Ratsch-Bladl – DAV Alpenkranzl Erding Alpenkranzl-Informationen 08/2010-12/2018

21.07.2017

Bergtour zum Hohen Dachstein, 2.995m

Filed under: Tourenberichte — admin @ 16:35

15.-16.07.2017, mit Karola Rübensaal und Hans Sterr – Gletschertour und Klettersteig in einer Bergtour? Das bedeutet schwere Rucksäcke … und hört sich zunächst gar nicht danach an, dass die Gruppe vor allem aus Frauen besteht (na ja, zwei Männer durften auch noch mit).

Zunächst aber war der Plan geändert worden: Zu schlecht war der Wetterbericht für den Samstag, weshalb die Tour um einen Tag gekürzt wurde. Dafür sollte es am Montag eine Gewalttour geben …

Treffpunkt ist Sonntagfrüh am Sportplatz in Lengdorf. Und nachdem auch die letzte Teilnehmerin eingetroffen ist (die die Schlafmöglichkeit bis zuletzt ausgereizt hatte), fahren wir über Land Richtung Salzburg. Die eigenwillige Routenwahl des „Frauenautos“ in Kombination mit unerwarteten Umleitungen lässt uns dabei die Schönheit der bayerischen Heimat erkunden.

Erschöpfung schon beim Start?

Trotzdem gut am Ziel bei Gosau angekommen, führt uns der Weg zunächst entlang der idyllischen Gosauseen fünf Kilometer weit mit wenig Höhengewinn in das Hochtal.

Am Vorderen Gosausee

Am Hinteren Gosausee kehren wir zur Mittagsrast auf der Alm ein. Erst nach dieser Ruhepause geht es an den eigentlichen Aufstieg, der sich am Schluss des Tages auf 1.350 Hm summieren wird.

Rast auf der Alm

Wir genießen den Rückblick auf die Seen und treffen seltene Blumen an – vor allem der Türkenbund begeistert die Gruppe.

Rückblick zu den Gosauseen

Türkenbund-Lilie

Schließlich erreichen wir unser Domizil. Die herrlich gelegene Adamekhütte. Die kurzzeitige Verwirrung um unsere Buchung löst sich in Wohlgefallen auf. Wir bekommen zwei Viererzimmer mit Betten. Nur eine Teilnehmerin muss sich ihr Zimmer mit einem anderen Bergsteigerpaar teilen – und wird das bitter bereuen … aber dazu später mehr.

Gosaugletscher und Mitterspitz

Die Wolken um den Dachstein (den irgendjemand kurzzeitig mit dem Mitterspitz verwechselt) lösen sich nur zaghaft auf. Die Entscheidung, erst heute zu fahren, erweist sich so als absolut richtig – am Gipfel hätten wir heute null Sicht gehabt. Dafür nutzen einige das stimmungsvolle Abendlicht zu Yoga-Übungen vor der Hütte. Bergsteigerinnen sind biegsam!

Yoginnen

Wir genießen das Abendessen in lustiger Runde. Und weil der Tag nicht lang genug war, müssen einige die Gesprächsrunde noch über die Hüttenruhe hinaus fortsetzen … apropos Hüttenruhe: Unsere Teilnehmerin, die sich das Zimmer mit einem uns unbekannten Ehepaar teilt, hat heute wirklich die A-Karte gezogen. Das Ehepaar bezeichnet sich schon vorab als „Kampfschnarcher“ und wird dieser Bezeichnung mehr als gerecht (auch die Frau!). Da helfen nicht mal mehr Ohrstöpsel … mit Verlaub: Solche Leute sind eine Zumutung – und sind selbst aber natürlich der Auffassung, dass es dein Problem ist, wenn Du nicht schlafen kannst. Man sollte für solche Fälle immer eine Wasserpistole dabei haben … unsere Teilnehmerin flüchtet sich jedenfalls am frühen Morgen in die Stube und streckte sich auf der Bank aus: Besser schlecht geschlafen als gar nicht.

Morgenstimmung

Um 06:15 gibt’s aber dann für alle Frühstück. Und um 07:00 Uhr ziehen wir los in Richtung Großer Gosaugletscher. Der Schnee der letzten Tage lässt das Gestein teilweise rutschig werden, was den Zustieg etwas erschwert.

Da geht’s lang

A bisserl rutschig

Das Wetter ist heute wunderbar – erneut erweist sich unsere Entscheidung auf Verkürzung der Tour als absolut richtig.

Am Anseilplatz

Am Rande des Gletschers seilen wir uns in zwei Seilschaften an und machen uns auf den Weg. Kurz vorher hat uns eine andere Gruppe überholt – nicht schlecht, weil die jetzt für uns spuren. Und da sie auch die Spurlage so wählen, wie wir sie angelegt hätten, können wir da gut folgen.

Unterwegs am Gosaugletscher

Kurz nach Betreten des Gletschers wird der Seilerste unserer zweiten Seilschaft von einem faustgroßen Stein am Schuhrand und Schienbein getroffen und braucht erstmal eine kleine Schmerzpause, bevor es weitergeht. Gut, dass wir weiter vom Fels entfernt waren, sonst wäre der Stein wohl noch schlimmer eingeschlagen.

Am Seildepot

Im oberen Teil will Karola dann ihrer eigenen Wege gehen – wir wählen einen „schönere“ Route über den Gletscher als die zunächst spurende Seilschaft. Dann erreichen wir den Übergang zum Westgrat des Dachsteins. Über eine steile Schneerampe geht es hinauf, nachdem wir das Seil am Fuß der Rampe zurückgelassen haben. Nur den Pickel nehmen wir zur Sicherung noch mit, den wir aber nach Erreichen des Grates auch dort deponieren.

Jetzt geht’s auffi

Nun beginnt der Klettersteig. Wir hatten uns am Fuß der Wand schon mit dem Klettersteigset ausgerüstet, und so kann es jetzt losgehen. Das Drahtseil zieht meist auf der Nordseite des Grates nicht allzu schwierig die Route hinauf.

Felsaufschwung

Wir haben nun Einblick in die Südwand des Dachsteins – schon beeindruckend, wie hier der Fels mehrere hundert Meter senkrecht abstürzt.

Am Grat

Abwechselnd mit Gehgelände ziehen wir den Grat entlang hinauf und erreichen schließlich den Gipfel mit dem großen Kreuz. Erwartungsgemäß sind wir hier oben nicht alleine, denn von der Ostseite kommen die Bergsteiger über den Schulteranstieg herauf, die sich mit der Seilbahn heraufbringen haben lassen.

Das ist der Gipfel

Nach dem obligatorischen Gipfelfoto finden wir gute Plätze für die Mittagsrast und genießen die herrliche Aussicht: Hochalm, Ankogel, Großglockner, Großvenediger, Hochkönig und viele andere stehen Parade für uns. Dass nach einiger Zeit durch die Tageserwärmung auch Nebelfelder durchziehen und die Sicht nun etwas trüben, stört uns nicht wirklich.

Feiner Platz

Bevor wir uns wieder an den Abstieg machen, bekommen wir noch eine besondere Vorführung geboten: Die österreichische „Staatsmeisterin auf der Steirischen Harmonika“ hat ihre Ziach auf den Gipfel geschleppt und gibt dort nun ein Standkonzert. Zu den Klängen von „Wir sind vom K-und-K-Infanterie-Regiment“ steigen wir vom Gipfel wieder Richtung Tal.

Mit der Steirischen am Gipfel

Abwärts geht es nun erwartungsgemäß etwas schneller und wir liegen gut in der Zeit. Zurück am Materialdepot tauschen wir das Klettersteigset wieder mit dem Gletscherseil und gehen entlang unserer Aufstiegsroute wieder hinunter.

Zurück am Anseilpunkt – warm ist es

Nach dem Gletscher legen wir die Gletscherausrüstung ab und ändern die Kleiderordnung; es ist uns ordentlich warm geworden mittlerweile. Über die teilweise immer noch glitschigen Felsen geht es zurück zur Adamekhütte. Kaffee und Radler sind nun die Getränke der Wahl. Zugleich packen wir unsere Sachen zusammen, zahlen auf der Hütte und machen uns bereit für den Abstieg.

An der Adamekhütte

Noch ein Wort zur Hütte: Wenn man nicht gerade das Zimmer mit Kampfschnarchern teilen muss, ist die Adamekhütte eine absolute Empfehlung: Sehr freundliches Hüttenpersonal, gutes Essen und gute Zimmer. Und der Hüttenwirt Hans ist sehr hilfsbereit und dazu noch sehr kompetent. Dazu die herrliche Lage und Umgebung – top!

Wir machen uns an den Abstieg, der ganz schön flott vonstatten geht. Trotzdem müssen noch viele Höhenmeter abgespult werden … und zuletzt steht noch der zugegeben sehr zaache Rückweg entlang der Gosauseen an. Aber irgendwann ist auch der längste Weg zuende.

Im Abstieg

Wir kehren noch im Gasthof Gosausee auf eine Jause und isotonische Getränke ein (und drei Damen und ein Herr stürzen sich zur Abkühlung noch in den See). Das tut gut nach heute 870 Hm im Aufstieg und 2.160 Hm im Abstieg …

Blick zurück zum Dachstein

Auf etwas weniger verschlungenen Wegen fahren wir zurück nach Erding und freuen uns über die gelungene Tour.

Und die beiden Herren bedanken sich bei den sieben Frauen, dass Ihr uns mitgeschleppt habt! (Wer übrigens der Meinung ist, dass Frauen etwas schwächer sind: Da hättet Ihr mal sehen sollen, wie die durchgezogen haben … und die Seile haben sie auch alle getragen!)

Tolle Truppe!

Teilnehmer/innen: Julia Elmer, Angela Flossmann, Vroni Maier, Christa Perleb, Sabine Rübner, Sonja Schupsky, Martin Wegmeier
Tourenleitung: Karola Rübensaal und Hans Sterr

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