22.06. – 1.7.2018, mit Michael Kreuz – Nationalpark Picos de Europa – wo liegt denn der? Eine Gruppe des DAV Alpenkranzl Erding hat im Rahmen einer Wanderreise dieses Rätsel gelöst.
Es handelt sich um ein Kalkgebirge an der Nordküste von Spanien. Neben saftigen grünen Wiesen reizt die Gegend mit kargen, schroffe Karstfelsen und tiefen Taleinschnitten. Der Name soll es wohl von Seefahrern bekommen haben, die sich der Iberischen Halbinsel auf dem Atlantik vom Norden näherten, diese Berge erblickten und damit wussten, dass sie nicht mehr fern Ihrer Heimat waren. Seit 1918 ist es auch Nationalpark und seit 2003 UNESCO Biospährenreservat. Neben Übernachtungen in komfortablen Tal-Hotels standen auch anspruchsvolle Durchquerungen mit vier Hüttenübernachtungen unter Leitung des Tourenleiters Michael Kreuz auf dem Programm.
1. Tag – Freitag, 22.06.2018 (Tourenbericht Michael Kreuz)
Anreise nach Cangas de Onis
Wir treffen uns am Flughafen München zum Start unserer Tour. Gemeinsam passieren wir die Sicherheitskontrolle, nachdem auch die kleinen Schwierigkeiten mit der elektronischen Bordkarte gelöst sind (in welcher App habe ich die gleich wieder gespeichert?). Am Gate stoßen dann auch die restlichen Teilnehmer zu uns. Auf einem ruhigen Flug geht es mit Lufthansa nach Bilbao.
Nachdem wir nach relativ langer Wartezeit endlich alle unser Gepäck erhalten haben, gibt es heute doch noch eine kleine Herausforderung (Probleme gibt es ja bekanntlich nicht mehr). Wo ist unser Bus? Ich hatte ja erwartet, dass jemand mit einem Schild „Alpenkranzl Erding“ oder wenigsten „DAV Summit Club“ irgendwo steht. Aber weit gefehlt. Glücklicherweise hatte ich auch den Namen des Busunternehmens und sehe gerade noch, wie vor dem Flughafen ein Bus mit diesem Namen gerade losfährt. Ein kurzer Sprint und schon ist das Rätsel gelöst. Der Busfahrer hatte ein Schild mit dem Name der Agentur vor Ort. Auch wollte er nur einige Meter weiter einen Parkplatz suchen.
So, nun gibt es los auf die ca. 225 Kilometer bis zum unserem Ausgangsort Cangas de Onis. Den größten Teil legen wir auf der Autobahn zurück, die hier an der Nordküste Spaniens verläuft und zwischendurch immer wieder einen schönen Blick auf den Atlantik frei gibt. Zwischendurch gibt es noch eine kurze Zwangspause, da unser Busfahrer seine Lenkzeiten einhalten muss. Wir nutzen die Chance für einen Snack, Cafe oder andere Getränke.
In Cangas de Onis beziehen wir unser Hotel direkt am Stadtplatz. Jeder sieht sich noch ein wenig im Ort um.
Sogar erste Souvenirs werden schon erworben. Die Spezialität der Gegen scheint Sidre, Käse sowie (Wild)Schweinwurst zu sein.
Auch gibt es eine alte romanische Brücke aus dem 13. Jahrhundert über den Fluss Sella. Das asturianische Kreuz unter Ihr symbolisiert den Sieg Don Pelayos über die arabischen Truppen und damit den Beginn der Reconquista 722 im nahe gelegenen Covadonga.
Ich hätte nicht erwartet, dass hier so viele Touristen sind. Mal sehen, wie das in den nächsten Tagen aussieht.
Den Abend lassen wir bei einem guten Essen und einige Flaschen Wein ausklingen. Apropos Abendessen: Trotz Google & Co. war nicht immer eindeutig festzustellen, was es denn an Auswahl zu bestellen gab. Der Fisch an diesem Abend aber war auf alle Fälle sehr gut.
2. Tag – Samstag, 23.06.2018 (Tourenbericht Michael Kreuz)
Cruz de Priena und Covadonga
Heute steht unsere erste Wanderung auf dem Programm. Strahlendblauer Himmel erwartet uns. Wir treffen uns alle vor dem Hotel wie vereinbart. Alle? Naja fast. Wo ist H.?
Schnell stellt sich heraus, dass ein Teilnehmer bereits im Bus sitzt und voll Tatendrang auf den Rest wartet.
Wir fahren bis Covadonga, einem der bedeutendsten spanischen Nationalheiligtümern, einige Kilometer taleinwärts. Berühmt ist der Ort wegen der Schlacht von 722, die den Beginn der Reconquista, der Rückeroberung der iberische Halbinsel durch die Christen von den Mauren unter König Pelayo, bezeichnet. Die asturische Chronik des Königs Alfons III. enthält einen Bericht, wonach in dieser Schlacht himmlisches Eingreifen das Marienheiligtum schützte und den Sieg herbeiführte. Daher wurde Covadonga ein Marien-Wallfahrtsort. Der „Jungfrau von Covadonga“ wurde eine Basilika errichtet.
Da die Temperaturen noch recht angenehm sind, entscheiden wir uns, die Besichtigung auf den Nachmittag zu verlegen und starten gleich zu unserer Bergtour auf den Cruz de Priena (725m). Einige Meter zurück zweigt in einer Kehr ein kleiner, unscheinbarer Pfad ins Unterholz ab. Nach einigen Kehren im Wald erreicht der schmale Weg freies Gelände. Das ganze Ausmaß der Basilka mit Nebengebäuden erhebt sich aus dem Bergwald.
Zwischen Farnen hindurch stiegen wir auf. Recht viele scheinen hier nicht zu gehen, denn Gras und Gebüsch wachsen von links und rechts in den Weg. Später wird sich an so manchem Gebein noch herausstellen, dass die Blätter auch scharfkantig sind und die Haut zumindest reizen.
Nach etwas mehr als 90 Minuten stehen wir bereits unter dem großen Gipfelkreuz,
das wir auch schon vom Tal gut erkennen konnten. Der Ausblick in alle Richtungen ermöglicht uns einen ersten Eindruck über die Landschaft und die Touren für die nächsten Tage. Sogar Adler (oder Geier?) geben sich die Ehre und nutzen die Thermik des Tages um vor uns am Hang aufzusteigen und majestätisch Richtung Hinterland abzudrehen.
Nach einer ausgiebigen Rast geht es zurück Richtung Covadonga.
Mittageszeit – gerade richtig für eine Einkehr. Während einige ganz schnell sich einen Platz direkt am Wegesrand suchen, wird der Rest vom Wirt auf die Terrasse eingeladen. Das Cervesa gibt es hier in großen Krügen. Und mit Sprit zusammen mischen wir uns unserer Radler zu den leckeren Gerichten.
Später dann machen wir uns zur Marienquelle auf. Am Brunnen dort kann man seine Flasche füllen. Andere nutzen die Chance und zünden noch eine Opferkerze (für das schöne Wetter der nächsten Tage oder andere Gründe) an.
Nur mit der Besichtigung der Basilika müssen wir etwas warten.
Diese ist aufgrund ihrer großartigen Lage sehr begehrt für Hochzeiten. Und so finden diese fast im Stundentakt hier statt. Als das Brautpaar die Kirche verlässt, ist Dudelsackmusik zu hören. Ich finde die Stimmung einfach super. Dann gibt es die ganzen Glückwünsche. Und natürlich Fotos von Braut und Bräutigam, Braut mit Brautjungfern usw. Aber irgendwann ist dann das Brautpaar auch stilvoll im Oldtimer abgefahren und wir können das Kircheninnere besuchen.
Pünktlich treffen wir uns alle zur Rückfahrt nach Cangas de Onis, wo wir auch in knapp 15 Minuten schon wieder ankommen. Der restliche Nachmittag wird für Eis, Cafe & Kuchen, Fotos, Souvenirs etc. genutzt. Denn danach wollen einige das Fußballspiel Deutschland – Schweden ansehen. Es sollte sich ja zum Krimi entwickeln. Auch heute ist das Abendessen wieder sehr, sehr gut. Nur etwas wenig. Mal sehen, wie das in den nächsten Tagen wird.
3.Tag – Sonntag, 24.06.2018 (Tourenbericht Uschi Angenend)
Von Cangas de Onis zum Refugio Vegarredonda
Nach der zweiten Nacht in Cangas de Onìs und einem kurzen Abstecher im Nationalparkinfozentrum mit einem Relief des Picos de Europe brachte uns der Bus zum idyllischen Lago Enol auf 1044m.
Es ist ein wunderschöner Bergsee, eingebettet in grüne Hügel
und umgeben von vielen Touristen und Unmengen Kühen in Begleitung ihrer Stiere.
Diese großzügig umgehend führte uns der Weg bergan durch ein altes Abbaugebiet für Eisenerz.
Der weitere Weg bis zu unserem Etappenziel, dem Refugio Vegarredonda (1470), ging abwechslungsreich auf Kieswegen und schönen Pfaden so gemütlich bergan,
dass wir den Abzweig zum Aussichtspunkt Mirador del Rey glatt verpasst oder besser verratscht haben.
Für dieses Versäumnis wurden wir aber dann am späten Nachmittag am Mirador de Ordiales (1.764m)
mit dem Grab von Pedro Pidals, Marquis von Villaviciosa (1870-1941), dem Vater des Nationalparks, voll entschädigt. Diesen Aussichtspunkt erstiegen wir vom Refugio aus, um uns für das Abendessen der netten jungen Wirte in ihrer abenteuerlichen Küche Appetit zu holen.
Unsere Nachtruhe fanden wir nach einem wundervollen Sonnenuntergang und ein paar Gläschen Wein und Bier in einem kleinen und gemütlichen Nebenhäuschen.
mit dem allgegenwärtigen Gebimmel der Kuhglocken im Ohr.
4. Tag – Montag, 25.06.2018 (Tourenbericht Martin Wegmeier)
Vom Refugio Vegarredonda zum Refugio Ario
Nach dem Frühstück und Empfang des Lunchpakets machen wir uns gegen 08.00 Uhr auf den Weg vom Refugio de Vegarredonda (1.420 m)
zum Refugio Vega de Ario (1.630 m). Dieser Weg ist zwar in der Karte eingezeichnet, aber nicht markiert. Steinmänner sollen uns den Weg weisen. Davon gibt es „solche“ und „andere“. Und so wählen wir – bereits relativ bald nachdem wir aufgebrochen sind – unbewusst die „anderen“,
um dann mit GPS-Unterstützung wieder auf den „solchen“ Weg zu gelangen. Aber Alpenkranzler gehen niemals falsch, höchstens „anders“!
Begleitet werden wir durch ein österreichisches Rentner-(Ehe-)Paar, das nördlich von Wien zuhause ist und das wir schon am Vortag beim Aufstieg zum Refugio de Vegarredonda kennengelernt haben. Bei der Suche nach dem (solchen oder anderen) Weg zieht sich unsere Gruppe ein wenig auseinander und die beiden mischen sich mitten unter uns, sodass der Österreicher seine Begleitung aus den Augen verliert. Die Frage im typischen Dialekt und Sprachtempo: „Wo ist denn meine Johanna?“ ist daher unausweichlich. Darauf folgt die Antwort: „Ja, Hans, da bist ja. Wie geht’s Dir denn?“
Die Sonne strahlt vom knallblauen Himmel und so wird es auch in dieser Höhe wieder sehr heiß (rund 30 °). Nach einem nochmal sehr beschwerlichen, weil steilen und schotterigen Anstieg auf einen kleinen Pass haben wir uns die Mittagspause knapp unterhalb des Pico Conjurtau (1.925 m) redlich verdient. Wir quetschen uns an die Felsen, damit alle ein schattiges Plätzchen ergattern können.
Frisch gestärkt (Tomaten-Thunfisch-Sandwich) überqueren wir dann zahlreiche Schneefelder, die willkommene Abkühlung liefern.
Dass der Schnee teilweise in die Schuhe und Socken gelangt, stört niemanden. Viele kühlen mit dem Schnee die Arme oder das Gesicht. Einige packen sogar ihre Caps oder Hüte voll Schnee, um wieder einen kühlen Kopf zu erlangen. Der flüssige Aggregatzustand des Schnees (Wasser) wird dabei (beinahe) übersprungen und so löst sich der Schnee in Wasserdampf auf. Dieses Überspringen eines Aggregatzustands nennt man (Achtung! Klugscheißmodus an!): Sublimation (Klugscheißmodus wieder aus).
Ein Teilnehmer ist sich am frühen Nachmittag sicher, von seinem erhöhten Standpunkt in der Ferne unser Tagesziel, das Refugio Ario, bereits erspähen zu können. Gott sei Dank glaubt ihm keiner, denn es handelt sich, wie sich später herausstellen sollte, um Ställe bzw. verfallene Gebäude.
Wir erreichen schließlich unter ständiger Suche nach dem Weg (trotz Navi nicht immer einfach, da Steinmänner sehr, sehr spärlich vorhanden sind), das Refugio Vega de Ario,
wo wir uns erst mal der Schuhe entledigen und uns gekühlte Getränke verschiedenster Art gönnen. Zu unserer Zufriedenheit verfügt die Hütte im Gegensatz zur vorherigen über Tische und Bänke im Freien. Die Bänke werden in den Schatten gestellt, denn Sonne hatten wir den ganzen Tag über reichlich. Ein Teilnehmer legt sich schließlich auf eine Bank, um ein wenig zu dösen. Plötzlich fällt er von der Bank! Lag es am schlechten Stand der Bank oder hatte er trotz nur ein (oder zwei) Bier nach diesem heißen Tag bereits leichte Gleichgewichtsstörungen?
Michael war wohl noch nicht ausgelastet und besteigt noch den Hüttengipfel. Die Teilnehmer sind der Auffassung, ihr Tagessoll erfüllt zu haben und lassen ihn diesen Weg alleine gehen – auch ein Teilnehmer, der sonst immer ein wenig eingebremst werden muss. Müssen wir uns Sorgen machen, dass es ihm nicht gut geht?
Ein paar Teilnehmer nutzen die Gelegenheit zu einer Dusche mittels einer Pump-Camping-Dusche, andere wählen wohl Katzen-Wäsche oder die Dusche aus der Dose.
Der Junior-Hüttenwirt (wohl im Grundschulalter, 1. oder 2. Klasse) übernimmt nach kurzer Einweisung durch seine Mutter die Buchführung.
Er überträgt die Daten aus unseren Ausweisen äußerst gewissenhaft in das Hüttenbuch.
Beim reichlichen und äußerst schmackhaften 3-Gänge-Abendessen steht plötzlich der Österreicher mit einer Flasche Rotwein bei Michael um sich für die „Pfadfinder“-Dienste zu bedanken. Er räumt ein, dass er wohl den Weg mit den Steinmännern alleine nicht gefunden hätte.
Von 21.30 Uhr bis 22.15 Uhr gibt es wieder ein Fernsehprogramm. Nur ist diesmal das Bild nicht so scharf (kein HD!) wie am Vortag. Der Sonnenuntergang ist nur SD zu sehen, weil es etwas diesig ist.
5. Tag – Dienstag, 26.6.2018 (Tourenbericht Claudia Honsberg)
Vom Refugio Ario nach Cain
Die morgendliche Wäsche wird für einen unserer Teilnehmer durch ein störrisches Maultier erschwert. Es versperrt ihm den Weg zur Quelle mit dem fließend kalten Wasser. Nur mit Mühe konnte er das Tier beiseite drücken. Aber dann beginnt der neue Tag für uns alle mit einem guten Frühstück. Unsere temperamentvolle Hüttenwirtin, die mich am Tag zuvor bereits mit ihrem sportlichen Sprung durchs Küchenfenster beeindruckt hatte, versorgt uns alle in zackigem Tempo mit ihrem köstlichen, selbst gebackenen Vollkornbrot und lässt uns außerdem zwischen 3 Lunchpaketvarianten für die neue Tagesetappe wählen. Wahnsinn!!
Wir stellen uns noch gemeinsam für ein Gruppenfoto vor der imposanten Bergkulisse des Torre de Cerredo auf und um 9 Uhr marschieren wir bei schönstem Wetter los. Ein steiler Abstieg von 1.200 Hm hinunter in die Caresschlucht steht uns heute bevor. Doch zunächst wandern wir in leichtem Auf und Ab noch einmal durch die wilde Landschaft mit den markanten Felsformationen.
Und dann steigen wir hinein in den Canal de Trea, einen gigantischen Kessel, in dem absolute Konzentration und Trittsicherheit gefordert war.
Tief unten ist der Rio Cares bereits zu sehen. Die Morgensonne brennt mit voller Kraft auf uns nieder und wir schwitzten alle ordentlich.
So sind wir den Fotografen dankbar, dass wir immer wieder stehenbleiben können: die schroffen Felsen und die Fülle an Blumen müssen einfach auf dem Foto festgehalten werden.
Weitere Fotos von Blumen dieser Wanderung siehe Anhang.
Mit Pausen brauchen wir 4 ½ Stunden bis zum Wanderweg, der durch die enge Schlucht führt.
Die letzte Stunde auf flachem Kiesweg Schlucht aufwärts zum Albergue de Diablo de Peña in Cain ist Genuss pur. Nicht umsonst wird diese Schlucht als „La Garganta Divina“ („die Göttliche“) bezeichnet: die Luft ist angenehm kühl, der Bach tost unter uns.
Wir überqueren 3 Brücken, wandern unter Felsenüberhängen
und durch dunkle Tunnel hindurch.
Dabei können wir ein bemerkenswertes Industriedenkmal bewundern, ein Meisterwerk der Wasserkrafttechnik des beginnenden 20.Jahrhunderts.
Der sehr gut in die Landschaft integrierte Kanal, dessen Außenmauern mit optisch ansprechenden Natursteinen verkleidet sind – auf ihnen wachsen Blumen, tropft das Wasser herunter – zweigt das Wasser kurz vor Cain vom Rio Cares ab und lässt es erst 13 km weiter bei Poncebos, das 500 m tiefer liegt, durch die Fallrohre hinabstürzen. Doch so weit sind wir noch nicht.
Kurz vor 15 Uhr erreichen wir Cain, eine kleine Ansiedlung von alten Häusern und einigen Albergues.
Verglichen mit den vorherigen Tagen steppt hier der Bär! Unsere Unterkunft ist diesmal richtig komfortabel, mit schönem Bad, warmen Duschen, lecker Käsekuchen und WLAN! Da werden die Smartphones gezückt, der Kontakt zur Heimat gepflegt und das Warten auf das wie immer für uns zu späte Abendessen genutzt. (ab 20 Uhr).
Gegen 18 Uhr bewölkt sich der Himmel und wer trudelt da plötzlich ein? Johanna und Hans, unsere österreichischen „Verfolger“ seit der Vegarredondahütte, haben den gleichen Weg genommen wie wir. Johanna hatte keine Lust, nach dem steilen, langen Abstieg durch den Canal de Trea noch 13 km durch die Schlucht zu laufen. Recht hat sie: diese schöne Etappe auf dem Wanderweg, der in den Jahren 1945 -1950 zur Wartung des Kanals spektakulär in die Schlucht gebaut wurde, heben sie sich, wie wir, für den nächsten Tag auf!
6. Tag – Mittwoch, 27.06.2016 (Tourenbericht Birgit und Hans Mau)
Cordiñanes-Klettersteig und Cares-Schlucht
Am Morgen ist das Wetter neblig-bewölkt, zu fünft (Michael, Martin, Hubert, Hans, Birgit) fahren wir mit dem Taxi zum etwa sechs Kilometer entfernten Cordiñanes-Klettersteig, der mit Schwierigkeit K4 eingestuft ist. Er beginnt mit einer 35 m langen Hängebrücke über eine Bachschlucht,
dann folgen abwechslungsreiche Klettersteigpassagen und stellenweise auch Gehgelände.
Die anspruchsvollste Stelle ist eine ca. 60 m hohe senkrechte, stellenweise leicht überhängende Wand, die uns ganz schön ins Schnaufen bringt.
An einem etwa 30 m entfernten Felskopf entdecken wir einen Geier, der wohl hofft, dass für ihn auch etwas abfällt – diesen Gefallen tun wir ihm jedoch nicht.
Nach etwa drei Stunden incl. Abstieg sind wir zurück an einem Parkplatz, von wo uns das Taxi wieder zurück nach Cain bringt.
Dort stärken wir uns und wandern am Nachmittag durch die 12 km lange Cares-Schlucht talauswärts nach Poncebos, der Rest der Gruppe ist bereits am späten Vormittag gestartet. Der Rio Cares hat sich eng und tief zwischen das West- und das Zentralmassiv der Picos de Europa eingeschnitten. Der gute Weg wurde stellenweise aus den senkrechten Schluchtwänden herausgehauen und erlaubt ohne jegliche Absicherung Tiefblicke auf den bis zu gut 100 m unter uns dahinrauschenden Fluss.
Nach drei Stunden Wanderung in der beeindruckenden Schlucht erreichen auch wir das Hostal Poncebos, gerade rechtzeitig, um das Ausscheiden der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Fußball-WM noch mitzuerleben…
7. Tag – Donnerstag, 28.06.2018 (Tourenbericht Sabine Sautter)
Aufstieg zur Uriello-Hütte
Heute war der Aufstieg zur Urriellu-Hütte geplant (1.960 m), um dann am
nächsten Tag den Torre Cerredo, den höchsten Berg der Picos (2.648 m), zu
besteigen. Allerdings änderten wir die geplante Route, weil die Seilbahn
von Poncebos nach Bulnes erst um 10 Uhr gefahren wäre und wir dann 1.400 Hm
in der Mittagshitze hätten steigen müssen, und das durch ein
landschaftlich nicht sehr reizvolles Schuttkar. Stattdessen brachten uns 2
Taxis nach Stores bzw. Collado de Pandebano. Von hier hatten wir zwar mehr
Kilometer, aber nur 1135 Hm zu bewältigen und konnten früher starten.
Der Aufstieg war landschaftlich wunderschön, und das Herz der Botanikfans
schlug höher wegen seltener Arten, Vielfalt und unglaublicher Menge von
Blumen.
Bei diesem Aufstieg war erstmals nicht nur Stille zu hören,
sondern ein Hubschrauber, der unsere und noch eine Hütte belieferte.
Mit Lebensmitteln, aber auch mit Baumaterial. Birgits Befürchtung, dass wir
unser Lager erst bauen müssen, erwies sich aber dann doch als unbegründet.
Als wir dann durch die Wolken in die Sonne aufstiegen und der 2.519 m hohe
Picu Urriellu als Turm mit 550 hoher senkrechter Steilwand neben der
Urriellu Hütte sichtbar wurde, war das schon beeindruckend. Vor allem,
weil in dieser Steilwand Kletterer unterwegs waren – wieso kann man sowas
klettern?
Um die Hütte herum und auf den umstehenden Bergen gab es erstaunlich viele
Schneefelder. Das sah nicht gut aus für unser Vorhaben, den Torre Cerredo
zu besteigen. Aber daneben stand ja auch noch der Torre de Parradida, und
den wollten wir am nächsten Tag angehen. Aber erstmal hieß es auf der
Hütte ankommen,
ausgeschwitzte Mineralien in Form von Bier zu ersetzen,
Schlafplätze und abschließbare Käfig-Spinde zu belegen – und den Schlüssel
für das Schloss zum Spind in diesem einzuschließen 🙂 (Sabine). Und
später ein sportliches Abendessen zu genießen: das Hüttenteam (nur
Männer!) bewirtete ca. 50 Leute mit drei Gängen in 50 Minuten – das war
schon eine Leistung! Geschmeckt hat’s trotzdem, nur eben schneller.
Gegen Abend waren die Wolken dann zur Urriellu-Hütte aufgestiegen, und wir
haben erstmals warme Kleidung nicht nur herumgetragen, sondern angezogen.
Aber der nächste Tag versprach wieder Sonne und Wärme.
8. Tag – Freitag, 29.06.18 (Tourenbericht Wolfram Honsberg)
Auf den Torre de la Pardida
Die erste Nacht auf der Urriellu-Hütte im Massenlager verlief ausgesprochen gut belüftet, da das Fenster und die Türe offen waren, bis eine toilettengehende, gute Seele den Durchzug stoppte.
Frühstück um 7 Uhr mit Cracker und lauter abgepackten Utensilien bis hin zum Sandkuchen, eine trockene Angelegenheit.
Die Lunchpakete wurden verteilt und Punkt 8 Uhr ging es los Richtung „Torre de Cerredo“ – aber eben nur in RICHTUNG! Tags zuvor hatten uns die absteigenden Mitglieder der Sektion Holzkirchen vor den Schneemassen gewarnt und als Alternative den „Torre de la Pardida“ ins Spiel gebracht, der unschwer zu erreichen sei, im Gegensatz zum Torre de Cerredo, der Hochgebirgs- und Gletscherausrüstung erfordere.
Bei bestem Bergwetter stapfte unsere Gruppe die erste Stunde ostseitig moderat aufwärts, querte die ersten Firnfelder und erreichte nach ca. zwei Stunden eine Scharte, von der aus wir unser Ziel schon sehen konnten. Drei Damen unseres Teams waren mit ihrer Tagesleistung so zufrieden, dass sie beschlossen, auf den einladenden Felsplatten die sich abzeichnende Firntreterei gegen ein Sonnenbad einzutauschen.
Es war wirklich beeindruckend, welche Schneemassen sich bis in die Gipfelregionen noch zu dieser Jahreszeit auftürmten.
Nach kurzer Diskussion über die möglichen Aufstiegsvarianten entschied sich unser Guide Michael für den Südostgrat, die Spurenlage unserer Vorgänger sprach ebenfalls dafür.
Nach weiteren eineinhalb Stunden über endlose Firnfelder und den felsigen Gipfelaufbau stand unsere Gruppe auf dem Gipfel des „Torre de la Pardida“, 2.596 m hoch. Eine überwältigende Gesamtschau über die „Picos de Europa“ war der Lohn. Anstelle des Gipfelkreuzes war ein angeschweißter Eispickel das Symbol – so noch nie gesehen.
Der ausgiebigen Rast bei milden Temperaturen
und dem Nickerchen mehrerer Teilnehmer
folgte der knieschonende Abstieg über die aufgeweichten Firnfelder. Michael verschwand dabei anfangs kurzzeitig bis zur Hüfte in einem unterspülten Firnfeld, was uns anschließend vorsichtig agieren ließ.
Nach gut zwei Stunden erreichten wir die Urriellu-Hütte, das erste Bier zischte die Gurgel hinunter. Der Himmel verdunkelte sich allmählich mit sehr fotogenen Wolken und ein erster Gewitterguss signalisierte den anstehenden Wetterumschwung.
9. Tag – Samstag, 30.06.2018 – (Tourenbericht Birgit und Hans Mau)
Abstieg nach Sotres und Rückfahrt nach Bilbao
Über Nacht hat es heftig gewittert, beim Aufbruch um 8.00 Uhr ist es trocken. Aber nicht lange, bald kommen die Regenjacken zum Einsatz und das nächste Gewitter lässt nicht lange auf sich warten. Nach jeder kurzen Regenpause werden die Niederschläge etwas heftiger und wir dementsprechend ganz schön nass. Ab dem Refugio La Terenosa auf etwa der halben Strecke hört es auf zu regnen.
Bis wir nach einem kurzen Gegenanstieg nach etwa 3 ½ Stunden im kleinen Bergdorf Sotres ankommen, sind wir wieder weitgehend trockengelegt. In einem kleinen Dorfrestaurant werden im Sonnenschein Hunger und Durst gestillt, auch eine Käserei ist zu besichtigen.
Am Nachmittag bringt uns schließlich der Bus zurück nach Bilbao ins ziemlich zentral gelegene Hotel Zabalburu. Den letzten gemeinsamen Abend lassen wir mit einem Abendessen in einem Restaurant ein paar Straßen weiter ausklingen.
10. Tag – Sonntag, 01.07.2018 (Tourenbericht Michael Kreuz)
Bilbao und Rückreise
Nach einem gemeinsamen Frühstück zog jeder selbständig nochmals Richtung Innenstadt los. Doch irgendwie trafen wir uns dann immer wieder in den Straßen der Altstadt. Da saßen die einen beim Cafe und beobachteten die anderen, ob diese nun ins Katalanische Nationalmuseum gehen oder nicht. Durch Bilbao führt auch der Camino del Norte, der etwas weniger bekannte Jakobsweg an der Spanischen Nordküste. Daher gibt es auch spezielle Angebote für Pilger. Ob es diese auch für „normale“ Wanderer gibt?
Pünktlich holte der Bus die Teilnehmer am frühen Nachmittag zum Flughafen ab. Drei Teilnehmer hatten einen späteren Rückflug gebucht um mehr Zeit unter anderem für den Besuch des Guggenheim-Museums zu haben. Aber auch für diese ging es am Abend dann zurück nach München.
Die gesamte Reise war einfach toll. Die Teilnehmer waren eine richtig gute Truppe mit der notwendigen Kondition und Ausdauer für die teilweise doch langen Etappen. Ganz besonders schön fand ich die gute Stimmung und den Humor und die Geduld an der notwendigen Stelle. Mir hat es auf alle Fälle viel Spaß gemacht, der Guide für diese Truppe sein zu dürfen. Und ich bin mir fast sicher, dass es nicht meine letzte Tour dieser Art war.
Anmerkung der Teilnehmer: Alle Teilnehmer möchten sich bei Michael für die hervorragende und zuverlässige Organisation und Durchführung dieser Tour sowie die souveräne Tourenleitung bedanken! Wir hatten 10 Tage lang eine wunderschöne Zeit während einer tollen Tour und fühlten uns immer und in jeder Hinsicht bestens „geführt“.
Mit dabei:
vorne, von links: Uschi Angenend, Birgit Mau, Sonja Kreuz, Sabine Sautter, Wolfram und Claudia Honsberg, Hubert Ascher
zweite Reihe v.l.: Michael Kreuz (Tourenleiter), Heinz Barczewski, Hans Mau, Sepp Kirmair, Martin Wegmeier
Im Hintergrund: Zentralmassiv mit Torre de Cerredo (2648 m)
Anhang: Blumenfotos