Ratsch-Bladl – DAV Alpenkranzl Erding Alpenkranzl-Informationen 08/2010-12/2018

21.07.2017

Rad-Tour: Von Deggendorf nach Nordosten

Filed under: Tourenberichte — admin @ 16:15

10.-13.07.2017, mit Heinz Barczewski – Ein Schönwetterfenster in den ersten zwei Juliwochen ohne festen Starttermin war die Vorgabe der Ausschreibung; ganz so wie geplant hat das dann doch nicht geklappt. Näheres dazu folgt.

Montag, den 10.07.2017; der Pannentag

Wir starten nicht wie geplant in Deggendorf, sondern gegen 9 Uhr in Niederalteich. Dadurch wird die erste Etappe etwas verlängert und die letzte Etappe etwas verkürzt. Wir das sind insgesamt zwölf mehr oder weniger erfahrene Biker, ein paar mehr als ursprünglich geplant. Darunter vertreten sind acht „echte Radfahrer“ und vier „e-Moped-Fahrer“. Wie sich später zeigen soll, eine gut harmonisierende und aufeinander eingestellte Mixtur, die es dem Tourenleiter leicht machen wird, diese Tour zu leiten.

Startaufstellung in Niederalteich

Wir radeln auf dem rechtsseitigen Donauradweg nach Deggendorf und durch Deggendorf hindurch, erreichen den Waldbahnradweg. Bis hinauf nach Diessenbach kommen wir trotz angenehmer Radl-Temperatur ganz schön ins Schwitzen. Vor der Bahn-Schranke eine kurze Verschnaufpause; hinter der Bahnschranke die nächste Verschnaufpause; diesmal wegen der ersten heutigen Panne; Radler A hat zwei unbefestigte Schrauben seines Gepäckträgers verloren. Kurzerhand wird sein Getränkehalter demontiert und dessen Schrauben, die zum Glück auch am Gepäckträger passen, als Ersatz verwendet. Weiter geht es in stetiger Steigung nach Gotteszell. Hier können wir einfach an einer Bäckerei nicht vorbei kommen, ohne uns vorher mit Koffein und Kuchen gedopt zu haben. Wieder in die Sättel, aber nicht lange, gibt es einen z.T. heftigen Regenguss, den wir im Schutz eines Überdaches aussitzen. Über Ruhmannsfelden erreichen wir Patersdorf (hier schwenken wir auf den Regental-Radweg ein); kurz dahinter wiederum ein kräftiger Anstieg, unterbrochen von einem lauten „Stopp“; erneute Panne bei Radler A; diesmal ein Plattfuß Vorne (Na, ja: die Reifen haben auch schon bessere Zeiten gesehen). Während sich die Einen ans Reparieren machen, lassen es sich die Anderen gut gehen.

Man muss nicht alles selber machen

Keine zweihundert Meter weiter: der nächste laute „Stopp“-Ruf; diesmal ist bei Radler B (einem Alt-Profi) die Kette gerissen. Ärgerlich deswegen, weil ihm vor der Tour geraten wurde, die Kette wegen des zu hohen Alters auszutauschen. Aber mit Hilfe eines Kettensprengers und einem Reparatur-Bolzen wird auch diese Panne kurzfristig behoben.

Ketten-Reparatur I

Ketten-Reparatur II

Kurz hinauf auf den Sattel und schnell hinab in Richtung, so ist es geplant. Stopp, Radler C hat einen Plattfuß vorne. Derweil macht sich Radler B auf nach Regen, um im dortigen Fahrradgeschäft seine Kette ersetzen zu lassen.

Da ist guter Rat teuer

Bei der Ursachenforschung ergibt sich, der Reifen ist aufgrund eines fehlerhaft montierten Bremsklotzes seitlich auf einer Länge von ca. 8 mm aufgeschlitzt (und das passiert einem Voll-Profi) und hat den Schlauchplatzer verursacht. Mit neuem Schlauch und vermindertem Reifenfülldruck starten wir mit gemischten Gefühlen wieder. Derweil ein Anruf von Radler B, in Regen gibt es kein Radl-Geschäft mehr; er fährt weiter nach Zwiesel zum Radsport Sporrer. Das bedeutet aber auch gleichzeitig, dass Radler C hier keinen neuen Reifen kaufen kann. Der Rest der Truppe erreicht dann gegen 3 Uhr mit hängenden Mägen Regen; dort genehmigen wir uns erst einmal Pause, die für eine Leberkässemmel oder ein Stück Kuchen genutzt wird; nein: ein Schläfer ist auch dabei.

Zeit wird´s

Langgestreckt geht es auch

Wir suchen noch kurz nach einem Baumarkt als Alternative für die Reifenbeschaffung für Radler C, aber der befindet sich irgendwo im Industriegebiet auf dem Berg, und da wollen wir jetzt nicht mehr hinauf. Wir gehen also das Risiko mit defektem Reifen ein und starten die 15 km durch bis Zwiesel. Wie sollte es anders sein, 2 km vor Zwiesel ein Plattfuß bei Radler D. Diesmal die gleiche Ursache wie bei Radler C: falsch montierter Bremsklotz hat den hinteren Reifen aufgeschlitzt.

Da ist das Loch

Ein E-Biker wird in den Ort geschickt, um Ersatz heran zu schaffen. Radler A, C und E fahren ebenfalls zum Radsport Sporrer. E lässt sich seine nicht einwandfrei funktionierende Schaltung einstellen und überredet Radler A, gleich beide seiner abgelutschten Reifen auswechseln zu lassen, C bekommt seinen neuen Mantel. Die Kette von Radler B war bereits ausgetauscht. Radsport Sporrer macht heute mit den Erdingern ein super Tagesgeschäft.

Bei Theresienthal überqueren wir den Regen (vorher verliert Radler F noch in voller Fahrt seine Gepäcktasche),

Regen

kommen durch Ludwigsthal und nehmen die Waldhausstraße bis zum Zwieseler Waldhaus, das wir gegen 18:30 Uhr erreichen. .

Zwieseler Waldhaus

Gegen 19:30 Uhr sitzen wir dann geschniegelt und gebügelt vor Riesen-Essens-Portionen, die einfach nicht von allen zu bezwingen sind. Aber gut hat es uns allen geschmeckt; und ein paar Bier hat es auch dazu gegeben.

Das sollen wir alles essen?

Eine weitere Panne bemerken wir noch gar nicht; Radler D hat einen Plattfuß vorne. Aber das stellt er erst bei der Abfahrt am nächsten Morgen fest.

Tagesstrecke: 84 km; Höhenmeter: 1280 m

Dienstag, den 11.07.2017; der Regentag

Der zweite Tag knüpft nahtlos an den gestrigen Tag an: der Tag beginnt wieder mit einem Platten. Diesmal gleich beim Start (war der Plattfuß von gestern)

Routiniers bei der Arbeit

und mit der mittlerweile erworbenen Routine auch schnell behoben. Nun kann es losgehen, allerdings nur 100 m. War der Himmel bisher nur grau, so beginnt es nun zu regnen. Nach ein paar Minuten unter einem Garagenvordach beschließen wir – trotz Regen – weiterzufahren, da es nicht nach einer baldigen Besserung aussieht. In Friedrichsthal überqueren wir auf einer Fußgängerbrücke die Grenze nach Tschechien. Wir beschließen, nicht nach Zelezna Ruda runterzufahren, um tschechische Kronen einzutauschen, sondern auf die Kraft des Euro zu vertrauen. Es sei verraten: zumindest im grenznahen Bereich lässt sich in Gaststätten und Unterkünften problemlos auch mit Euro bezahlen. Es wartet nun die erste Bergwertung des Tages auf uns: über mehrere Kilometer folgen wir einem Radweg durch dichten Wald bergauf.

Kurze Regenpause

Von der Nässe von oben schützen uns unsere Regenjacken. Dafür bleibt die Nässe von innen auch in den Jacken, weshalb die kalte nur gegen eine warme Nässe eingetauscht wird. Das Feld zieht sich weit auseinander, jeder kämpft für sich. Aber jeder Anstieg hat ein Ende, und es folgt eine rasante Abfahrt, unterbrochen von einem Fotostopp an einer Kirchenruine.

Kirchenruine

Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und wir sind froh, vor dem nächsten Guß in Prasily für Gulaschsuppe, Bier und türkischen Kaffee eine vorgezogene Mittagspause einlegen zu dürfen.
Die Teilnehmer beschließen einmütig, auf die zweite große Bergetappe zum Podelnik/Mittagberg zu verzichten: der Anstieg wäre diesmal auf Schotter und die Wettereinschätzungen bzgl. Trocken und Fernsicht sind eher negativ. Wir folgen also nun dem Radweg 33, überqueren den Fluß Wydra,

Wydra

Rückansichten

und über Srni geht es nach Modrava. Langsam kämpft sich die Sonne durch und in Modrava können wir auf einer schönen Sonnenterrasse (bei der Brauerei Lyer) sitzend, u.a. Liwanzen und Radler (mit Himbeersaft !!) geniessen.

Sicht von der Brauerei Terrasse

Müder Krieger

Radler mit Himbeersaft; grässlich süß

Die letzten paar Kilometer geht es durch Filipova Hut, dem höchstgelegenen Dorf des Böhmerwaldes nach Kvilda.

Kvilda

Hier erwartet uns eine etwas rustikalere Pension, aber ein Alpenkranzler unterwegs mit Heinz hat ja keinen Wellnessurlaub gebucht. Und mit lecker Bier in der benachbarten Gaststätte vergißt man steile Berge, Regen und Pannen bald.

Tagesstrecke: 51 km; Höhenmeter: 1170 m

Mittwoch, den 12.07.2017; Das Wetter wird besser

Der Tscheche liebt zum Frühstück Würstl – und dem Zuspruch einiger Alpenkranzler nach zu urteilen, hätte diese Frühstücksvariante auch in Deutschland ihre Anhänger. Solchermaßen gestärkt geht es auf kleinem Sträßlein

Folgen des „Sauren Regens“ und des Borkenkäfers

zu einem der Nationalheiligtümer der Tschechen: der Moldauquelle (genauer: die Quelle der Warmen Moldau).

Moldauquelle

Holzstatue an der Moldauquelle

Auf den ersten Blick nichts Besonderes, scheint sie doch bei Manchem die Sinne zu verwirren. Ob es der betörende Anblick der Quellenwächterin ist, oder was auch immer: unser Guide wundert sich jedenfalls beim nächsten Anstieg, warum es jetzt irgendwie leichter bergauf geht – bis ihm auffällt, daß am Rücken was fehlt: der Rucksack. Blitzschnell umgekehrt und an der Quelle wartet Gottseidank ein einsamer Rucksack.
Ein paar Kilometer weiter kommen wir bei Bucina zu einem erhaltenen Abschnitt der alten Grenzanlagen aus den Zeiten des Eisernen Vorhanges. Viele DDR-Bürger versuchten hier ihr Glück zu einer Flucht in den Westen – nicht wenige Versuche endeten tödlich.

Alte Grenzanlage

Der weitere Wegverlauf folgt nun in etwa der Grenze: die Landschaft wird nun offener und freundlicher. Entlang der Transitstraßen finden sich auch Arbeitsstätten des ältesten Gewerbes der Welt (die Kranzler interessiert sowas natürlich nur der Vollständigkeit halber),

Nightclub

bevor es wieder in die Einsamkeit der Wiesen und Wälder geht.

Einsamkeit

Rechtzeitig vor dem ersten (und letzten) Schauer des Tages wird kurz vor dem Grenzübertritt nach Haidmühle noch einmal die Gelegenheit genutzt, die tschechische Gastronomie zu testen. Danach geht es auf dem Adalbert Stifter-Radweg – einem Radweg, gesäumt mit Fingerhut, auf einer ehemaligen Bahntrasse – kräfteschonend bis nach Waldkirchen.

Fingerhut

Hier testet ein Teilnehmer die Stabilität eines Radweg-Pfostens: der Pfosten hat gewonnen, der Radler wohl für einige Zeit eine Erinnerung in Form eines umfangreichen Blutergusses am Oberschenkel. Gerade noch mal gutgegangen.

Waldkirchen

In Waldkirchen – nun wieder in der Sonne – Kaffee und Kuchen,

Das schmeckt

bevor es noch mal steil zu unserer heutigen Unterkunft hoch geht.

Tagesstrecke: 66 km; Höhenmeter: 710 m

Donnerstag, den 13.07.2017; der Sonnentag

Wir haben alle gut geschlafen diese Nacht, ein sehr schönes, komfortables und empfehlenswertes Hotel, vielleicht hat auch der Rotwein etwas zum guten Schlaf beigetragen. Aufgrund des frühen Frühstücks geht es bereits gegen 8:15 Uhr auf die letzte Etappe, und die beginnt erfreulicherweise mit einer langen Talfahrt. Aber damit ist auch bald Schluß und in stetigem kräftigen Auf und Ab bringt uns der Adalbert-Stifter-Radweg über zig kleine Ortschaften nach Kalteneck (gibt es dort auch). Auf einer Höhe von 330 m überqueren wir die Ilz

Ilz bei Kalteneck

und aufwärts geht es in stetiger, aber gemächlicher Steigung wieder auf 520 m Höhe nach Tittling; hier bereits auf dem Donau-Ilz-Radweg. Nicht dass wir total geschwächt wären, nein, natürlich nicht. Aber eine Stärkung im Café bei Edeka tut uns allen gut. Wir folgen dann dem asphaltierten Radweg mit dem überwiegenden abfallenden Charakter (macht Spaß), erhaschen einen Blick von Schloß Fürstenstein

Fürstenstein

und verlassen den Donau-Ilz-Radweg in Richtung Außernzell. Der wunderschöne Ohetal-Radweg bringt uns an die Donau, die wir flussabwärts in Richtung Passau bis nach Vilshofen begleiten.

Kulisse von Vilshofen

Dort geht es hinüber auf die andere Seite und direkt in die Altstadt hinein. Uneinigkeit (die einzige in der Gruppe während dieser ganzen Tour) über die Wahl des Speiselokals bewirkt, das einige lieber zum Italiener und die Anderen lieber zum Wolferstetter Bräu marschieren. Der Rest ist nur noch heimradeln. Zuerst auf der linken Donauseite vorbei an herrlichen Biotopen

Donau-Feuchtbiotop

geht es bis in die Höhe von Winzer, wo es wiederum auf die andere Donauseite geht, und dort durch die Donau-Auen weiter bis zum Ziel in Niederalteich.

Start und Ziel: Niederalteich in Sicht

Tagesstrecke: 97 km; Höhenmeter: 700 m

Anmerkung des Tourenleiters: Nachdem alle Fahrräder runderneuert waren, hat auch die Anzahl der Pannen merklich nachgelassen. Pannen, insbesondere bei einer so großen Radlergruppe, können überall und immer passieren. Aber: ein bisschen sorgsamere Vorbereitung der Drahtesel vor der Tour hätte uns Einiges an Unbill erspart.

Teilnehmer: Erhard Bals, Hans Buchmann, Ludwig Kirmair, Sepp Kirmair, Martin Kubatz, Paul Maier, Ernst Schmidt, Volkmar Siegl, Georg Voichtleitner, Roland Weiß, Ade Wörndle
Bericht: Volkmar Siegl, Heinz Barczewski
Tourenleitung: Heinz Barczewski

 

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