Ratsch-Bladl – DAV Alpenkranzl Erding Alpenkranzl-Informationen 08/2010-12/2018

08.09.2011

Hochtouren in den Ötztaler Alpen

Filed under: Tourenberichte — admin @ 19:18

19. – 22. August 2011, mit Matthias Ruderer –  Hochtouren in den Ötztaler Alpen, vier Tage, die es in sich hatten – jeder von uns war gefordert, diese schönen Gipfel zu erklimmen. Bestiegen wurden die Fineil-Spitze (3516 Meter) und die Weißkugel (3739 Meter), des weiteren versuchten wir uns an der Mut-Spitze (3257 Meter), die ihrem Namen alle Ehre machte.

Wir starteten von Vent zum Hochjoch-Hospitz. Der Weg führte uns entlang an der Rofen Ache, die im Laufe der Jahrhunderte tiefe Schluchten in die Gebirgslandschaft gezogen hat. Gespeist wird der Fluss von den großen Gletschern, die im Süden vor uns lagen. Nach ca. 3 Stunden erreichten wir die altehrwürdige Hütte, deren preußischen Charakter man immer noch spüren kann, denn sie gehörte ehemals zur Sektion des Alpenvereins Brandenburg.

Am Nachmittag prüften wir noch einmal die Kenntnisse der Spaltenbergung. Jeder Griff muss sitzen, schließlich geht es um ein Menschenleben, das zu retten wäre. Abends erreichte uns noch ein kurzer Regenschauer, die Natur zeichnete einen wunderschönen Regenbogen in den Himmel, den wir mit großen Augen bewunderten.

Regenbogen

Für den Samstag war die Besteigung der Fineil-Spitze geplant. Der Zustieg führte uns über den Gletscher zum Hauslabjoch (3279 Meter), von wo aus wir hinab zum Tisenjoch stiegen, zur Eismann-Fundstelle (3210 Meter). Vor diesem Denkmal durfte natürlich ein Gruppenfoto nicht fehlen. Nur 70 Meter entfernt war eine Tafel, die uns den Weg zur Ötzi-Fundstelle wies. Nach kurzer Rast ging es hinauf zum Gipfel der Fineil-Spitze. Kletterei im II. Grad und ausgesetzte Stellen waren die Herausforderungen, die sich uns stellten. Am Gipfel angekommen suchte sich jeder ein vernünftiges Plätzchen, was sich als gar nicht so einfach herausstellte, da die Fläche ähnlich einem Adlerhorst sehr begrenzt war. Das Wetter hatten wir auf unserer Seite und wir konnten unsere Blicke schweifen lassen. Der Abstieg führte nicht über den Zustiegsweg, wir ließen uns von anderen Bergsteigern inspirieren und wählten deren Weg. Vom Hauslabjoch ging es wieder zurück zur Hütte, welche wir am späten Nachmittag erreichten, Eva war so freundlich und hatte für uns bereits eine kalte Limo bestellt, über die sich jeder freute – nach so einer anstrengenden Tour schmeckt eben einfach alles besser.

Vollmond über den Ötztaler Alpen

Am Sonntag um 4.15 Uhr starteten wir im Dunkeln von der Hütte mit Stirnlampen. Ziel war der dritthöchste Gipfel Österreichs, die Weißkugel, für deren Besteigung zehn Stunden geplant waren. Kurz nach Sonnenaufgang stärkten wir uns vor dem Gletscher mit einem Frühstück, bevor wir den Hintereisferner begingen. Die Folgen des Klimawandels machten es uns nicht leicht, einen optimalen Zustieg zu finden, aber Matthias bastelte mit dem Eispickel sichere Tritte in das Eis. Ungefähr 5 Kilometer Gletscher hatten wir vor uns, was sehr viel Zeit in Anspruch nahm, auch wenn wir anfangs auf Steigeisen und Seil verzichten konnten.

Am Hintereisferner zur Weißkugel

Der Zustieg zur Weißkugel beeindruckte uns durch die wilde Schönheit der Felsen und Gletscher, steil ging es bergauf, was sehr viel Konzentration und Kraft kostete. Des Weiteren waren wir nicht die ersten am Anstieg, viele Bergsteiger kommen von der „Schönen Aussicht“ zu diesem Berg und waren uns auch teilweise zeitlich voraus. Ein schmaler Firngrat führte uns zum Gipfelaufbau, es galt das Seil einzuholen, die Steigeisen auszuziehen – und den Gipfel in freier Kletterei zu besteigen.

Am Gipfelgrat

Mit einem freundlichen „Berg Heil“ wurden wir von den Einheimischen am Gipfel begrüßt. Man reichte sich die Hand, wie man dies aus den Bergsteigerfilmen kennt.

Am Weißkugel-Gipfel

Welch ein Ausblick, alle Gipfel lagen vor uns, wir waren zu tiefst beeindruckt und machten zur Erinnerung an diesen schönen Moment noch ein Foto vor dem schönen Gipfelkreuz, um dann den Abstieg anzutreten, den wir nach einer ausgiebigen Pause im sicheren Gelände begannen. Der Rückweg zog sich natürlich länger hin, verwundert waren wir darüber, warum es uns am Vormittag nicht so weit erschien. Vor allem kam erschwerend hinzu, dass der Schnee mittlerweile weich geworden war und man immer wieder mit den Füßen tief einsackte, außerdem kamen uns die Spalten jetzt wesentlich gefährlicher vor als am Vormittag.

Gut gesichert

Am späten Nachmittag hatte sich unser Zustieg zum Gletscher, den wir am frühen Morgen genutzt hatten, durch die Erwärmung stark verändert, weshalb wir uns entschieden, einen neuen Ausstieg zu suchen. Die Klimaerwärmung verändert den Gletscher so sehr, dass wir gezwungen waren, eine abgeschmolzene Spalte, in der das Gletscherwasser nur so sprudelte, mit Hilfe eines eingeklemmten Felsens und Seilsicherung zu queren. Matthias und Hans sicherten uns dabei vorbildlich und konnten dabei ihre hervorragenden Kenntnisse aufblitzen lassen. Um 17:30 Uhr erreichten wir die Hütte und der Wirt spendierte uns allen zum Gipfelsieg eine Runde Schnaps.

Prost!

Zwei Tage lagen hinter uns, heute am letzten Tag wollten wir es gemütlich angehen lassen – doch bereits nach Abmarsch, dem Hinweisschild folgend zur Mut-Spitze, ließ sich anderes erahnen. Steil ging es hinauf, ohne Rücksicht auf unsere müden Beine, der Ausblick auf den mächtigen Hintereisferner lenkte uns ein wenig ab. Der Oskar-Reuter-Weg zeigte sich gnädig und der Gipfel der Mut-Spitze ließ sich bereits erahnen. Oben am Joch angekommen sahen wir das Brandenburger Haus und den Kesselwandferner. Keinerlei Wegmarkierungen waren mehr vorhanden, wir mussten uns im wilden Gelände selber zu Recht finden. Die Felsen und Steine waren nicht wirklich verlässlich fest und man hatte den Eindruck, dass der Berg aus bunt zusammengewürfelten Mikado-Stäbchen bestünde.

Auf dem Weg zur Mut-Spitze

Wir dachten über den Namen des Berges nach, Mut-Spitze, jetzt brauchte es wirklich Mut, den Gipfel zu erklimmen. 80 Meter unterhalb des Gipfels sahen wir eine steile Wand vor uns – da wir kein Seil dabei hatten, entschieden wir uns aus Vernunft, den Gipfel nicht zu besteigen. Es ist gut zu merken, wenn man seinem Instinkt, der „Nein“ sagt, folgen muss. So tauften wir unseren Pausenplatz „Erdinger Vorgipfel“ und bissen genüsslich in unsere Brote. Der Abstieg bescherte uns zum Glück keinerlei Probleme. Nachmittags auf der Hütte ließen wir es uns nochmals richtig gut gehen – Speckknödelsuppe, Kaiserschmarrn und vom Wirt spendierter Schnaps taten uns richtig gut.

Unser herzliches Dankeschön für diese erlebnisreichen Tage gilt Matthias, mit dem wir diese unvergesslichen Tage verbringen durften. Die Touren wird niemand vergessen – und zu neuen Touren sind wir bereits jetzt bereit …

Ende !

Teilnehmer: Christoph, Eva, Hans, Martin, Peter (Bericht), Werner
Tourenführer: Matthias Ruderer

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. TrackBack URL

Leave a comment

Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.

Powered by WordPress