dabei unterschiedlich verteilt, aber zum Schnipseln und Schneiden reicht’s bei jedem. Wolfram ist der Maestro dei Salate, der Tourenleiter bereitet die Nudelsoßen zu: es gibt Spaghetti al Tonno und Aglio e Olio. Wenn die Mädels nicht gelogen haben, hat es ihnen sehr geschmeckt … (übrig gelassen haben sie jedenfalls nix!) … und sie haben sich mit dem Abspülen bedankt.

Spaghetti a la Hans

Der nächste Tag gehört dann wieder einer größeren Bergtour: Die Überschreitung des Monte Sumbra steht an. Dazu müssen wir zunächst morgens ein Auto am Endpunkt abstellen, bevor es losgehen kann. Von Arni aus zieht dann der Weg gleich sehr steil an, bevor er nach schon vielen Höhenmetern flacher den Bergrücken entlang führt. Zur großen Freude finden wir eine wild wachsende Feuerlilie – so ein Glück!

Feuerlilie

Am Passo Sella aus, durch den ein äußerst scharfer Wind wie durch eine Düse bläst, zieht nun ein mit Drahtseilen versicherter Steig in die sehr steile Gipfelflanke, den wir aber ohne Probleme meistern.

Steile Gipfelflanke

Auch am Gipfel bläst ein starker Wind, weshalb wir unsere Brotzeit nach dem Gipfelfoto an eine geschützte Stelle weiter unten verlegen. Nach ausgiebiger Rast und der Begegnung mit Wildziegen (ein vorbeikommender Preuße: „Ham Sie die Gämsen da hinten gesehen?“ oh mei oh mei) …

Preußische Gämsen

… steigen wir entlang des schönen Grates und im Buchenwald hinunter. Wir durchqueren einen spektakulären Felsspalt und gehen weiter nach Capanne di Careggine, wo wir morgens das Fahrzeug abgestellt hatten. Wir kehren in einer netten Bar ein, holen die anderen Autos aus Arni und fahren danach zurück nach Massa.

Engstelle

Abends setzen wir uns auf die Felsen am Strand zu einem Picknick und genießen den schönen Sonnenuntergang (und den Wein, und das Meer, und die Wärme, und …).

Genuss am Meer

Der Samstag hat einen schlechten Wetterbericht, weshalb wir nur eine kleine Tour auswählen – und sehr erstaunt sind: bestes Wetter begleitet uns während der gesamten Tour, die Aussicht ist heute sehr prima. Wenn schlechtes Wetter so ausschaut, dann bitte öfter!

Rast im Steinbruch

Wir machen Rast in einem angeblich aufgelassenen Steinbruch, wo es aber doch noch sehr nach Arbeit aussieht; jede/r sammelt Steine, die wir dann im Rucksack mitschleppen.

Gute Aussicht

Der Anstieg ist sehr abwechslungsreich, und am Gipfelgrat ist es sogar zum Kraxeln. Manche klettert statt etwas ausgesetzt lieber durch Brennnesseln – soll gut für die Durchblutung sein!

Beim Kraxeln

Am Gipfel erwartet uns dann ein echtes „Bett im Kornfeld“: Wilde Gerste hat sich hier ausgebreitet und wird von uns für ein bequemes Gipfellager genutzt. Wir genießen die herrliche Aussicht auf das Meer.

Ein Bett im Kornfeld

Nach dem steilen Abstieg durch dichten Wald kehren wir noch in einer netten Bar ein, während sich das Wetter nun tatsächlich wie angekündigt verschlechtert.

Deutschland - Portugal 1:0

Macht für uns aber nix, denn der heutige Abend gehört für uns sowieso dem Deutschlandspiel bei der Fußball-EM. Und gewonnen haben wir auch noch … danach wurde noch ein bisschen gefeiert, weil jemand am Sonntag Geburtstag hatte und von der Gruppe ein sehr schönes Geschenk bekam … herzlichen Dank nochmal!

Geschenke!

Am Sonntag gibt es noch Frühstück in der Bar nebenan, dann kurze Verabschiedung, bevor wir uns auf den weiten Weg zurück nach Erding machen. Der Stau vor Sterzing verdirbt uns eine schnelle Heimreise, aber Hauptsache alle kommen wohlbehalten zurück.

Fazit: Marmor, Stein und Eisen bricht – aber die Kranzler nicht: Das fast durchgehend gute Wetter gestattete schöne Bergtouren, die abgerundet wurden durch abendliches Schwimmen im Meer. Eine wunderbar abwechslungsreiche Tourenwoche mit einer tollen Gruppe in einem herrlichen Gebiet!

Ein besonderer Dank geht an Christina, die mit ihren Kontakten nach Massa und ihren hervorragenden Dolmetscherdiensten ausgesprochen zum Gelingen der Reise beigetragen hat. Super, Christina! (Auch sie hat von der Gruppe ein Geschenk bekommen und sie hat sich sehr gefreut.)

Alle beisammen

Mit dabei waren: Matthias Adelsberger, Christina Braun, Günther Budil, Edmund und Marianne Heger, Claudia und Wolfram Honsberg, Ingrid Huber, Sepp Kirmair, Rüdiger Lindner, Karola Rübensaal, Maria und Toni Schrögmeier sowie Sonja Schupsky
Tourenleitung, Fotos und Bericht: Hans Sterr

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