Ratsch-Bladl – DAV Alpenkranzl Erding Alpenkranzl-Informationen 08/2010-12/2018

12.07.2015

Gletscherkurs 2015

Filed under: Kurse,Tourenberichte — admin @ 18:42

Praxistage: Donnerstag – Sonntag, 25.–28.06.2015, mit Matthias Ruderer und Karola Rübensaal – Endlich auch einmal die hohen Berge in Angriff nehmen! Dieses gemeinsame Ziel nahmen die insgesamt zehn Teilnehmer des diesjährigen Gletscherkurses der Sektion Alpenkranzel Erding mit auf die Oberwalderhütte (2970m), am Gletscher des Großglockners in den Hohen Tauern.

Startpunkt mit Glocknerblick

Startpunkt mit Glocknerblick

Gut gerüstet mit zwei Theorieabenden im Mayr-Wirt machten wir uns vom Parkplatz der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe (2369m) auf zur Oberwalderhütte. Man genießt von hier einem überwältigenden Blick quer über den längsten Gletscher der Ostalpen, die Pasterze, auf Österreichs Höchsten, den Großglockner mit 3.798 Meter.

Die Pasterze - längster Gletscher der Ostalpen

Die Pasterze – längster Gletscher der Ostalpen

Der Aufstieg begann durch eine Handvoll dunkler, grottenartiger Tunnel, bis der Weg in einen gut angelegten Sommerweg mündete. Nach gut einer halben Stunde endete dieser auch wieder und wir mussten über Geröll und Felsen leicht ansteigend unseren Weg selber schlagen. Unser gut dreistündiger Aufstieg wurde von kurzen Intermezzi mit interessanten Informationen über heimische Pionierpflanzen und Kartenübungen begleitet. Im letzten Drittel streiften wir ein Altschneefeld und stiegen in engen Serpentinen über einen steilen Pfad zu unserem „Basislager“ auf.

Beim Hüttenzustieg

Beim Hüttenzustieg

Nach einer kurzen Rast mit Quartierbezug in einem der großräumigen Lager, sammelten wir uns im Eingangsbereich und legten erstmals unsere Hochtourenausrüstung, bestehend aus: Gurt, Karabiner, Bandschlingen, Reepschnüren und Pickel an. Am Nachmittag übten wir vor allem Gehen am Seil und wiederholten Knoten- und Spaltenkunde.

Nach einer langen fast vierstündigen Anfahrt, dem Aufstieg zur Hütte und ersten Übungen im Schnee, waren alle ersichtlich froh, als um 18 Uhr zum Drei-Gänge-Abendessen gebeten wurde. Der Abend wurde gemütlich bei Bier und einer ordentlichen Runde Schafkopfen ausgeklungen. Die erste Nacht war sehr kalt und windig, was sich auf unser Außenlager übertrug.

Spaltenbergung

Spaltenbergung

Nach einem Frühstück bei Kaffee, Tee, Obst, Zerealien und Wurstbroten begann unser Tag um 8 Uhr mit dem ersten Tag Training im Schnee. Sicherungstechniken waren angesagt. Wie macht man einen Fixpunkt im Schnee mit einem Pickel? Wie berge ich einen in eine Gletscherspalte Gefallenen? Letzter Punkt beanspruchte fast den gesamten Vormittag, bis alle einzelnen der Stationen von jedem einmal durchgespielt wurden. Am frühen Nachmittag stand dann Selbstrettung und „raufprusiken“ am Seil, sowie die legendäre „Rammeltechnik“ von Matthias auf dem Programm.

Selbstrettung

Selbstrettung

Der frühe Abend wurde dazu genützt, die morgige Tour auf den Johannisberg (3.453m) vorzubereiten, die Seilschaften einzuteilen und einen optimalen Weg zu finden, Pausen einzuplanen, sowie Positionswechsel innerhalb der Seilschaft auszumachen.

Johannisberg im Abendlicht

Johannisberg im Abendlicht

Der dritte Tag begann früh um 6 Uhr beim gemeinsamen Frühstück. Man schaute des Öfteren aus dem Fenster, um sich nach dem Wetter zu erkundigen. Es war schlechtes Wetter ab dem späten Vormittag angesagt. Eine Frage, welche auch die einzelnen Seilschaften betraf, da sie einzeln zu bewerten hatten, bei welchen Wetterverhältnissen sie umkehren würden.

Doch noch war das Wetter gut, und man traf sich relativ pünktlich um 6.45 Uhr in voller Montur vor der Oberwalderhütte. Den ersten Vorstieg übernahmen jeweils die am Vortag ausgemachten Gruppenührer, die Tourenleiter Karola und Matthias gingen jeweils auf Position zwei, knapp dahinter. Eine Übung, um Verantwortung für sich und die Gruppe zu übernehmen. Obwohl die Seilschaften sich jeweils unabhängig voneinander orientieren sollten und den vorher abgesprochen Weg wählen sollten, stieg man relativ einstimmig ein steileres Felsstück am Rande des Gletschers herunter, um erst im letzten Moment am Seil gehen zu müssen.

Unterwegs zum Johannisberg

Unterwegs zum Johannisberg

Der Anfang über den Gletscher in der Querung war sehr flach und man kam sehr gut voran und das Wetter hielt. Die erste Seilschaft bestand aus Robert, Matthias, Elisabeth und Daniel, letzterer übernahm die erste Führung. Besonders im oberen Stück, als Robert im tiefen Schnee spurte, machte er sich im Vorstieg für andere Seilschaften sehr verdient.

Nach etwa zwei Stunden und 45 Minuten erreichten wir den Gipfel. Leider zog es etwa 10 Minuten vor dem Gipfelsieg schlagartig zu. Am Gipfelgrat war dann noch einmal etwas Vorsicht geboten, da es sehr viel geschneit hatte und sich ein nicht unerheblicher Firngrat gebildet hatte, der überquert werden musste.

Am Gipfel des Johannisbergs

Am Gipfel des Johannisbergs

Wir machten kurz am Gipfelplateau Pause: Essen, Trinken, Gipfelfoto und dann in anderer Seilschaftsanordnung gemeinsamer Abstieg. Es war mittlerweile kaum noch Sicht und wir gingen koordiniert hintereinander in den Seilschaften. Was im Aufstieg Anstrengungen verlangte, ging nun schnell und kraftsparend im tiefen Schnee voran. Ein Hindernis tat sich in Form einer homöopathisch kleinen Spalte auf, welche wir etwas stockend übersprangen. Nach viereinhalb Stunden rauf und runter war es auch schon wieder geschafft. Anstatt der geplanten sechseinhalb Stunden waren wir fast zwei Stunden schneller unterwegs und zurück auf der Oberwalderhütte.

Bevor es auch schon wieder im Programm weiter ging, stärkten wir uns erst einmal bei einer Nudel-, Gulasch- oder Kaspresssuppe und haben die Tour in den Gruppen nachbesprochen. Um zwei Uhr steigen wir für ein paar Stunden den Sommerweg der Oberwalderhütte ab, um einen ungefährdeten Hang mit Tiefschnee zu erreichen. Auf dem Programm standen diverse Rutschübungen mit und ohne Gepäck. Bei Wind und Schnee auf die Dauer eine sehr kalte und nasse Angelegenheit für den ein oder anderen Schuh (meinen z.B.).

Der Abend wurde bei einem fantastischen Essen ausgeklungen. Am letzten Tag vor dem Abstieg war noch Packen angesagt. Am nächsten Morgen stiegen wir noch einmal in flacheres Gelände und übten das Gehen am Seil bei steilerem Gelände in Serpentinen – ohne Erfahrung gar nicht so einfach. Der Abstieg zum Parkplatz ging schnell, denn obi gäd’s oiwei!

Auf der Pasterze

Auf der Pasterze

Am Parkplatz auf der Franz-Josefs-Höhe packten wir noch einmal Pickel, Steigeisen und Hochtourenausrüstung zusammen. Wir stiegen auf die Pasterze ab und gingen ein Stück am Gletscher aufwärts. Nun standen wir das erste Mal auf Steigeisen und versuchten uns an ein paar Stellen im Eisklettern.

Im steilen Eis

Im steilen Eis

Um 17.00 Uhr waren wir zurück am Parkplatz und beendeten den gelungenen Kurs mit Kaffee und Kuchen.

Vielen Dank noch einmal an Matthias und Karola, die den Ausfall von Simone so souverän kompensierten und keinem Teilnehmer absagen mussten. Merci noch einmal, Matthias und Karo, für diesen tollen Kurs!

Teilnehmer: Rudi Brand, Daniel Gottal (Bericht), Jonas Gottal, Carolin Grüner, Simon Kaiser, Elisabeth Lindner, Thomas Müller, Robert Numberger, Jasmin Stark und Florian Wegler
Tourenleitung: Matthias Ruderer und Karola Rübensaal

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