Ratsch-Bladl – DAV Alpenkranzl Erding Alpenkranzl-Informationen 08/2010-12/2018

08.10.2010

Reise des Alpenkranzl nach Delhi und Ladakh

Filed under: Tourenberichte — admin @ 20:08

19.09.-03.10.2010, mit Hans Sterr und Alex LinkeReiseberichte.com
Eine mit Widrigkeiten gespickte, aber letztendlich doch großartige Reise erlebte eine Trekkinggruppe des Alpenkranzl Erding in Indien. Unwetterkatastrophen, ein Terroranschlag, Höhenkrankheit, große Kälte und Durchfall hatten für sehr schwierige Begleitumstände gesorgt, die aber von der Gruppe allesamt unbeschadet überstanden wurden.

Nach der Landung in Delhi absolvierte die Gruppe dabei zunächst eine Stadtrundfahrt zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten, darunter die Moschee Jama Masjid. Zwar wunderte sich die Gruppe über die Anwesenheit von sehr viel Militär und Fernsehteams vor Ort. Der Bitte des Stadtführers, nicht mit den TV-Teams zu sprechen, kamen die Teilnehmer mangels Begründung aber nicht nach, und so gab die Gruppe freundlich Auskunft. Was die Alpenkranzler erst am Tag danach aus indischen Zeitungen erfuhren: Kurz vor ihrem Besuch hatte es einen Terroranschlag auf Touristen an der Moschee gegeben, zwei Personen wurden angeschossen. Offenkundig stand der Anschlag in Zusammenhang mit den am 03. Oktober beginnenden Commonwealth Games; der Anschlag sollte wohl Touristen von der Reise nach Delhi abschrecken.

Straßenszene in Delhi 

Die zweite schlechte Botschaft erreichte die Gruppe unmittelbar danach: Das ursprünglich geplante Ziel Garhwal Himal war wegen der schwersten Monsunregenfälle seit 20 Jahren von der Außenwelt abgeschnitten, Pilgerstädte entlang der Route in den Himalaya standen bis zu zwei Meter unter Wasser, und keine Besserung in Sicht. So saß die Gruppe zunächst einmal in Delhi fest. Dann aber lief der Kooperationspartner der Erdinger für die Reise, der DAV Summit Club, zur Hochform auf: Innerhalb von nur vier Stunden wurde ein Ersatzziel für die Gruppe organisiert, inklusive Flug ins mehr als 600km entfernt liegende Ladakh. „Eine absolut fantastische Leistung“, zeigte sich Tourenleiter Hans Sterr denn auch begeistert.

So also kam die Gruppe in der früheren Königsstadt Leh an. Zunächst einmal standen hier drei Übernachtungen an, weil sich die Gruppe erst an die ungewohnte Höhenluft anpassen musste. Erfreut von dem (im Vergleich zu Delhi) guten Hotel genoss man die Ausflüge zu den Königsburgen über der Stadt sowie zu den buddhistischen Klöstern Thiksey und Hemis. Nicht zu übersehen waren dabei aber auch die unfassbaren Zerstörungen, die eine noch nie dagewesene Schlammflut im August in der Region Leh, vor allem in dem Ort Choglamsar, hinterlassen hat.

Flussüberschreitung auf wackligem Steg

Nach drei Nächten machte sich die Gruppe dann auf zum eigentlichen Zweck der Reise, der Umrundung des Sechstausenders Stok Kangri auf dem sogenannten „Markha-Trail“. Auf Pferden und Eseln wurde das Gepäck, Zelte und Verpflegung transportiert, so dass die Gruppe nur mit relativ leichtem Tagesgepäck marschieren konnte.
War das Wetter bislang schon nicht gut, so kam gleich in der ersten Nacht ein dicker Wermutstropfen dazu: Als man am Morgen aus den Zelten kroch, lag Schnee im Camp auf 3800m. Aber die Aussichten waren immerhin besser, und tatsächlich klarte der Himmel auf den folgenden Etappen zu schönem Blau auf.

 Nachts im Camp

Weiterhin zu kämpfen hatte die Gruppe aber mit der Kälte: Die Nacht im ersten  Hochlager auf 4600m war bis zu minus 10 Grad kalt (minus zwei im Zelt); dazu sorgte die noch immer mangelnde Höhenanpassung für Schlaflosigkeit. Besonders ein Teilnehmer hatte tags darauf beim Aufstieg zum Ganda-Pass, wo die Gruppe erstmals die 5000m-Marke überschritt, größte Probleme. Wie sich später zeigen sollte, allerdings nicht nur mit der Höhenluft, sondern er war tatsächlich krank geworden und musste dann das Trekking auch abbrechen. Er wurde von einem Sherpa hinunter ins nächste Tal begleitet und dann per Jeep zurück ins Hotel gebracht, wo er sich wieder gut erholt hat.

Am Ganda La

Zwischendurch war von einigen Teilnehmern bei einem Besuch bei einer Bauernfamilie in einem Ladakh-Dorf die typischen Getränke Buttertee und das einheimische „Bier“ namens Chang probiert worden. Einhelliges und eindeutiges Fazit: Für bayerische Mägen und Geschmäcker ist beides keinesfalls gemacht.

War die Gruppe ohnehin schon von der Höhenluft geschwächt, so begleitete sie ein zweiter unangenehmer Gegner: Fast drei Viertel der Teilnehmer hatten mit Durchfall zu kämpfen, einige sogar mehrfach. Die eher sehr rustikalen Toiletten trugen dabei auch nicht zum Wohlbefinden bei. Zum Ende der Reise waren denn auch die Tabletten zum Stoppen und Heilen des Durchfalls (mit denen die Gruppe eigentlich reichlich von Expeditionsarzt Ulf Müller versorgt worden war) restlos ausgegangen.

Hell und Dunkel

Das Trekking durch die zwar sehr karge, aber vor allem durch ihre Lichtspiele und Farbschattierungen in den Felsen und Schluchten faszinierende Landschaft, konnten dennoch die meisten genießen. Begegnungen mit Tieren wie Blauschafen, Argalis (einer Art Steinbock), Steinhühnern, Adlern und Geiern sorgten für weitere Abwechslung. Und nach der Überwindung des ersten Passes lagen die Zeltlager nun auch wieder tiefer zwischen 3400 und 4300m, was für besseren Schlaf sorgte.

Blick zur Zanskar Range

Die Nacht vor dem „Höhepunkt“ der Reise, der Überschreitung des 5200m hohen Kangmaru-Passes, war dann allerdings für etliche nochmal eine Prüfung: Die starke Kälte, verbunden mit straffem Wind, und die große Schlafhöhe von fast 4900m sowie erneut auftretender Durchfall stellten den Organismus auf eine harte Probe. Ein Teilnehmer konnte denn in der Nacht nur etwa eine halbe Stunde schlafen; nahezu erschöpft musste er von den beiden Tourenleitern Hans Sterr und Alex Linke über den Pass begleitet werden. Erfreulicherweise erholte er sich beim anschließenden Abstieg deutlich wieder.

Am Kangmaru La, Blick zum Kangjatse, 6400m

Die erfolgreiche Pass-Überschreitung wurde natürlich gefeiert, wobei die Gruppe „Flagge zeigte“: Eine Teilnehmerin hatte die Bayernfahne im Gepäck. Und dann ließen vier Alpenkranzler noch eine der höchsten Schafkopfrunden steigen: Kartenspielen auf 5200m bei starkem Wind erfordert aber höchste Aufmerksamkeit … das erste Spiel soll übrigens gleich ein Eichel Solo mit Schneider gewesen sein.

Am Ende der Trekking-Runde war sich die Gruppe einig, dass man von der Begleitmannschaft (Pferdetreiber, Helfer, Koch und einheimischer Guide) hervorragend unterstützt worden war; die Gruppe hat deshalb auch entsprechend nicht an Trinkgeld für das Team gespart. Speziell für den Guide, Chosphel Sonam, war die Gruppe voll des Lobes; mit seinem Kenntnisreichtum und seinem wunderbaren Humor hatte er die Gruppe schnell für sich gewonnen.

Tadsch Mahal

Nach dem Rückflug nach Delhi machte sich die Gruppe noch auf nach Agra zu einem der berühmtesten Bauwerke der Welt, dem Tadsch Mahal. Die Teilnehmer waren von dem eindrücklichen Bau sehr fasziniert, auch wenn die Besuchermassen, die große und schwüle Hitze und die aggressiven Andenkenverkäufer den guten Eindruck etwas trübten –so wie auch in Delhi: Lärm, Dreck, Gestank und die nicht zu übersehende, geradezu unfassbare Armut schlugen der Gruppe aufs Gemüt: 60 Prozent der Inder verdienen weniger als einen Dollar am Tag.

Die Teilnehmer waren sich nach der Rückkehr nach Erding alle einig, trotz – oder teilweise sogar wegen – der gemeinsam erlebten Widrigkeiten eine großartige Reise erlebt zu haben.

Gruppe und Begleitmannschaft

Dabei waren: Wolfgang Stark, Gerda Meier, Hendrike Jüppner, Günther Budil, Petra Roming, Alex Linke, Wiltrud Weber, Maria Hettenkofer-Katterloher, Bernhard Katterloher,  Peter Seidl, Hans Wunderle, Robert Stimmer, Peter Kruber, Andi Leutgeb
Tourenleitung: Hans Sterr & Alex Linke
Bericht: Hans Sterr

Hinweis: Einen Multimedia-Vortrag zu der Reise hält Tourenleiter Hans Sterr am Freitag, den 18. Februar 2011, um 20 Uhr im Großen Saal des Fischer’s Seniorenzentrums. Der Eintritt ist frei

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