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08.07.2011

Gletscherkurs am Taschachhaus, Pitztal

Filed under: Kurse,Tourenberichte — admin @ 15:50

30.06. – 03.07.2011, mit Matthias Ruderer und Christoph Blaser – Nach 2 Theorieabenden und emsigem Zusammentragen der Ausrüstung ist es endlich so weit: die Teilnehmer des Gletscherkurses stehen im strömenden Regen. Und haben schon vor dem Start einen Teilnehmer verloren, weil sich sein Auto auf der Autobahn selbständig gemacht hat. Doch die Gruppe lässt sich nicht beirren, teilt Ausrüstung, ändert die Autoaufteilung der noch funktionierenden Autos und los geht es.

Durch den sich stetig ändernden Regen, die einen Musik hörend, die anderen schlafend, aber am Schluss kommen alle am vereinbarten Parkplatz an. Tiefe Wolken und weiterwährende Nässe von oben verlangen nach einem ersten Gruppenouting im Warmen und so wird erst mal fleißig Suppe im S’Iglu gelöffelt. Und tatsächlich werden die von Matthias kunstvoll zusammengetragenen Wetterprognosen erfüllt: der Regen hört auf!

Edelweiß im Schnee

Die schweren Rucksäcke werden geschultert und das Kartenmaterial noch etwas unsicher studiert, aber dann steht fest, den Bach entlang und den Berg hinauf! Schöne Blumen, Kühe und Moränen säumen den Wegrand, die Pausen nutzen die beiden Tourenführer um die wissbegierigen Abenteurer mit interessanten Informationen zu füttern. Als die Rucksäcke schon deutlicher spürbar sind, noch eine letzte steile Kurve und das Taschachhaus ist sichtbar.

Im Anstieg

Dort angekommen, sieht man auch endlich den Gletscher. Sehr beeindruckend, wie in Bewegung festgehalten, etwas grau und bedrohlich, liegt er zwischen den Gipfeln und drückt sich ins Tal hinunter. Selbstverständlich ist die Motivation hoch und es wird noch fleißig geübt. In der Seilschaft gehen, auf steilen Schneefeldern wenigstens halbwegs elegant emporklimmen und den Pickel als T-Anker vergraben. Bis dann selbst die Tourenführer die Kälte nicht länger ignorieren können und gnädig die Erlaubnis für die Abendessenrückkehr erteilen.

Üben am Gletscher

Am nächsten Morgen geht es dann endlich Richtung Gletscher. Er sieht so zum Greifen nah aus, liegt aber doch eine dreiviertel Stunde gewundenen, felsigen Bergweg weg. Die ganze Größe ist gar nicht sichtbar, weil die Wolken so tief hängen, dass der Gletscher in den Himmel übergeht. Als es zu schneien beginnt, sind die Steigeisen bereits angelegt und wir machen erste Bekanntschaft mit einem aperen Gletscher und seinen Spalten, über die wir schon bald gekonnt rüberspringen, übersteigen und mit Respekt in die Tiefe lugen.

Der Nebel kommt und geht, aber wabert stetig um uns herum, so dass wir nicht in die Steilstücke aufsteigen können um weiter an der Steigeisentechnik zu feilen. Aber zurück an der Hütte gibt es noch etliches im Trockenen zu üben. So eine Spaltenbergung muss geübt sein, bevor jeder sich wenigstens halbherzig mit den diversen Knoten und ihren Einsatzbedürfnissen angefreundet hat. Aber nicht nur das, auch das Kartenlesen und Peilen, mag zwar theoretisch logisch, in echt aber dann doch etwas herausfordernd sein. Schließlich dürfen wir unsere eigene Tour planen. Zum Glück gibt es zwei Gruppen, so dass im Schnitt auch eine vernünftige Abschätzung der Kilometer (Maßstab beachten, gell Christoph) und Zeit zustande kommt. Aber die Truppe ist unermüdlich und so wird nach diesem schon vollen Tag noch eine Runde Selbstrettung inklusive Rammeltechnik zumindest von ein paar Teilnehmern in der hütteneigenen Kletterhalle beherzt in Angriff genommen, so dass der Abend mit einem zufriedenen Kartenspiel in gemütlicher Runde ausklingen kann.

Nachdem das Wetter die echten Gletscherübungen behindert hatte, muss auch der Samstag zum Üben herhalten und die Tour kann erst am Sonntag stattfinden. Als wir auf dem mittlerweile zugeschneiten Gletscher, dann anfangen Steilhänge auf und ab zu gehen und uns diverse Techniken anzueignen, zeichnet sich bereits ab, dass dies auch keine schlechte Idee war. Aber dank der unendlichen Geduld von Christoph und Matthias, lernen wir nicht nur, dies schon bald recht grazil und sicher hinzubekommen, auch die Spaltenbergung wird schon etwas überzeugender. So überzeugend sogar, dass die Mädels die Jungs zu einem Wettkampf herausfordern. Ganz gerecht wird das Seil abgemessen und die armen Vorderen der Seilschaft in die Tiefe gestürzt. Dann geht es ratz-fatz mit vielen Kommandos und Doppelchecks Team gegen Team in emsiger Arbeit daran, seine Teamkameraden zu retten. Sicherheitsrelevante Fehler werden mit 10 Strafsekunden versehen und – ja, natürlich – die Mädels gewinnen mit Abstand: 10 Minuten und 20 Strafsekunden gegen 12 Minuten und 30 Strafsekunden. Das stört zwar die Ehre der Männer etwas, auf dem Heimweg wird trotzdem wieder gelacht. Vor allem, als Matthias uns mit viel Schwung das elegante Schneefeldrutschen beibringt. Gut, das mit der Eleganz haben wir vielleicht nicht so hinbekommen, aber zum Anhalten hat es jeder geschafft.

Der Abend wird noch fleißig genutzt um den morgendlichen Aufbruch zu planen, und manch einer geht vorsorglich extra früh ins Bett, aber so schaffen es auch alle fertig ausgerüstet um halb sieben vor der Hütte zu stehen. Die Erwartung in allen Gesichtern, der Himmel noch klar und wir wissen, diesmal geben wir das Tempo an. Barbara erhält das erste Führungsstück und brilliert mit ihrem idealen Führungstempo, auch wenn sie etwas gedankenverloren just die Abzweigung verpasst. Dafür hat sie aber das restliche Team, so dass wir bald am ersten Entscheidungspunkt ankommen und den weiteren Weg einsehen können. Ein neues, unbekanntes Gletscherstück gilt es zu erklimmen. Angeblich 40 Grad steil, schlängeln wir uns fest auf die richtige Stapftechnik konzentriert, den Hang hinauf. Die Steigeisen beißen sich in den Schnee und schnell wird klar, dass die richtige Technik oder zumindest der Versuch davon, deutlich energiesparender ist, als bloßes Intuitivgestapfe.

Abstieg vom Urkundsattel
Am Urkundsattel gibt es dann eine Runde Müsliriegel, etwas mehr Sonnencreme und die Erkenntnis, dass der Wetterbericht leider wieder nicht recht hatte. Kein strahlender Sonnenschein, aber die Wolken sind zumindest noch oberhalb der Gipfel und unser Ziel, das Taschacher Joch, ist klar sichtbar. Es ist aber auch sichtbar, dass Karten nicht alle Steilheiten beinhalten. Besonders kurze sehr steile Stücke und so wundert sich schon mancher, ob die Eiswand unterhalb des auserkorenen Gipfels, nicht eventuell zu steil für den vorgenommenen Zeitplan ist.

Auf der vom Hüttenwirt empfohlenen Route kommt jetzt Peters Seilschaftführung exzellent zur Wirkung und so schafft es jeder, in frischer Stimmung auf das Joch, wo wir mit wunderschöner Aussicht und einem bitterkalten, scharfen Wind belohnt werden. Der Fels wird noch gründlich in Augenschein genommen, dann aber beschlossen, den Gipfel lieber von unten, brotzeitmachend zu bewundern. Im Windschatten einiger Felsen gelingt dies sogar ohne Erfrierungen. Mit bereits etwas Verspätung, da die Steigeisenan- und -ausziehpausen bei der Planung etwas unterschätzt wurden, geht es dann in wieder neu gemischten Seilschaften den Gletscher hinunter. Diesmal westlich am Urkundsattel vorbei, vorbei an noch weiteren Übungsgruppen in einem feuchter werdenden Schnee, so dass das „Kling“ der nicht Anti-Stoll-Platten-Besitzer immer häufiger wird.

Fast geschafft

Aber schließlich ist auch dieses Stück gemeistert und Tobi führt uns gewandt durchs Felsenmeer Richtung Hütte, wo wir bereits sehnsüchtig erwartet werden.
Die restlichen Überbleibsel des Proviants werden noch geteilt, bevor alle Rucksäcke wieder voll beladen werden und wir ein letztes Mal durch den nepalesischen Torbogen samt Gebetsfahnen gehen. Wieder hinunter auf dem schmalen, sich den Berg runterschlängelnden Weg. Ohne die Gepäcktransportmöglichkeit auszunutzen, dafür wieder durch Kühe und diesmal auch Pferde, mit einer viel klareren Aussicht als beim Aufstieg und natürlich mit einem ganz anderen Teamgefühl.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass schon vor der Ankunft am Parkplatz feststeht, wann wir uns wiedertreffen. Wohl auch, damit wir beim Abschied sagen können, „wir sehn uns ja eh!“

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Christoph und Matthias, ohne die wir unsere diversen Herausforderungen sicherlich nicht so souverän und mit so viel Freude gelöst hätten. Den nächsten Gletscher erklimmen wir bestimmt.

Zufriedene Gruppe

Teilnehmer: Anna, Barbara, Christoph, Eva (Bericht), Peter (Bilder), Tobias
Tourenführer: Christoph Blaser und Matthias Ruderer (Gruppenfoto)

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