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08.08.2011

Überschreitung der Ammergauer Alpen

Filed under: Tourenberichte — admin @ 08:29

30.07. bis 02.08.2011, mit Constanze Klotz – Ökologisch korrekt mit der Bahn anreisen: Da kannst Du was erleben! Richtiges Ticket, richtiges Gleis, rechtzeitig da – und trotzdem im falschen Zug? Nun, vom Schaffner wurden wir belehrt, dass die ersten drei Waggons auf diesem Gleis nach Füssen gefahren waren, wir saßen dummerweise in einem der hinteren Waggons. Super!

Die knappe Stunde Aufenthalt in Buchloe nutzten wir zu einem  Kaffeeplausch und mit uns taten das 2 Dutzend japanische und amerikanische Touristen. Bahnland Deutschland! Die Weiterfahrt verbrachte ich am Boden sitzend, als Bergsteiger hast Du ja immer ein Sitzkissen dabei und damit kein Problem.

In Buchloe regnete es leicht – in Füssen schüttete es! So kam wenigstens die Regenkleidung zum Einsatz, sonst hätten wir das Zeug umsonst mitgeschleppt. Vom Bahnhof gingen wir gutgelaunt durch die Altstadt , über den Lech und den Kalvarienberg hinauf. Es regnete stärker, die Sicht beschränkte sich auf ein mystisches, wolkenverhangenes Grau zwischen dem hin und wieder die Füssener Altstadt  hervorblitzte. Außer uns kein Mensch unterwegs. Wir taten Buße und siehe da – es wurde besser. Als wir auf der anderen Seite des Berges unten am Schwansee (ihr ahnt schon wo wir uns befinden?) Brotzeit machten, regnete es nicht mehr. Eine wunderschöne  Sicht auf Hohenschwangau und Neuschwanstein tat sich auf, mit dem Moorsee im Vordergrund und Wolkenschwaden ringsum.

Neuschwanstein

Den Trubel um Neuschwanstein ließen wir gelassen an uns abprallen und nach einem kurzer Verhauer waren wir auf dem richtigen Weg zur Marienbrücke über die Pöllat. Mit uns Unmengen an Spaziergängern und Dutzende Mountainbiker, die hier zur Transalp gleich mit ordentlicher Steigung starten. Aber nur bis zur Brücke, ab da waren wir wieder fast alleine und schnauften die 9oo Höhenmeter zum Tegelberghaus langsam hinauf. Es war noch windig und kalt, aber trocken. Die Sicht auf Neuschwanstein ist wirklich beeindruckend, immer wieder blieben wir in den Kehren stehen um zu schauen. Am Tegelberghaus waren wir die einzigen Gäste und da wir rechtschaffen müde waren, lagen wir zeitig abends im Bett.

Ab Sonntag verhieß die Wettervorhersage trocken, das stimmte auch, aber der Nebel machte uns einen Strich durch die Rechnung. Vom Tegelberghaus gingen wir den Reitweg (natürlich vom König angelegt) Richtung Branderfleck, dort bot sich erstmals der freie Blick zum Geiselstein und zur Hochplatte. Von dort an der Ahornspitze vorbei zum Niederen Straußbergsattel und dann nach Nordosten schwenkend wieder entlang eines königlichen Reitweges in den Schwangauer Kessel unterhalb des Gabelschrofens. Da wir die ersten waren, die heute unterwegs waren, sahen wir dort zwei Dutzend Gämsen, die uns zum Teil recht nahe kommen ließen.

Gamsrudel

Am steilen Anstieg zum Gabelschrofensattel zog es mehr und mehr zu. Meine Hoffnung, dass es sich nur um kleinere Schwaden handele, erfüllte sich nicht. Es wurde uns kalt bei der Rast im Sattel und so beschlossen wir die weniger ausgesetzte Strecke nördlich der Hochplatte zu nehmen statt des ausgesetzten Steiges über Krähe und Hochplatte. Ein grobschotteriger, steiler Abstieg folgte – nicht zu empfehlen!

Östlich des Kenzensattels sahen wir wieder jede Menge Gämsen, nicht umsonst jagten in den Ammergauern die Könige. Beeindruckend auch der Wasserfall nahe der Kenzenhütte, die uns mit sehr gutem Essen und einem schönen Zimmerlager beglückte.

Meer von Eisenhut

Der Montag Morgen empfing uns mit blauem Himmel, so starteten wir frohgemut den Anstieg zum Bäckenalmsattel. Ein Meer von Blumen, vor allem Eisenhut, begleitete uns. Am steilen Anstieg zur Hirschwanghütte wurde die Vegetation so üppig, dass wir alle nasse Beine bekamen und ich einen juckenden Ausschlag. Die Hochfläche bei der Hirschwanghütte entpuppte sich als Hochmoor, bisweilen schwierig zu begehen. Hier waren wir einem Rudel Gämsen so nahe, dass wir davon ausgehen, dass hier keine Jagd mehr stattfindet, da die Fluchtdistanz dieser Tiere sehr niedrig war.

Anspruchsvoller Steig

Ab dem Feigenkopf begann der anspruchsvolle Teil der Route heute: Ausgesetzt und zum Teil mit Seilen und Ketten versichert ging es bergab und bergauf zur Großen Klammspitze. Eine ausgesprochen interessante Strecke. Auch der Abstieg zu den Brunnenkopfhäusern war anspruchsvolles Wandergelände. Dort reichte es eigentlich – aber mit 30 Leuten in einem Lager zu schlafen, fanden wir wenig attraktiv und so gingen wir nochmals 2,5 Stunden den ebenfalls anspruchsvollen Höhenweg zum Pürschlingshaus weiter, wo wir Lager reserviert hatten. Die Wirtsstube bietet einen wunderbaren Blick auf das Graswangtal, am nächsten Morgen konnten wir die Gipfel unserer Route nochmals sehen: Große Klammspitze, Hochplatte, Krähe, selbst der Geiselstein lugte noch ein wenig hervor.

da schau her

Der Dienstag bot traumhaftes Bergwetter, so nahmen wir den Steig über die Sonnenspitz in Angriff. Nochmals ging es ausgesetzt entlang der steilen Ammergauer Grashänge, mal süd-, mal nordseitig des Kammes. Als wir um eine Ecke bogen stand eine Gämse 5 Meter vor uns, sprang ein paar Meter weiter und schaute uns neugierig an.

 da schaut die Gams

Wir kraxelten sehr ausgesetzt auf die Sonnenspitze und stellten oben fest, dass es auch einfacher gegangen wäre. So wurde der Abstieg wenigstens leichter! Aufgrund des angegriffenen Materials (Knie, Hüfte, Füße) ließen wir den Kofel rechts liegen und nahmen den direkten Weg nach Oberammergau.

Im Tal war richtig Sommerhitze, da ließen wir es uns im Eiscafe gut gehen (am Beginn der Fußgängerzone, ausgezeichnetes Eis und Milchshakes, sehr zu empfehlen). Diesmal empfing uns nur ein Waggon am Sackbahnhof, da konnte nichts schiefgehen, wir zuckelten gemütlich bis Murnau. Und weiter? Natürlich mit Verspätung – Bahnland Deutschland eben.

Überschritten haben die Ammergauer mit Constanze Klotz:
Moni Hofer, Anton Klotz, Hans Wunderle, Michael Grötsch

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