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27.02.2017

Skitouren in Vorarlberg – im Bregenzer Wald

Filed under: Tourenberichte — admin @ 18:20

10.-13.2.2017, mit Constanze Klotz – Ein Schneeloch soll er sein – der Bregenzer Wald. Nun – in diesem Winter ist man selbst dort froh, dass es etliche nordseitige Abfahrten gibt, denn auf den Südhängen ist alles aper. Aber nun schön der Reihe nach, unsere Nordabfahrten …

wow (hinten der Große Widderstein)

Brendler Lug, 1.762 m
Freitag, 10. Februar 2017

„Vo Mello bis ge Schoppernou bean I geloufo…“. Nein sind wir nicht, wir sind mit Rainers Bus gefahren und nur bis Au, was auf halber Strecke liegt. Aber dazu mussten wir ganz schön zeitig den Wecker stellen. Bis Lindau McDonald‘s hatte Rainer einen Schlafwagen. Dort sollte uns eine große Ladung Koffein wieder zum Leben erwecken. Zu unserem Frühstücks-Cappuccino mit Croissant gab es gleich noch eine Kiste Ritter-Sport-Täfelchen dazu und das gleich 6x. Warum haben wir nicht ganz verstanden (vermutlich wegen des nahen Vallentinstages), haben uns aber darüber gefreut, die Schoki kann man auf Tour ja ganz gut gebrauchen. Dann war es gar nicht mehr weit bis nach Mellau, im Hotel haben wir die Reisetaschen abgestellt und sind gleich zum Ausgangspunkt unsere Tour nach Au weiter gefahren.

Au mit Kanisfluh im Hintergrund

Altersgerecht sind wir die ersten Aufstiegsmeter mit dem Zauberteppich gefahren,

Zauberteppich

recht schnell mussten wir uns doch auf eigene Füße stellen und aufwärts ging es am kleinen Schlepper vorbei und dann der Forststraße folgend. Kurz vor der Godlachenalpe überholten wir zwei ältere Herrn, die uns aber an der Alpe, als wir in der Sonne bei unserer Brotzeit saßen, wieder eingeholt hatten. Der jüngere der beiden war 75 und der andere Herr 82. Alle Achtung, wenn wir uns in diesem Alter noch so bewegen können und uns auf Skitour wagen, dann haben wir alles richtig gemacht.

Godlachen Alpe

Nach der Stärkung ging es Hänge hinauf, die unverspurt und mit Pulverschnee skifreundlich gewesen wären. Aber von Neuschnee war der Bregenzer Wald schon länger Zeit verschont geblieben und die Sonne arbeitete auch gegen den Spaß bei der Abfahrt. Auf der Gipfelkuppe des Lug blies uns ein kalter Wind um die Ohren, schnelles Anziehen war angesagt. Auch waren sich die Wolken nicht ganz einig, ob wir was sehen durften.

Wechselspiel der Wolken

Aber sie entschieden sich doch dafür, uns in Frieden zu lassen. So sind wir noch ein Stück weiter, weil wir kurz vor dem Annalper Joch schöne unverspurte Hänge für die Abfahrt sahen. Constanze wollte hier oben in der Nordausrichtung auch ein Schneeprofil machen. Gesagt, getan, die Neuschneeauflage war nicht groß und die Schneemenge insgesamt auch nicht so üppig. Der obere Hang war wunderschön zum Abfahren, allerdings mussten wir noch einmal anfellen und zum Brendler Lug wieder aufsteigen.

Blick vom Brendler Lug zur Üntschenspitze (Ziel 2. Tag)

Die folgenden Hänge bis zur Forststraße waren fast schon pistenmäßig eingefahren. Unten angekommen, brannten die Oberschenkel von der ungewohnten Belastung, kein Wunder, es waren etwas mehr als 1150 HM.
Nach einem Kaffee im Hotel bezogen wir die Zimmer und gönnten in der Sauna unseren müden Knochen eine Erholung. Zu dem Rundum-Verwöhnpaket gehörte auch ein tolles 5-Gänge-Menü.

Üntschenspitze 2135m mit Nordabfahrt über Pisialpe
Samstag, 11.02.17

Nach einer nicht ganz ruhigen Nacht (laute Gespräche im oder vor dem Hotel) und frühmorgendlichem LKW Lieferverkehr, geht der erste Blick aus dem Fenster und verheißt einen traumhaften Tourentag.

Kanisfluh Nordseite

Im Frühstücksraum gebe ich die Thermosflasche mit der Bitte um Teewasser ab und bin überrascht, das die Bedienung warmes Wasser vom Wasserhahn einfüllen will. Doch glücklicherweise hat Ihre Chefin es beobachtet und führt Ihre Mitarbeiterin zu einem großen Topf mit kochendem Wasser. Na ja, Skitourengeher sind scheinbar nicht das Klientel vom „Aktivhotel Kanisfluh“. Das abwechslungsreiche Frühstücksbuffet ist jedoch sehr zu empfehlen und einfach erste Klasse.

Gut gestärkt und voller Tatendrang fellen wir unsere Skier auf und steigen in Reiner’s Bus ein. „Hat auch jeder seinen Pieps dabei?“ fragt Constanze noch. „Selbstverständlich“ kommt es von uns fast im Chor. Gut gelaunt fahren wir ca. 18 km von Mellau entfernt, an den Orten Hirschau, Schnepfau, Au und Schoppernau vorbei und erreichen Bad Hopfreben (einer der wenigen Orte, die im Bregenzer Wald nicht auf …..au enden).

Unwillkürlich kommt mir dabei die Nationalhymmne vom Bregenzer Wald in den Sinn und geht mir den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf:
„Vo Mello bis ge Schoppornou bean I gloufo, d’Füaß himmor weh tau. Weh tau, we tau, we tau, d’Füaß himmor weh tau“.

In Bad Hopfreben angekommen, ergattern wir mit viel Glück einen der letzten Parkplätze, auf welchem nicht mit „Abschleppen des Fahrzeugs“ und einer „Besitzstörungsklage“ gedroht wird. Beim Ausladen der Ski stellt ein Teilnehmer fest, dass er seinen Pieps im Hotelzimmer vergessen hat. Aufgrund der beengten Parkplatzsituation beschließt er einen Pistentag einzulegen.

Kurz darauf steigen wir durch den Wald die Forststraße

Aufstieg

zur vorderen Üntschenalpe, an der Waldgrenze, hinauf. Hier legen wir eine kurze Rast ein, unser Ziel von morgen direkt vor Augen.

Ziel von morgen (Hochberg)

Danach steigen wir im vollen Sonnenschein den Südhang zum Häfner Joch (1979m) hinauf,

Volle Südseite

dem Startpunkt unserer zuerst ost- und dann nordseitigen Abfahrt. Da der Gipfel abfahrtstechnisch nicht sonderlich attraktiv wirkt, beschließen zwei Teilnehmer hier auf uns zu warten.

magst du noch da rüber?

Der verbliebene Rest der Gruppe steigt die restlichen Höhenmeter auf. Die Aussicht vom Gipfel ist atemberaubend, nur der Bodensee ist unter einer Nebelschicht verborgen. Wegen eines eisigen Nordwinds fahren wir gleich darauf mit einem kleinen Gegenanstieg zum Häfnerjoch hinab.

der Hang ist unserer

Bei perfektem Pulverschnee genießen wir den steilen Osthang und die anschließenden Nordhänge und können von der Abfahrt nicht genug bekommen. An einem sonnigen Platz legen wir die Brotzeitpause ein. Danach fahren wir zum Schreckbach ab und nach einem Gegenanstieg von 50 Höhenmetern durch den Wald, erreichen wir die Forststraße, die uns nach Schoppernau führt.

Im Hotel angekommen relaxen wir im umfangreichen Wellnessbereich. Zum Abendessen ist neben den restlichen vier Gängen als Hauptgericht ein Bauernbuffet aufgestellt. Spanferkel, Schweinshaxen, Ripperl, Schweinsbraten, Rollbraten, Sauerkraut, Serviettenknödel und Bratkartoffel schmecken uns allen. Die durch die 1200 Höhenmeter verlorenen Kalorien werden dadurch mehr als genug wieder aufgefüllt. Zufrieden lassen wir den Abend mit etlichen Absackern an der Bar ausklingen.

Fazit: Ab einem gewissen Alter sind Wellness und Skitouren eine sehr gute Kombination.

Hochberg 2.324 m bzw. Schafalpjoch 2.141 m
Sonntag 12.2.2017

Nachdem der Wetterbericht nochmals eine Erwärmung um 3 Grad vorhergesagt hatte, suchten wir nach einem Ziel mit nördlichem Aufstieg und nördlicher Abfahrt. Constanze schlug einen Aufstieg Richtung Biberacher Hütte vor. Nachdem der Anstieg im Führer auch als Weg durch den „Kühlschrank“ bezeichnet wurde, fand sie sofort allgemeine Zustimmung. Leider musste auch an diesem Tag ein Teilnehmer, diesmal aus gesundheitlichen Gründen, zurückbleiben.

Die Tour begann am Bushalt „Landsteg“ zwischen Hinterhopfreben und Schröcken auf einer Höhe von ca. 1.090 m. Von dort mussten wir einige Meter absteigen, um auf den Fahrweg zur Biberacher Hütte zu gelangen.

Kühler Start

Wir stiegen den relativ steilen, wegen der Schneelage sehr engen Fahrweg etwa 300 Höhenmeter hinauf. Nachdem der Weg teilweise auch hartgefroren war, machte sich der eine oder andere Teilnehmer Gedanken, wie er wohl die Abfahrt mit den Skiern meistern würde.

wie wir das wohl meistern werden?

Bei einem Unterstand mussten wir den Weg nach links verlassen und schräg in eine Schlucht abrutschen. Nach dem Durchqueren einer tiefen Schlucht und mehrerer kleinerer Schluchten öffnete sich weiter oben ein nordseitiger Talkessel, der im Führer beschriebene „Kühlschrank“.

Kühlschrank

Und tatsächlich erreichte uns trotz bestem Wetter über den gesamten Aufstieg kein einziger Sonnenstrahl. Am oberen Ende des Talkessels mussten wir eine Altlawine queren. Wegen des nötigen Sicherheitsabstandes zog sich unsere kleine Gruppe weit auseinander. Weiter oben spurte uns Constanze in eine etwa 20 cm dicke Pulverschneeauflage eine flachere Aufstiegsspur neu ein. Mitunter rutschten wir trotzdem auf dem steilen und harten Untergrund weg,

Ganz schön steil

was wir darauf zurückführten, dass Constanze mit ihrem zu geringen Gewicht die Spur wohl für uns nicht ausreichend festtreten konnte. Für den Tag hatten wir als Alternative auch die Besteigung des Rothorns in Betracht gezogen. Der Anblick der über 40 Grad steilen Flanke des Rothorns bestätigte uns darin, mit dem Hochberg die richtige Wahl getroffen zu haben.

Rothorn Ostflanke mit 30 Spitzkehren

Nach etwa 2 ½ Stunden Gehzeit und 1.120 Höhenmeter erreichten wir das Schafalpjoch auf 2.141 m. Die letzten Meter zum Hochberg führten wenig lohnend über einen steilen, schneefreien Grasrücken.

abgeblasene Hänge am Hochberg

Deshalb entschlossen wir uns auf dem Schafalpjoch zu bleiben. Direkt unter dem Schafalpjoch fanden wir ein windgeschütztes und sogar sonniges Plätzchen, wo wir die verdiente Brotzeit machten.

am Schafalpjoch

 

Rothorn und Hochkünzelspitze

Bei der Abfahrt konnten wir uns über die wohl letzten Pulverschneehänge der Region freuen. Auch wenn wir eine relativ gute Schneelage vorfanden, waren beim Abfahren noch einige Tücken wie z.B. dünne Eisdeckel, hart gefrorene Altspuren und Eisbrocken von Altlawinen zu beachten. Trotzdem fuhren wir, nahezu alle, sturzfrei herunter und ließen sauber geschwungene Spuren zurück. Am unteren Ende des Talkessels folgten wir wieder der Aufstiegsspur um die bereits beschriebenen Schluchtenquerung zu finden. Nachdem auch der Fahrweg zwischenzeitlich aufgetaut war, gestaltete sich die Abfahrt deutlich einfacher als erwartet.

Auf dem Rückweg zum Hotel fanden wir noch eine sonnige Terrasse. Dort gönnten wir uns noch Kaffee und Kuchen, bis die Sonne hinter einem Bergrücken verschwand. Mit einem Saunabesuch und einem leckeren Fünf-Gänge Menü ließen wir den Tag ausklingen.

Da sich der gesundheitliche Zustand eines unserer Tourengeher auch am Montag morgen nicht ausreichend stabilisiert hatte, stimmten die anderen Teilnehmer zu, die geplante Tour zum Toblermannskopf nicht durchzuführen, um den Kranken möglichst bald zu einem Arzt zu bringen.

Dafür nochmals meinen Herzlichsten Dank an Euch alle!

Die Tour zusammengestellt und geführt sowie den Bericht mit Bildern versehen hat Constanze

Bericht Tag 1 stammt von Uta

Bericht Tag 2 stammt von Roland

Bericht Tag 3 stammt von Harald

Und wir alle sind eine große Familie!

Hans

Mike

Reiner

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