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01.09.2015

Wandern in Weinfranken

Filed under: Tourenberichte — admin @ 16:52

25.-28.7.2015, mit Constanze Klotz – Zu schönen Wanderungen und natürlich auch auf einen guten Tropfen war eine Kranzler/innen-Gruppe unterwegs in Wein-, äh, Mainfranken.

Rebstock

Rebstock

Samstag, 25.7.15: Wanderung am Steigerwaldrand von Wiesentheid über Castell nach Wiesenbronn

Pünktlich zur Wandertour kühlt es zum Glück ab: Mit maximal 25 Grad hat es ideales Wanderwetter. Wir sind dieses Mal nicht in die Alpen, sondern nach Norden, nach Franken gefahren. Schnell im RothWeinHotel in Wiesenbronn das Gepäck abgestellt und schon düsen wir los mit dem „Dorfschätze-Express“. Dieser kostenlose Bus verbindet die Dörfer am Steigerwaldrand, und zu unserem Erstaunen ist sogar eine Gästeführerin an Bord. So sind wir schon ziemlich schlau, als wir in Wiesentheid aussteigen. Dort gibt es gleich mal Kultur: Das Schloss derer „von Schönborn“, frisch renoviert, immer noch von der Familie bewohnt. Aus der Ortschaft raus, über Felder, an Obstplantagen vorbei, gemächlich steigt der Weg zum Steigerwald an. Wir naschen unterwegs Ringlos, Kindheitserinnerungen werden wach. Die Bäume, der Mais, das Gras: alles ist brottrocken. Hier in Unterfranken hat es seit Wochen nicht geregnet, das Getreide ist bereits geerntet. Selbst der Waldboden ist rissig vor lauter Trockenheit. Mittagsrast machen wir in einem Kiefernwäldchen am Boden sitzend, keine Bank weit und breit.

Mittagsrast 1

Mittagsrast

Über uns rauschen die Kiefern bedenklich. Im Laufe des Tages wird der Wind immer stärker, bisweilen schrecken wir zusammen, wenn über uns im Wald krachend die Baumwipfel zusammen schlagen. Einsam sind wir unterwegs, bis kurz vor Schluss begegnet uns nur eine einzige Weitwanderin. Nachdem wir die Steigerwaldhöhe erklommen haben, wandern wir, dem Höhenzug folgend, nach Süden. Die nächste Rast legen wir am Jagdhaus Friedrichsberg ein. Leider ist das Jagdschloss privat und die Wirtschaft geschlossen.

Am Jagdhaus

Am Jagdhaus

Um die Aussicht zu genießen, müssen wir dann doch die geschlossene Terrasse „entern“, da die Bäume vor unserer Bank zu hoch sind. Eine unscheinbare Erhebung stellt sich als Hünenhügelgrab aus der Keltenzeit heraus, bei Asterix erscheinen diese imposanter als hier. Noch sind es ein paar Kilometer bis zu unserem Tagesziel Castell. Ein kleines Dorf am Steigerwaldrand, malerisch gelegen. Und bis 1806 Residenzhauptstadt, denn: Die „von Castell-Castell“ sind eines der ältesten Adelsgeschlechter Deutschlands. Und in ihrem Schlossgarten findet jährlich das Casteller Weinfest statt, wohin es uns nun zieht. Aber so weit sind wir noch nicht. Von der ehemaligen Burg steht nur noch der Turm, leider geschlossen. Unterhalb in einem Sattel staunen wir über eine 300 Jahre alte Gerichtslinde von beachtlichen Ausmaßen.

Riesige Linde

Riesige Linde

Durch eine echte hohle Gasse steigen wir steil in die Ortschaft ab. Bewundern die stattliche Kirche (Castell war evangelisch, im Gegensatz zum fürstbischöflichen, katholischen Unterfranken!), gehen am Museumsstadel vorbei und biegen in den Schlossgarten ein. Jetzt ist Schlemmen angesagt: Eine große Auswahl an Gerichten und natürlich an Weinen erwartet uns. Die „Berchemer Bergzwetschgen“ gehen von Tisch zu Tisch und spielen auf. Später gibt es Blasmusik, ohne Verstärker eine feine Sache.

Prosit!

Prosit!

Nach einigen Schoppen laufen zwar nicht mehr alle ganz rund, aber die meisten dennoch die zusätzlichen 5 km nach Wiesenbronn zu Fuß. Wunderbares Licht liegt über der Flur, eine tolle Abendstimmung. Nach gut 24 km sind wir rechtschaffen müde, aber unsere zwei Taxi-Aspiranten, die die Zimmerschlüssel haben, sind im OFF: Bei einer ist die Haustüre verschlossen, der andere schläft schon tief und fest. Gottlob kann ich ihn per Handy wecken, so bekommen auch wir anderen unsere verdiente Nachtruhe.

Sonntag, 26.7.2015: Würzburg

Meine Heimatstadt Würzburg steht heute auf dem Programm. Wir fahren nach Heidingsfeld, von dort wollen wir über den Blosenberg, die Frankenwarte und den Schlossberg Richtung Innenstadt laufen, so gelangt man, ohne Wohngebiete zu betreten, mitten in die Stadt. Zuerst bleiben wir jedoch im Botanischen Garten hängen, zu viel gibt es zu sehen, als dass wir schnell weiterkämen.

Ihr da oben, wir da unten

Ihr da oben, wir da unten

Fleischfressende Pflanzen im Teich, daneben eine Ringelnatter. Schweren Herzens trennen wir uns, hier könnte man den ganzen Tag verbringen.

Ein Tag zum Rumnattern

Ein Tag zum Rumnattern

Jeder der drei Berge, über die wir laufen, hat seinen eigenen Charakter: Am Blosenberg gibt es Rebzeilen, Wochenendgärten, Schlehenhecken, alles sehr kleinteilig. Durch Wald geht es hinunter ins Steinbachtal, die grüne Lunge der Stadt, die frische Luft aus den umliegenden Wäldern in die Stadt bringt. Steil geht es dann entlang der Hubertusschlucht hinauf zur Frankenwarte. Wir entdecken eine Kneippanlage, allerdings liegt diese im Dornröschenschlaf. Hier oben liegen die Spazierwälder des 19. Jahrhunderts. Vom Käppele, dem Rokoko–Wallfahrtskirchlein, haben wir erstmals Sicht auf die Innenstadt.

Sicht auf Würzburg

Sicht auf Würzburg

Aber unser dritter Berg wartet noch:

Festung Marienberg und Käppele

Festung Marienberg und Käppele

Über die Kniebreche (eine Treppenanlage) geht es, vorbei an der „Neuen Welt“, schattig in den Leistengrund. Und südseitig heiß und steil über eine Weinbergtreppe hinauf. Die Festung Marienberg war jahrhundertelang der Herrschaftssitz der unterfränkischen Fürstbischöfe, als es nicht mehr „in“ war, auf Burgen zu wohnen, ließ man standesgemäß ein Klein-Versailles bauen. So kam Würzburg zum Weltkulturerbe „Residenz“. Wir umrunden die Festung, um Blicke nach allen Seiten zu genießen. Nach 11 km und 300 Hm machen wir Mittagsrast am Alten Kranen. Anschließend zeigt uns meine Schwester, Gästeführerin der Stadt, die Schönheiten Würzburgs. Nach Marienkapelle, Marktplatz, Residenz, Lusamgärtchen, Neumünster und Dom genießen wir noch einen Schoppen auf der Alten Mainbrücke.

Alte Mainbrücke

Alte Mainbrücke

Abends essen wir idyllisch im Schoppenhöfle des Schwarzen Adlers in Wiesenbronn. Selbst der einsetzende Nieselregen treibt uns nur unter das Vordach. Wie groß Wiesenbronn tatsächlich ist, erfahren diejenigen, die sich wagemutig Heinrichs Abkürzungsversuchen anschließen: Kichernd die einen, die anderen fast schon wieder nüchtern, treffen nach und nach alle ein. So kann ich meine bereits gestartete Rettungsaktion beenden und wir können alle beruhigt schlafen gehen.

Montag, 27.7.2015: Wanderung an der Mainschleife: Volkach – Maria im Weingarten – Gaibacher Konstitutionssäule

Heute ist das Wetter eher durchwachsen, da können wir hitzetechnisch eine Weinbergswanderung wagen. Volkach liegt an der Mainschleife, hier ist das Herz des fränkischen Weinbaus. Nach kurzer Gehzeit haben wir schon das heutige kulturelle Kleinod erreicht: Die Kirche Maria im Weingarten beherbergt eine der besten Schnitzereien Tilman Riemenschneiders, eine Lindenholz-Madonna, umgeben von einem Kranz Rosen.

Maria im Weingarten

Maria im Weingarten

Jetzt sind wir mitten in den Weinreben, denen die diesjährige Hitze nicht soviel auszumachen scheint wie manch anderen Pflanzen. In unserem nächsten Ziel, Gaibach, fallen, gerade als wir uns zur Brotzeit auf zwei Bänke niederlassen wollen, einige Regentropfen. Michael bleibt eisern bei kurzer Hose und ohne Regenjacke, während wir anderen kruscheln. So schnell wie es anfing, ist es auch vorbei.

Von der Rundkirche haben wir einen guten Blick auf das Maintal Richtung Osten. Die Gaibacher Konstitutionssäule wurde von den Grafen Schönborn gebaut zur Ehrung der neuen Bayerischen Verfassung (König Max Joseph I. hatte eine gewählte Volksvertretung zugelassen).

Konstitutionssäule

Konstitutionssäule

In einem großen Bogen geht es zurück Richtung Main. Neben Weinbau wird hier viel Obstbau betrieben und wir führen ein interessantes Gespräch mit einer Frau, die sich als einzige Vollerwerbs-Obstbäuerin der Region herausstellt. Letztes Jahr bekamen sie für 10 kg Sauerkirschen 1,30€ vom Großhandel. Dafür kann doch niemand arbeiten!? Eine nette Eisenbahnanlage weckt unser Interesse.

Für kleine und große Kinder

Für kleine und große Kinder

Dann geht es durch die Rebzeilen hinunter zum Main. Durch eine Lindenallee laufen wir nach Volkach, wo wir uns noch eine Kaffeepause gönnen. Kurz die Altstadt besichtigt und dann fahren wir noch zur Vogelsburg, dem besten Aussichtspunkt mitten in der Mainschleife.

Schleift ganz schön!

Schleift ganz schön!

Ein Frankenaufenthalt ohne Weinprobe wäre nur eine halbe Sache. Das RothWeinHotel liegt neben dem gleichnamigen Weingut, und an unserem letzten Abend genießen wir hier verschiedene Weine. Der Seniorchef ist einer der Pioniere des fränkischen Ökoweinbaus und von seiner Sache überzeugt. Interessant ist die Führung durch die Produktionsanlagen des Weingutes. Viele, viele Details machen den Unterschied zwischen konventioneller Produktion und Ökoanbau aus. In diesem Betrieb wird nicht nur dem Boden und der Traube Wertschätzung entgegengebracht, sondern auch Wert auf eine soziale Arbeit gelegt. Nach sieben Proben und ganz viel neuem Wissen gehen wir beschwingt in den nächsten Tag.

Weinfranken!

Weinfranken!

Dienstag, 27.7.2015: Rundwanderung Schwanberg und Iphofen

Nachdem wir morgens noch Weinvorräte gekauft haben, starten wir von Iphofen zur letzten Runde. Beim ersten Anstieg durch die Weinberge fachsimpeln wir jetzt – schließlich haben wir gestern Abend gut aufgepasst.

Beim Fachsimpeln

Beim Fachsimpeln

Der erste Ausblick zeigt nicht nur Iphofen, sondern vor allem die Firma Knauf, einen der wenigen größeren Arbeitgeber der Region. Durch Eichenwald geht es zur Beckahans-Eiche und weiter zur Bildeiche.

An der Bildeiche

An der Bildeiche

Leider ist diese nicht mehr mit einem Bild bestückt, wie ich das von der letzten Wanderung kenne, sondern eher alt und kränklich. Bis zur Mittagsrast haben wir noch eine ordentliche Wanderstrecke vor uns, an einem kleinen See brotzeiten wir dann.

Am See

Am See

Der kürzeste Abstieg stellt sich als unwegsam heraus, so machen wir noch eine kleine Schleife, auf der sich noch als lohnender Punkt der Julius-Echter-Aussichtspunkt ergibt.

Julius-Echter-Aussichtspunkt

Julius-Echter-Aussichtspunkt

Iphofen als Bilderbuchstädtchen ist unser krönender Abschluss. Nach einer kurzen Besichtigungsrunde gönnen wir uns noch einen Cafe und damit sind diese erlebnisreichen Tage in Franken auch schon vorbei.

Rödelseer Tor

Rödelseer Tor

Mitgewandert sind und mitgetrunken haben:

Anneliese und Heinrich

Anneliese und Heinrich

Sonja

Sonja

Helga

Helga

Ingeborg

Ingeborg

Kurt

Kurt

Moni und Adi

Moni und Adi

Bilder vor allem von:

Mike

Mike

Tourenleitung und Tourenbericht:

Constanze

Constanze

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