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08.05.2014

Skitouren in St. Antönien

Filed under: Tourenberichte — admin @ 13:35

28.-31.3.2014, mit Constanze KlotzUta Mentz: Der Wecker klingelte extrem früh, aber heute konnte ich mich nicht noch einmal umdrehen. Nach einem schnellen Frühstück behängte ich mich mit all dem, was man zum Touren gehen so braucht, den Tagesrucksack auf dem Rücken, den Rucksack für die Schuhe am Bauch, die Sporttasche, die mit dem Skibob transportiert werden soll, auf der Schulter und über allem thronte der Skisack.

Bis ich am Busbahnhof in Landshut war, stand mir der Schweiß auf der Stirn. Der Flughafenbus brachte mich zum Treffpunkt. Als ich mich am Airport-Center gerade suchend auf den Weg machen wollte, hörte ich bereits meinen Namen. Constanze hatte mich schon gesehen und Reiner kam mit dem Auto nach. (Die anderen Vier hatten sich bei Reiner getroffen). Auf dem ersten Teil der Strecke hatte Reiner einen Schlafwagen, erst als wir uns in Lindau mit Kaffee und Kuchen aufgepäppelt hatten, kam etwas Leben in die Autofahrt. St. Antönien erreichten wir bei bestem Sonnenschein.

St. Antönien

St. Antönien

Die Sachen für den Transport mit dem „Skitöff“ wurden in einen bereitstehenden Anhänger verladen. Von St. Antönien führt eine Straße nach Partnun, diese ist im Winter aber nicht geräumt, sodass unser Hotel nicht mit dem Auto zu erreichen ist. Wir wollten ja auf dem Weg zu unserem Berggasthof „Sulzfluh“ noch eine Skitour machen und hofften auf eine gute Abfahrt. Dazu sind wir anstatt direkt nach Nordosten erst in das Gafiatal nach Südosten hineingelaufen. Der Schnee reichte hier unten auf ca. 1400 m gerade noch für den Aufstieg. Aber die Sonne brannte erbarmungslos. Das merkten wir vor allem, als der Anstieg im Alpeltitälli steiler wurde. Genügend Trinkpausen waren notwendig und kurz vor unserem Übergang ins Silbertälli machten wir windgeschützt eine längere Brotzeit.

Ganz schön windig

Ganz schön windig

Der Blick zurück nach Süden auf das Skigebiet Klosters und die malerischen Gipfel des Alpenhauptkamms war überwältigend. Die Abfahrt ins Silbertälli und nach Partnun lag auf Nordhängen. Hier hatte die intensive Sonneneinstrahlung dem Schnee noch nichts anhaben können. Entsprechend phantastisch war der Pulverschnee. Nach ein paar zögerlichen ersten Schwüngen auf dem sehr steilen Anfangsstück lief die Abfahrt rund und schön und wir waren viel zu schnell an unserem Berggasthof.

Auf unserem Weg von St. Antönien über die „Litzirüte“ nach Partnun lagen 1.090 Höhenmeter Anstieg und 790 Meter Abfahrt. Vor Bezug des Zimmers nahmen wir die Sonnenterrasse in Anspruch, hier verging die Zeit wie im Flug und schon wurden wir zum Abendessen gebeten. Der Gastraum ist im ältesten Teil des Hauses, hier wird mit Kerzen und Petroleumlampen für Licht gesorgt. Unser Zimmer dagegen ist im Neubau und verfügt über alles, was das Tourengeherherz begehrt, außer genügend Möglichkeiten zum Aufhängen der feuchten Sachen. Hier behalfen wir uns mit einem Kleiderständer im Gang und ein Fitnessrad wurde ebenfalls als Trockenständer umfunktioniert.

Nach dem Abendessen hielt es keiner lange am Tisch aus. Die Augenlider verweigerten nach diesem langen und eindrucksvollen Tag einfach ihren weiteren Dienst und verlangten nach Entspannung.

Samstag, 29.03.14 (Roland Stary)
Nach dem etwas spärlichen Frühstück stand heute eine Rundtour um die Wiss Platte (2.630m) auf dem Programm. Bei wolkenlosem Himmel gingen wir nach Norden und sahen am zugefrorenen Partnunsee einige Steinbockspuren. Zur „Gruoben“ stiegen wir zu Fuß über eine Steilstufe hinauf, da Gämsen die Aufstiegsspur so zertrampelt hatten, dass sie mit Ski nicht mehr benutzbar war.

Steilstufe zur Wissplatte

Steilstufe zur Wissplatte

Unsere Überraschung war groß, als wir in der Ferne die Übeltäter, eine Herde von 16 Gämsen sahen.

Die Übeltäter

Die Übeltäter

Über hügeliges Gelände ging es bergauf und auch bergab Richtung Tilisunafurggli weiter, bis wir wieder eine Steilstufe erreichten, die wir dieses Mal jedoch mit den Skiern hinaufsteigen konnten. Jetzt hatten wir die Wiss Platte halb umrundet und konnten endlich zum Gipfel aufsteigen. Dort empfing uns ein eisiger Wind, sodass wir auf eine Pause verzichteten und sofort die ostseitige Pulverschneeabfahrt in österreichisches Hoheitsgebiet hinabfuhren. Unten angekommen machten wir in einer windgeschützten Senke unsere wohlverdiente Pause.

Danach führte uns ein südseitiger Gegenanstieg über eine alte Zollhütte auf den Plasseggenpass 2354m, wo ein Schild uns den Grenzübertritt in die Schweiz anzeigte. Voller Elan wurden die Felle in die Rucksäcke verstaut und jeder freute sich schon auf die in der Karte verheißungsvoll eingezeichnete Abfahrt durch das Plasseggental. Doch enttäuscht mussten wir feststellen, dass die geringe Neigung nicht zum Schwingen reichte. Am Ende des Hochtals wurde es endlich steiler und  wir befuhren eine Engstelle, das sogenannte „Engi“.

Jetzt schwingt's aber!

Jetzt schwingt’s aber!

Anschließend hatten wir noch einige schöne Hänge bei sehr guten Schneeverhältnissen, bis wir wieder den Berggasthof erreichten.

Anzumerken ist noch, dass wir auf der gesamten Tour bis zum Ende des „Engi“ die einzigen Skitourengeher waren. Hier bewahrheitete sich der offizielle Werbeslogan der Gemeinde St. Antönien: “St. Antönien, hinter dem Mond links.“

Nach einer ausgiebigen Stärkung auf der Terrasse des Berggasthofes setzten wir uns in den mit Holz beheizten Zuber, der als Outdoor-Whirlpool umgebaut wurde, und entspannten uns.

Alle drin im Pott

Alle drin im Pott

Nach dem sehr guten Abendessen ließen wir den Abend mit naturtrüben Apfelmost ausklingen.

Sonntag, 30.3.2014 (Karola Rübensaal)
Am dritten Tag stand die Paradetour der Region, die Sulzfluh (2.817m), auf dem Programm. In der Nacht wurden die Uhren eine Stunde nach vorne gedreht, sprich: Uns wurde eine Stunde Zeit gemopst. Deshalb entschieden wir uns, eine halbe Stunde später als die Tage zuvor zu frühstücken. Nicht wegen des Schlafs, sondern damit wir nicht zu früh dran und damit noch alles beinhart gefroren wäre. Wie schon die Tage zuvor, meinte es Petrus nämlich sakrisch gut mit uns: Frost in der Nacht und strahlender Sonnenschein sowie knallblauer Himmel am Tag.

Mehr oder weniger eben gingen wir durch den kleinen Ort und überquerten den Fluss an einer kleinen Brücke. Von dort zieht sich der Weg über steiles Almgelände aufwärts. Immer im Blick die steil abfallenden Felswände der Sulzfluh. Kaum zu glauben, dass hier irgendwo ein Durchschlupf durch die Felsen sein soll, der einen auf die andere Seite des Berges bringen soll. Nachdem wir an Höhe gewonnen haben, führt uns der Weg in einer langen Querung in einen Kessel. Auf ca. 2.150m stehen wir an der Steilstufe. Wir schnallen unsere Ski ab und befestigen sie am Rucksack, so dass wir die Hände frei haben zum Kraxeln.

Steilstufenblick von oben ...

Steilstufenblick von oben …

... und von unten

… und von unten

Der Schnee ist griffig und die Felsen taugen gut zum Greifen und Treten. Nach den Felsen geht es noch ein kurzes Stuck steil in gutem Stapfschnee bergauf und schon können wir die Ski wieder anschnallen. Davor müssen wir allerdings das atemberaubende Panorama genießen. Noch ein kurzes Stück aufwärts, dann macht der Weg eine Linkskurve und führt uns ins sogenannte Gemschtobel – im Sommer ein riesiges Kar. Steil zieht es sich nun hinauf und Constanze macht uns eine äußerst angenehme Aufstiegsspur, die wir langsam, aber stetig aufsteigen.

Als das steilste Stück geschafft ist, und das Gipfelkreuz schon auf der steilen Felsnase zu sehen ist, machen wir noch eine kurze Pause und starten dann durch zum Endspurt. Die Sonne brennt unerbittlich vom Himmel, so dass wir alle am liebsten im T-Shirt und kurzer Hose laufen würden. Kaum vorstellbar, dass die andern gestern fast vom Berg geblasen wurden!?

Die Spur führt uns in einem Linksbogen in sanfteres Gelände und zeigt uns nun endgültig die sanftere Seite der Sulzfluh. Bald erreichen wir den Westgrat, der uns zum Gipfel führt. Was wir nun sehen. übertrifft alle unsere Erwartungen: Die Gipfel-rundum-Schau ist einfach überwältigend. Es ist windstill und wir genießen unsere Brotzeit teils mit freiem Oberkörper. Unglaublich, wie warm das ist!

Schön warm!

Schön warm!

Nach einer ausgiebigen Pause machen wir uns an die Abfahrt. Direkt an der Ausfahrt vom Grat „fand“ Constanze den ersten Stein – nicht den letzten, wie wir bald feststellen werden. Am ersten Hang ist die Schneequalität eher bescheiden, verbessert sich dann allerdings immer mehr – juhu. Die Steilstufe meistern alle auch rückwärts gut. Wobei man sich wesentlich leichter tut, wenn die Ski weiter oben am Rucksack befestigt sind. Aus Fehlern lernt man ja bekanntlich am besten. Es folgen noch die Almwiesen, auf denen uns gerade noch tragfähiger Sulz erwartet. In kleinen Abschnitten müssen wir uns sogar auf Schneesuche begeben. Alles in allem aber eine schöne Abfahrt, vor allem unter Anbetracht der enormen Wärme.

Wir genießen noch Kaffee, Bier und ähnliches auf der Terrasse und bereiten uns auch heute wieder auf den Sprung in den heißen Blubbertopf vor. Heute ist das Wasser schon richtig heiß, als wir in den Topf steigen. Da hilft nur: Raus, eine Runde im Schnee rollen und mit einem Stück Schnee in der Hand wieder zurück in den Topf. Das Wiederholen wir einige Male und haben dabei eine Mordsgaudi. Die Hitze im Körper reicht sogar für ein Fotoshooting auf dem kalten Schnee in Bikini und Badehose. Was für ein Spaß!

Schneewalzer, äh, -wälzer!

Schneewalzer, äh, -wälzer!

Für den Abend haben sich unsere Wirtsleut noch ein ganz besonderes Schmankerl einfallen lassen. Es gibt Chasgescheder mit Kapuns und Apfelschnitz. Was das sein soll? Viel Käse mit Zwiebel, Brot und Milch zu einem Schmarrn verrührt und angebraten, dazu Spätzleteig (ähnlich), der ungefähr fingerdick in ein Mangoldblatt gewickelt und darin gekocht wird. Dazu gibt es noch eingeweckte Apfelstücke. Sooo lecker! Tatsächlich ist das echte Prättigau-Hausmannskost, die aber nur noch selten gekocht wird, wie wir am nächsten Tag am Gipfel von einem älteren schweizer Ehepaar erfahren.
Ein wirklich gelungener Tag, der noch mit einem Röteli, serviert auf dem Rötelibankli, vollendet wird.

Abschluss der schweizer Spezialitäten

Abschluss der schweizer Spezialitäten

Montag. 31.3.2014 (Constanze Klotz)
Schon wieder Sonne! Wann hatte ich das letzte Mal vier Tage bestes Wetter und Lawinenstufe 2 auf Tour? Mit uns reisen die letzten Gäste ab, am Morgen verladen wir unsere Taschen auf den Anhänger des Skitöffs, wir werden sie heute Nachmittag am Parkplatz mitnehmen. Vorher wollen wir natürlich noch eine Tour gehen. Da das warme Wetter dem Schnee arg zugesetzt hat, entscheiden wir uns für die einzig verbleibende Nordabfahrt, am Schollberg

Den Weg dorthin kennen wir teilweise, sind wir doch schon zweimal von dieser Richtung her abgefahren. Gemütlich ziehen wir eine gute halbe Stunde ins Tal hinein, bevor es mit einem Schwenk nach Süden steiler wird. Da wir noch Schatten haben, ist es hart und wir ziehen die Harscheisen auf. Wie üblich die Diskussion: Braucht´s die wirklich, geht’s nicht ohne? Klar geht’s ohne, aber mit geht’s besser!

Die Sonne erreicht uns in der großen Mulde auf 2.100m, jetzt geht es in einem Bogen nach Südwesten, dem Silbertälli 2 folgend (Anscheinend hat es hier überall Silber!). Glitzern tut der Schnee auf jeden Fall fantastisch! Heute haben wir nur 750 Höhenmeter, und vor allem nicht viel Strecke: mir nichts, dir nichts sind wir oben. Das letzte Stück Grat vorm Gipfel gehen wir zu Fuß, und wieder haben wir eine großartige Aussicht.

Sulzfluh und Wissplatte

Sulzfluh und Wissplatte

Gipfel ringsum, soweit das Auge reicht. Gestern Abend haben wir das Panorama, das im Haus hängt, studiert und können jetzt Piz Palü, Bernina, Buin und in der Ferne einige Walliser Gipfel benennen. Direkt gegenüber sehen wir nochmals eindrucksvoll die Anstiege der vergangenen Tage. Selbst nordseitig hat der Schnee gelitten und mit der Pulverabfahrt wird es nichts. Aber es geht noch ganz gut, nur kurz vor dem Bach kurven wir durch Erlengebüsch.

Zum 12-Uhr-Läuten sitzen wir vorm Gasthaus Sulzfluh und geniessen noch ein Fläschchen Most, von ostschweizerischen Äpfeln, wohlgemerkt. Wir nehmen Abschied, und ganz sicher: Da komme ich nochmals her, ein Tourenstützpunkt von dieser Qualität und dieser Freundlichkeit sucht seinesgleichen!

Berghaus Sulzfluh

Berghaus Sulzfluh

Trotz 300 Höhenmeter Differenz geht es zäh das Tal hinaus, der Schnee ist weich und pappig. Flugs ist unser Gepäck verstaut, wir verlassen das sonnige Hochtal, tauchen ein ins tief eingeschnittene Tal der Landquart, erst im Rheintal schlägt uns der Frühling entgegen: In diesen vier Tagen, die wir im Schnee verbrachten, haben hier unten die Bäume das Blühen begonnen. Welch ein Kontrast! Ich liebe Frühjahrsskitouren, und das ist einer der Gründe dafür.

Vielen Dank an diejenigen, die mich (Constanze Klotz, Tourenleiterin) begleitet haben: Uta, Reiner  und Roland als „Wiederholungstäter“ sowie Karola, die trotz körperlicher Probleme mitgekommen ist und sich wacker geschlagen hat!

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