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19.04.2011

Des Teufels Graben durchs Alpenvorland

Filed under: Mountainbike,Tourenberichte — admin @ 10:59

16.04.2011, mit Hans Pirsch – 0° Celsius zeigt das Thermometer, Samstag früh 8.00 Uhr steigen 8 verfrorene Gestalten in die S-Bahn und begeben sich so auf den Weg nach Otterfing. Nach einmal Umsteigen am Ostbahnhof war dann Otterfing nach ca. 1,5h erreicht. Dort machten wir uns auf, den Weg des Teufels zu finden.

Zäh waren die ersten Meter, kalt war es. Wir rollten hinaus aus Otterfing in südlicher Richtung über ebenes Land. Der Weg führte auf den nahen Waldrand zu, wurde zum Karrenweg und leitet uns plötzlich steil hinunter in den dunklen Graben. Da standen wir jetzt! Die Gruppe lauschte den Sagen, die der Tourenleiter über diesen unheiligen Ort erzählte. Fröstelnd fuhren wir weiter, der Weg wurde immer unfahrbarer und endete schließlich in wüsten Traktorspuren.

Des Teufels Baaz

Waldarbeiter und Bauern hatten im Zuge ihrer Arbeit alles vernichtet was einigermaßen nach Weg oder Forststrasse ausgesehen hat. Uns blieb keine Wahl, schiebend mussten wir diesen 100m Weg überbrücken. Dann folgten schöne kleine Trails und Pfade. Und so fuhren wir im Grund des Grabens bis zum Hackensee. Dieser idyllisch gelegene Waldsee lädt im Sommer sicher zum Baden ein. Heute aber glitzerte das Eis auf der Wasseroberfläche zwischen den Schilfhalmen.

Am Hackensee

Unser Weg führt uns weiter über kleine Stege und Pfade bis zu einer Furt. Der Schatten und die Kälte in dem Graben hatten bis jetzt keinen von uns erwärmt. Irgendwie wollte keiner durchfahren oder durchwaten!  Nun suchten wir mit Hilfe des GPS Gerätes die nächste Brücke, fanden diese aber hinter Zäunen abgesperrt. Der erste Zaun war dann zügig überwunden, die nun folgende Brücke hat aber einen eigenen Zaun. Nun standen wir „eingezäunt“ in einem seltsamen Areal, das eine Fischzucht sein sollte, aber mehr wie eine wilde Deponie von allerlei Müll aussah. Hatte der Teufel immer noch die Finger im Spiel!!!

Eine weitere Brücke zeigte uns die Karte im GPS. Wir machten uns schnell auf, überwanden in Teamarbeit (die Räder mussten ja noch drüber) den nächsten Zaun und waren plötzlich auf einer wunderschönen Moorwiese angelangt. Jetzt erst trafen uns die ersten Sonnenstrahlen.

Vergessene Brücke

Wir fanden die einsame, vergessene Brücke, überquerten den Bach und die Wiese, bogen auf die Straße ein und erreichten den Weiler „Pelletsmühle“. Dort im Wald stand ein seltsames Marterl! Es klärte uns auf, dass sich hier im Jahre 1886  letztmalig die Haberer gesammelt haben, um in Dietramszell ein Haberergericht zu halten.

Zum Kirchsee wars nicht mehr weit. Rum um den schönen See mit seinem grandiosen Alpenpanorama und rein in den Biergarten von Kloster Reutberg. Dunkles Bier, Josefibock, Weißbier und Rhabarbersaft, Schweinsbraten, Kalbskopf und Preßsack, deftigste bayerische Mahlzeiten erhellten unsere Gesichter. Zum Schluss noch einen Espresso und jeder war zufrieden!

Anschließend wurden in der Klosterkirche noch Kerzen gestiftet und gestärkt an Leib und Seele machten wir uns auf den Rückweg Richtung Dietramszell. Nach kurzer Zeit trafen wir im Wald wieder auf eine seltsam anmutende Säule, die Armeseelensäule. Sie bittet den Pilger für die Verstorbenen zu beten, die keine Ruhe finden.

Weiter geht’s, über schöne Wald- und Wiesenweg an Dietramszell vorbei, bis wir auf eine große Waldlichtung stoßen. Dort steht einsam die Wallfahrtskirche Maria Elend. Laut einer Legende verhalf die Mutter Gottes im Dreißigjährigen Krieg einem Soldaten zur Flucht und rettet ihm das Leben, indem sie unter ihm die Erde öffnete. 1690 entstand die Kirche. Sie liegt auf einem der Zugänge zum Jakobsweg. Ein Pilger mit Jakobsmuschel  im Deckenfresko weist daraufhin.

Ruhige Waldwege leiten uns dann durch die Ausläufer des Teufelsgraben und des Kerntal zurück zum Bahnhof in Otterfing.  Die halbe Stunde Wartezeit verbrachten Lenka und Günther im nahen Kaffee, die anderen diskutierten das Für und Wieder von Click-Pedalen. Am Ostbahnhof war dann offizielles Tourende. Einige fuhren mit der S-Bahn weiter nach Erding.

Für sechs Mann wars aber noch nicht genug, sie fuhren von Markt Schwaben mit dem Rad heim. Natürlich über den relativ anspruchsvoll zu fahrenden Trail an der S-Bahn entlang. So endete eine schöne, aber kalte Frühjahrstour mit 700Hm und 45km bzw. 62km. Erstaunlich, wie viele geheimnisvolle und mythische Orte es im Alpenvorland gibt.  All die Dinge, die sich unsere Vorfahren nicht erklären konnten, wurden mit übernatürlichen Kräften in Verbindung gebracht. Dabei hielten sich anscheinend die guten (christlichen) und bösen (teuflischen) Merkmale die Waage!

Übrigens, des Teufels Graben war vor ca. 20.000 Jahren ein Abfluss der Isar. Damals verlegten riesige Schuttmassen bei Bad Tölz den Weg und die Isar floss zum Mangfallknie bei Grubmühle. Als der Damm nach ca. 4000 Jahren wieder brach, war der Weg im alten Isarbett wieder frei. Seitdem fließt sie wieder auf uns bekannten Wegen durch Bayern.

Laudda Deife

Mitgefahren sind: Barczewski Heinz, Budil Günter, Kuczera Ralf, Nardelli Lenka, Schießl Hermann, Wachinger Richard, Wörndle Ade
Tourenleitung und Bericht: Hans Pirsch

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