16.08. bis 21.08.2018, mit Heinz Barczewski – Der Karnische Höhenweg ist ein Teilstück des Via della Pace (Friedensweg); er führt den gesamten Karnischen Kamm entlang, der an der Grenze zwischen Österreich und Italien verläuft, ist insgesamt 150 km lang und führt von Sillian bis Arnoldstein. Der alpinistisch interessanteste Teil erstreckt sich westlich des Plöckenpasses entlang der höchsten Gipfel des Karnischen Kamms.
Der alpine Weitwanderweg führt durch ein landschaftlich überaus schönes und abwechslungsreiches Gebiet, das noch vor wenigen Jahrzehnten im Ersten Weltkrieg äußerst hart umkämpft war. Zahlreiche Steiganlagen, weitverzweigte Schützengräben, Überreste alter Stellungen, zu Bunkern ausgebaute Felskavernen und Soldatenfriedhöfe erinnern an diese schrecklichen Zeiten zwischen 1915 und 1918. Damals mussten tausende Männer im Sommer und im Winter in einem Stellungskrieg in Höhen zwischen 2000 und 2700 m unter widrigsten Bedingungen in notdürftigen Unterkünften ausharren. Nicht nur durch Kampfhandlungen sondern auch durch Lawinenunglücke, Krankheiten und Erfrierungen verloren viele junge Menschen ihr Leben. Heute sind die zerstörten Wegteile zu einem einzigen verbindenden Weg bergbegeisterter Menschen wiederhergestellt.
Sechs Alpenkranzler aus Erding erwanderten in 4 ½ Tagen das Teilstück zwischen Sillian und dem Plöckenpass. Von der Leckfeldalm führte der Weg über die z. Zt. im Umbau befindliche Sillianer Hütte auf der Kammroute mit herrlichem Ausblick auf die Sextener Dolomiten zur Obstansersee-Hütte. Über die Pfannspitze (2678 m) vorbei am Kleinen und Großen Kinigat erreichte man die Porzehütte. Auf der „Königsetappe“ zum Hochweißsteinhaus waren auf 18 km Wegstrecke jeweils 1.400 Hm im Auf- und Abstieg zu bewältigen. Nach der letzten Übernachtung in der idyllisch gelegenen Wolayerseehütte ging es nach insgesamt 70 km und 4.700 Höhenmetern im Aufstieg zum Ziel hinunter zur Unteren Valentinsalm.
Vorgeschichte:
Anfangs ist eigentlich alles klar mit der Tourenplanung, acht Teilnehmermeldungen, drei Ersatzleute. So werden Hütten und der Taxitransfer frühzeitig im Februar gebucht. Alle Zusagen laufen kurz danach ein, bis dann die Absage der Sillianer Hütte kommt: das Haus ist das ganze Jahr wegen Renovierungsarbeiten für den Übernachtungsbetrieb geschlossen. Alternativen für die erste Übernachtung sind solange nicht vorhanden, bis die Hüttenwirte der anderen auf dem Kamm gelegenen Hütten, die ihr Geschäft für dieses Jahr dahin schwimmen sehen, mit dem „Schwarzen Adler“ eine Alternative im Tal anbieten. Der Plan ist nunmehr, mit dem Taxi die erste Etappe zur Leckfeldalm zurückzulegen. So weit so gut, jedoch kurz vor der Tour bei der routinemäßigen Abfrage bei dem Taxiunternehmer ergibt sich: trotz vorliegender schriftlicher Zusage aus dem Februar ist keine Taxifahrt für uns eingetragen; alle Taxen sind bereits anderweitig belegt. Aber irgendwie beschafft der Taxiunternehmer dann doch ein anderes Unternehmen mit der entsprechenden Lizenz für Bergfahrten zur Leckfeldalm. Kurzfristig vor der Tour erfolgen dann noch zwei gesundheitlich bedingte Absagen von Teilnehmern, von den drei Ersatzteilnehmern kann keiner mehr auf die Schnelle einspringen. Sind wir also nunmehr nur noch sechs teilnehmende Kranzler.
Donnerstag, 16.08.2018 (Tourenbericht Heinz Barczewski)
Sillian
Pünktlich um 7 Uhr starten wir in Erding mit zwei Fahrzeugen über die Landstraßen-Route Prien-Marquartstein-Schleching in Richtung Osttirol, da auf der Autobahn nach dem Feiertag „Maria Himmelfahrt“ aufgrund von Blockabfertigung der Österreicher mit starkem Rückstau zu rechnen ist. Problemlos geht es bis nach Lienz zur Kaffeepause bei MPreis; immer eine gute Adresse. Der „Schwarze Adler“ in Sillian öffnet erst um 16 Uhr; also sausen wir direkt weiter zum Pragser Wildsee zur geplanten Kurzwanderung. In Gegenrichtung erheblicher Stopp- und Go-Betrieb, der uns für die Rückfahrt Übles ahnen lässt. Nach dem Einbiegen in die Pragser Straße totaler Stau in beiden Richtungen, sowohl rauf als auch runter zum Wildsee. Da geht nichts mehr. Also kurzfristig gewendet und wieder Kurs auf Sillian genommen.
Und siehe da, der vorherige Stau existiert nicht mehr, hat sich komplett aufgelöst. In Sillian besorgen wir uns in der Touristinformation eine Karte mit Wandervorschlägen; wir wählen den Wanderweg Nr. 1 (Pilgerweg), der uns über Haselgrube zum Sillianberg,
dann wieder abwärts nach Arnbach und parallel zur Straße wieder zurück nach Sillian bringt.
Unterwegs bestaunen wir noch das ein oder andere Kunstwerk am Wegesrand; Herkunft und Bedeutung bleiben uns verborgen.
Mittlerweile hat der „Schwarze Adler“ geöffnet, ein Hotel im Schullandheim-Stil mit lauter Stockbetten (8 Betten je Zimmer), die je nach gewünschter Personenzahl vergeben werden. Dieses Hotel hat sich auf die Unterbringung von Jugendgruppen im Winter eingeschossen und beherbergt dann bis zu 160 Personen. Wir sind jedenfalls mit diesem Hotel sehr zufrieden; Preis-/Leistungsverhältnis stimmt. Ein Abendessen in der gegenüberliegenden Pizzeria, ein Schleckeis und ein gemütlicher Abendspaziergang beenden diesen Tag.
Wegstrecke/-zeit: 9,5km/3,5 h Aufstieg: 530 Hm Abstieg: 530 Hm
Freitag, 17.08.2018 (Tourenbericht Evi Baumann)
Von Sillian zur Obstansersee-Hütte
Pünktlich um 8:30 Uhr holt uns das sehr urige Wirtsehepaar der Leckfeldalm mit dem Taxi ab. In steilen Kurven und durch etliche Schlaglöcher kommen wir zur Leckfeldalm (1900m).
Hopp die Rucksäcke hoch und den Bergwandermotor zum Laufen gebracht. Unterwegs werden wir noch Zeuge eines hinterhältigen Mordes direkt am Wegesrand.
Es geht zum Heimkehrerkreuz (2373 m). Heimkehrer aus dem zweiten Weltkrieg haben 1948 ein großes, von Sillian aus gut sichtbares Kreuz errichtet.
Und wir bekommen einen ersten Blick auf die Sextener Dolomiten.
Weiter gehen wir zur Sillianer Hütte, die sich gerade im Umbau befindet.
Trotz Kräne und Handwerkergeräuschen gibt´s Getränke und Suppe.
Wir passieren die Ruine einer Unterkunfts-/Bunkeranlage;
über Hochgruben (2538 m) vorbei an der Hollbrucker Spitze und dem Kriegerfriedhof „Hochgränten“
zur Schöntalhöhe (2592). Dort machen wir die wohlverdiente Pause.
Auf und ab und vorbei an halbverschütteten Schützengräben sowie verfallenen hölzernen Stellungen.
Zum Eisenreich (2665 m) begleitet uns dunkles, rostbraunes, manchmal metallisch aufblitzendes Gestein.
10 Minuten später geht ein ausgewaschener Pfad zur Obstansersee-Hütte.
Wir werden schneller weil uns ein paar Regentropfen antreiben. Die Hütte ist gut besucht und gemütliche Stunden lassen den schönen Wandertag ausklingen.
Wegstrecke/-zeit: 4:50 h Aufstieg: 1055 Hm Abstieg: 660 Hm
Samstag, 18.08.2018 (Tourenbericht Tobi Krüger)
Von der Obstansersee-Hütte zur Porzehütte
Nach dem Frühstück geht es um 8.00 Uhr bei blauen Himmel und Sonnenschein mit dem 3. Tag unserer Wanderung los.
Es geht über die Hinteralm auf den Sella die Frungnomi 2527 m, von dort haben wir einen wunderbaren Blick auf die Sextner-Dolomiten.
Der Weg führt uns über den Obstanser Sattel 2462 m
zur Pfannspitze 2678 m, wo wir uns eine Pause gönnen.
Vorbei am Kleinen und Großen Kinigat
geht es zur Filmoor-Standschützenhütte 2350 m, dort machen wir unsere Mittagspause.
Es kommen ein paar Regentropfen, aber nach unserer Mittagspause ist alles wieder vorbei. Wir steigen ab zum Oberen Stuckensee 2032 m, um auf der anderen Seite über die Heretalm auf den nächsten Sattel 2166m zu gelangen.
Über die Breitwiese geht es dann zur Porzehütte 1.942 m, wo wir um 16.30 Uhr ankommen.
Mit Schnitzel zum Abendessen ließen wir den Tag ausklingen. Die Nacht hatten wir ein Lager welches sehr eng war und die zwei kleinen Fenster ließen sich nur kippen und nicht ganz öffnen. Es wurde eine warme, enge und unruhige Nacht.
Wegstrecke/-zeit: 5:45 h Aufstieg: 920 Hm Abstieg: 1.265 Hm
Sonntag, 19.08.2018 (Tourenbericht Robert Stimmer)
Von der Porzehütte zum Hochweißsteinhaus
Nach einer kurzen und schlaflosen Nacht im Matratzenlager der Porzehütte: 6 Uhr aufstehen, 6:30 Uhr Frühstück und 7:30 Uhr Abmarsch.
Ging es zunächst auf das Tillacher Joch mit Blick auf Torrioni dei Longerin
und zum Bärenbadegg,
weiter zur Kesselscharte, Winkler Joch und rauf zum Hochspitz Joch, dann weiter zum Mitterkar Joch
und zum höchsten Punkt dieses Tages (Steinkarspitz 2.624 m).
Kurz vor dem Steinkarspitz konnten wir eine zwölfköpfige, dauernd schnatternde Gruppe der Alpinschule Oberstdorf durch unsere gute Boxenstrategie (Betankung) überholen und auf Distanz halten.
Es ging weiter zum Luggauer Sattel und Luggauer Törl.
Nach einem sehr langen Abstieg kam dann noch mal ein sehr steiler Aufstieg zum Hochweißsteinhaus, das wir dann um 17 Uhr erreichten.
Wegstrecke/-zeit: 7:25 h Aufstieg: 1.390 Hm Abstieg: 1.470 Hm
Montag, 20.08.2018 (Tourenbericht Sebastian Götz)
Vom Hochweißsteinhaus zur Wolayerseehütte
Nach einer relativ zufriedenstellenden Nachtruhe in einem ausreichend großzügig und übersichtlich gestalteten Sechs-Mann/Frau-Zimmer geht es im gut gefüllten Hochweißsteinhaus, in der Hoffnung dem großen Rummel auszukommen, bereits um 6:30 Uhr zum Frühstück.
Ein(e) Kranzler(in) hat die Idee, die derzeitigen „Alpentouris“ auf ihre Ehrlichkeit zu testen. Flux wird eine dicke Geldbörse im Kellnerdesign gut sichtbar auf einem Fensterbrett des Frühstücksraumes drapiert. Geld ist natürlich vorsichtshalber in der Börse keines vorhanden, es soll sich ja niemand daran vergreifen können! Lange passiert nichts – sollte dieser Versuch doch noch scheitern? Doch siehe da, beim Abmarsch meldet sich ein Tagesgast, der anhand eines in der Geldbörse sich befindenden Fotos den/die vermeintliche(n) Verlierer(in) ausfindig macht. Die Freude und die Dankesbekundungen über die Wiederinbesitznahme sind dabei überaus groß ausgefallen. Und die Moral von der Geschichte ist, dass in den Bergen – Gott sei Dank – sehr ehrliche Menschen unterwegs sind!
Trotz dieses kurzen Intermezzos verlassen wir dann bereits um 8:00 Uhr das Hochweißsteinhaus und steigen zum über 2000m hohen Öfner Joch auf.
Danach geht es gemächlich auf ca. 1.550 m bergab und sogar ein Stück weit auf ebenen Wegen unterhalb der nördlichen Steilwand des Monte Navastolt dahin
bis wir nach einem gefühlt nicht enden wollenden Anstieg die Sella Sissanis, einen Übergang auf knapp 2.000 m, erreichen.
So mancher spürt dabei noch die Strapazen des letzten Tages in den Knochen. Die Aussicht auf der erreichten Scharte nutzen wir dann auch für die fällige Mittagsrast, um anschließend wieder weiter Richtung Wolayerseehütte zu marschieren.
Kurz vor Erreichen unseres Tagesziels treffen wir auf ca. 1.700m auf die Obere Wolayeralm, dessen Hausgarten mit herumlaufenden Hühnern und Ziegen uns zum Verweilen,
bei kühlen Getränken und einer von unserem Bergführer spendierten Brotzeitplatte, einlädt.
Bald entwickelt sich ein regelrechter Wettbewerb beim Anlocken und Füttern der Hühner.
Auch Moritz – der hornlose Geißbock – versteht es vortrefflich, sich unsere Sympathien und besonders die unserer Kranzlerin zu erhaschen.
Allerdings hat zu diesem Zeitpunkt noch keiner an die „duftenden“ Folgen gedacht, die diese Schmuserei eben so mit sich bringt. So manches Kleidungsstück muss bei Erreichen unserer Unterkunft in einer Art „quarantänen Verpackung“ verstaut werden und ein „nur Duschen“ reichte ebenfalls nicht aus, um wieder unter die Leute gehen zu können.
Nach entsprechender Erholung und den sich bietenden Tiervorführungen brechen wir wieder auf und steuern unser Tagesziel – die Wolayerseehütte – innerhalb einer traumhaften Berg- und Seenkulisse an. Die Umgebung ermuntert zu Erkundungen rund um den See. Die Erdinger Kranzler nutzen vor und nach dem Abendessen die herrliche Lage für Spaziergänge und auch, um sich im klaren Wasser des Wolayersees eine Erfrischung zu holen.
Doch dann sind auf der gegenüberliegenden Scharte, die die Grenze zu Italien bildet, schattenhafte Figuren zu beobachten, die nach einer gewissen Zeit ihre Formation immer wieder verändern. Auch der Hüttenwirt kann in der bereits fortgeschrittenen Dämmerung keine Erklärung liefern. Plötzlich werden die Figuren wieder lebendig und kurze Zeit später tauchen bei der Hütte einige Kranzler auf. Was war passiert? Unsere Kranzler hatten auf der Grenzlinie, die im ersten Weltkrieg erbittert umkämpft war, unter der Anleitung von unserer Stretchexpertin Evi mit Dehnübungen einem möglichen Muskelkater vorgebeugt. Nur zu schade, dass für den Aufenthalt in dieser herausragenden Szenerie eben auch nur ein Abend vorgesehen ist.
Insgesamt bietet die Wanderung in dieser Etappe vom Hochweißsteinhaus zur Wolayerseehütte eine sehr abwechslungsreiche Landschaft mit den unterschiedlichsten Wegeabschnitten – durch Lärchen- und Fichtenwälder, auf Steigen wie auch auf Forst- und Almwegen, über Almwiesen, an aufgegebenen Almhöfen vorbei, über schotterige Kare und felslabyrinth-artige Steinansammlungen – ein Bergerlebnis der besonderen Art. Und auch die Botaniker in unseren Reihen kamen durch die Vielzahl verschiedenster Alpenblumen, die unzählige Insekten anlocken, auf ihre Kosten.
Wegstrecke/-zeit: 5:40 h Aufstieg: 1.080 Hm Abstieg: 1.005 Hm
Dienstag, 21.08.2018 (Tourenbericht Heinz Barczewski)
Von der Wolayerseehütte zur Unteren Valentinsalm
Luft holen zum Endspurt; dies wird ein eher gemütlicher Tag werden. Nach dem Frühstück noch schnell ein Foto von Wolayer-See und -Haus in der Morgensonne eingesackt,
geht es dann ca. 180 m hinauf zum Valentinstörl, der letzten Steigung dieser Tour.
Bekanntlich liegt auf dem Abstiegsweg zu den Valentinsalmen „Murmeltierhausen“, eine sehr große und nicht scheue Murmeltierpopulation. Alle uns entgegenkommenden Wanderer berichten von Haufen von Murmeltieren. Nur als wir dort ankommen, ist keines dieser Tierchen zu sehen. Des Rätsels Lösung haben wir dann auch gleich zur Hand, haben doch kurz vor uns Wanderer mit mehreren Hunden diesen Ort passiert und so natürlich die Mankei in ihre Bauten zurück geschreckt. Ein paar Murmels erwischen wir doch noch; schade um ein größeres Vergnügen.
Auf der Oberen Valentinsalm rasten wir kurz und haben mit dem Pächter-Ehepaar eine interessante Unterhaltung über Almwirtschaft. Da wir einen ehemaligen Landwirt in unserer Gruppe haben, ergibt sich ein intensiver Informationsaustausch. Dann wird noch ein Kaisermantel dressiert
und zum Abschluss gibt es auf der Unteren Valentinsalm eine große Portion Kaiserschmarrn.
Wegstrecke/-zeit: 2:40 h Aufstieg: 240 Hm Abstieg: 980 Hm
Fazit: Eine sehr schöne Wanderung, manchmal auch ein bisschen anspruchsvoll und konditionell fordernd mit einer kleinen, aber tollen Gruppe. Schade, dass zwei krankheitsbedingte Absagen erfolgten; die beiden hätten gut zu uns gepasst und diese Wanderung genossen wie wir auch. Riesenglück haben wir mit dem Wetter gehabt, lediglich ein paar Regentropfen vor Erreichen der Obstansersee-Hütte, ansonsten immer trockenen Fußes gewandert, auf der Kammroute Temperaturen so um 15 bis 18 Grad; in Talnähe dagegen auch mal schön schweißtreibend.
Teilnehmer: Evi Baumann, Sebastian Götz, Sepp Kirmair, Tobi Krüger und Robert Stimmer
Tourenleitung: Heinz Barczewski