30.09.-03.10.2016, mit Hans Sterr – Auf leichten, aber landschaftlich sehr anregenden Touren war eine Gruppe des Alpenkranzl im Vinschgau unterwegs. Und von Sonne bis Schnee war alles geboten …
Eine Anreise über Garmisch ist ja immer ein Gfrett, und diesmal war es nicht anders. Das Ausweichen über Eschenlohe half auch nicht: Anderer Weg, gleicher Stau. Über den Fernpass ging es einigermaßen, aber am Reschenpass haben sie uns dann noch eine Baustelle mit langer Ampelschaltung hingestellt. Die lange Anreise war wohl dann auch der Grund, warum wir das brettlbreit am Ortseingang von Stilfs liegende Hotel Stilfserhof zunächst übersehen und noch eine kleine Ortsrunde gedreht haben. Das sehr gute Abendessen hat uns aber dann entschädigt.
Der erste Tourentag führt uns zur Düsseldorfer Hütte. Wir fahren dazu mit den Autos hinauf nach Sulden, und weil wir ja nur sehr leichte, nicht anstrengende Touren vorhaben, fahren wir mit dem Sessellift hinauf zur Bergstation Kanzel. Und bei Ankunft entschließt sich auch seine Majestät, König Ortler, sein Haupt aus den Wolken zu schieben.
Wir wandern über den sehr schön angelegten Höhenweg hinüber Richtung Zaytal. Der mit Steinplatten ausgelegte Weg und fast malerisch gestaltete Brücken über kleine Einschnitte machen die Strecke sehr abwechslungsreich.
Nachdem wir den Zaybach überschritten haben, geht es in Serpentinen die letzten 300 Hm hinauf zur Hütte. Dort angekommen, beschließen noch ein paar, weiter hinauf zu steigen Richtung Tschenglser Hochwand, während der andere Teil der Gruppe gleich einkehrt.
Die „Ausdauernden“ steigen allerdings auch nur noch rund 100 Hm auf, vorbei am Zaysee zu einer kleinen Hochebene. Dort verderben hereinziehende Wolken die Lust auf weitere Anstiege.
Zurück an der Hütte können dann die anderen aber schon Essensempfehlungen geben – die Suppen sind der wahre Hit und können anderen Berggehern uneingeschränkt ans Herz gelegt werden.
Wir machen uns an den Abstieg, zunächst auf dem bereits bekannten Serpentinenweg, bevor wir am Bach dann abzweigen und auf direktem Weg durch das Zaytal absteigen. Dieser Abstieg ist landschaftlich außerordentlich schön, insbesondere im letzten, durch den Zirbenwald führenden Teil.
Wir erreichen im Tal die Straße und kurz darauf den Parkplatz. Wir packen ein und fahren zu unserem nächsten Ziel: Dem Messner Mountain Museum Ortles, dem ersten von mittlerweile sechs von Reinhold Messner gegründeten Museen.
Der freundliche Herr am Eingang lässt uns freundlicherweise zum Gruppenpreis hinein und hält uns einen kleinen, aber recht spannenden und informativen Einführungsvortrag.
Und zugegeben: Die eine oder der andere waren vor dem Besuch ein wenig skeptisch, ob da nicht nur eine Messner-Beweihräucherungsanlage steht, aber siehe da: Das Museum ist nichts dergleichen, sondern hoch informativ und reich mit Bergsteiger-Utensilien von berühmten Touren und auch mit wunderbaren Kunstwerken ausgestattet. Prädikat: Lohnenswert!
Nach diesem gut ausgefüllten Tag fahren wir zurück nach Stilfs, wo einige den Tourentag noch in der Hotelsauna ausklingen lassen, bevor wir uns zum wieder hervorragenden Abendessen treffen.
Der Sonntag bringt zunächst leider trübes Wetter mit sich. Wir frühstücken spät und nutzen die Zeit dann für eine kleine Runde durch den malerischen Ort – wo anscheinend alle gut Bescheid wissen …
Nach der kleinen Mittagspause hält uns aber dann nichts mehr und wir machen uns auf zu einer Wanderung bei Trafoi. Auf der Straße zum Ausgangspunkt bei Hl. Drei Brunnen stehen uns aber plötzlich Bauzäune im Weg: Sicherungsarbeiten gegen Hangrutschungen sind im Gange. Und nicht nur das: Auch die Wanderwege sind deswegen gesperrt, darunter auch der von uns geplante Wasserfallweg. Also Karte raus und ein neues Ziel suchen – und gleich finden: Der Grottenweg beginnt direkt an unserem Parkplatz.
Wir wandern zunächst durch den Wald hinunter zum Trafoibach, und Befürchtungen, der Weg würde seinem Namen „Grotten“ ein „schlecht“ hinzufügen, sind völlig unbegründet: Im Gegenteil ist der Weg sehr schön angelegt und abwechslungsreich. Und um das Ganze abzurunden, kommt jetzt immer wieder auch die Sonne heraus.
Wir wandern entlang des Baches, bis wir die Brücke erreicht haben, die uns auf die andere Talseite nach Trafoi führt. Und dort sieht man dann auch, woher der Weg seinen Namen hat: Die Felswand vor uns weist mehrere kleine und eine große Grotte mit einem Weiher davor auf. Ein schöner Flecken, der nur dadurch verliert, dass die Grotte eingezäunt ist – die ortsansässigen Fischer wollen verhindern, dass sich da auch Unbefugte Fische herausholen.
Wir steigen über einen steilen, aber nur kurzen Steig hinauf nach Trafoi. Wir gehen dort zum Naturkundemuseum naturatrafoi. Hier erfährt man in sehr anregend gestalteten Ausstellungen vieles über Geologie, Flora und Fauna des Nationalparks.
Einige können sich gar nicht trennen von den tollen Fotos, Filmen und Exponaten, und so holen Alex und Hans die Autos alleine, damit die anderen noch länger im Museum bleiben können.
Wir fahren wieder hinunter nach Stilfs und lassen den Tag wie gewohnt bei vorzüglichem Essen und diversen Getränken ausklingen.
Der Montag, unser Nationalfeiertag, beginnt dann mit wolkenlosem Himmel. Wir fahren nach dem Frühstück die 48 Kehren hinauf zum Stilfser Joch – und siehe da, hier oben hat es in der Nacht geschneit! Schnee und Eis finden sich im obersten Teil noch auf der Straße, vorsichtig fahren ist angesagt. Bei minus drei Grad (!) steigen wir aus dem Auto und schauen auf den verschneiten, 2.757m hoch gelegenen Pass. An so einen Anblick muss man sich erst wieder gewöhnen!
Wir steigen hinauf zur Garibaldi-Hütte, wo Hans geschichtliches zur Ortlerfront des 1. Weltkrieges erzählt, unterstützt von Informationstafeln, die hier oben und auf dem Weiterweg aufgestellt sind.
Wir marschieren zunächst entlang dem Kamm in Richtung Rötlspitze, bevor wir dann abbiegen hinunter in Richtung Goldsee. Ein wegen des Neuschnees etwas heikel zu gehender Wegabschnitt wird von allen problemlos gemeistert.
Das Wetter verhält sich nun leider etwas entgegen der Vorhersage: Statt blauer Himmel zieht es über den umliegenden hohen Bergen wieder zu, und so ist der Blick auf den Goldsee dann eher wenig idyllisch. So gehen wir zurück zu unserem Ausgangspunkt wieder hinauf zum Pass.
Dort angekommen stellen wir fest, dass einer unserer Teilnehmer anscheinend seinen eigenen Würstlstand hat – und weil eh Mittag ist, kehren wir dort auch gleich ein. Und die Bratwurstsemmeln mit Kraut schmecken hervorragend!
Nach dem Essen geht es dann die Straße wieder hinunter – wir sind froh, dass Eis und Schnee mittlerweile verschwunden sind und die Strecke gefahrlos befahren werden kann.
Wir fahren hinunter nach Prad, wo jetzt die Sonne scheint und wir die Jacken wegpacken können. Wir wandern zunächst entlang des Suldenbachs hinauf an einem der letzten unverbauten Flussabschnitte.
Nicht lange, und wir erreichen über eine Brücke das Unikum in Prad – wir gehen in das „Freilichtmuseum“ vom Schmelz, dem wohl bekanntesten Künstler in Prad und weit darüber hinaus.
Nachdem wir gerade unser Scherflein in die Kasse am Eingang geworfen haben, erscheint auch schon der Künstler selbst – und kontrolliert gleich, wieviel wir eingeworfen haben. Er ist dann auch sehr zufrieden damit …
Wir lassen uns von ihm seine Arbeiten etwas erläutern – wobei er nicht so sehr Fragen beantwortet, sondern eher erzählt, was ihm gerade so einfällt, und er ist dabei, sagen wir: sympathisch-anstrengend.
Wir verlassen seine Werke wieder, queren die Brücke zurück über den Bach und steigen hinauf zu einem Waalweg, dem „Frauwaal“ (Google: „Meinten Sie Grauwal?“). Über solche Waale wurde früher das Wasser in Richtung der Felder abgeleitet. Heute ist zumindest dieser Waal trocken – aber landschaftlich ganz großes Kino.
Wir gehen nahezu eben entlang des Waals oberhalb Prad entlang durch schöne Waldstücke, auf Holzstegen entlang von Felsmauern und immer mit schöner Aussicht hinaus ins Tal und die umliegenden Berge. Sehr genussreich!
Als wir Agums erreichen, stiegen wir vom Frauwaal ab zur Kirche und besichtigen sie. Dann geht es hinunter, wo auch gleich ein Gasthof auf uns wartet. Wir erfrischen uns mit Eiskaffee und Getränken, bevor wir am Talweg zurück unseren nicht weit entfernten Parkplatz erreichen.
Da wir einigen Rückreiseverkehr erwarten, beschließen wir, noch in Zams im Gasthof zur Gemse einzukehren und werden dort mit hervorragendem Essen bewirtet. Leider macht allerdings die Pause die Straßen nicht freier: Fernpass und Zirler Berg (5km Stau schon auf der Ausfahrt auf der Autobahn) sind völlig zu – und so sind wir erstaunt, dass der Weg über Kufstein und die Salzburger Autobahn sich diesmal als die verkehrsgünstigste Lösung erweist.
Ein langes Wochenende mit schönen Touren, einigen Wetterkapriolen, täglich wunderbarem Essen und einer sehr harmonischen Gruppe ist vorüber.
Teilnehmer: Irmgard Faltermaier, Monika Hofer, Elisabeth Hornburger, Alex Lechner, Ernst und Beate Schmidt, Sonja Schupsky
Tourenleitung, Fotos und Bericht: Hans Sterr